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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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alles gut verlaufen sei. Man brachte ihn in ein typisches Krankenzimmer, das wohl gleichzeitig als Aufwachraum diente. Federico lag dort auf dem Bett, seine rechte Hand bis hin zur Mitte des Unterarms fest einbandagiert und man hatte einen dicken Eisbeutel darauf gelegt. Sein Gesicht war beängstigend blass und eingefallen, die Knochen unter der Haut traten viel deutlicher hervor und er wirkte wie um Jahre gealtert.
    »Er war kurz wach und konnte selbstständig aufstehen, doch jetzt ist er schon wieder weggedämmert. Aber das ist ganz normal, kein Grund zur Sorge«, versicherte ihm die Chirurgin und Alexis nickte. Er kannte das noch von seiner letzten Wurzelbehandlung beim Zahnarzt.
    »Wir sollten ihm noch mindestens eine halbe Stunde Zeit geben, wenn er dann wach ist und soweit alles okay, können Sie mit ihm gehen«, dann informierte sie ihn über die Wundversorgung und gab ihm auch Schmerztabletten für die ersten Tage nach der Operation mit. Nachdrücklich schärfte ihm Dr. Rhys-Weeks ein, dass Federico danach auf eigene Faust keine solcher Tabletten mehr einnehmen dürfe, auch wenn er Schmerzen bekäme. Nach knapp einer Woche sollten die Fäden gezogen werden und dann würde auch die Physiotherapie beginnen. Doch schon zuvor sollte Federico immer mal wieder seine Finger bewegen.
    Es waren so viele Informationen und Alexis war vor Sorge schon ganz krank. Er vermochte kaum richtig zuzuhören als er neben Federico auf dem Bett saß und dessen unversehrte Hand hielt. So war er froh, dass er neben den Medikamenten auch eine ausführliche Infobroschüre erhielt.
    Doch Alexis bezweifelte, dass er dazu in der Lage war Federicos Verbände zu wechseln. Allein bei der Vorstellung des Anblicks der frisch genähten Schnitte an Federicos Hand wurde es ihm flau im Magen. Federico wusste es nicht, doch Alexis konnte kein Blut sehen und falls es doch einmal dazu kam, wurde er meistens ohnmächtig. Er war dadurch ein paar Mal zum Gespött der gesamten Klasse geworden, als er scheinbar ohne Grund im Sportunterricht zusammengeklappt war. Nur weil sich sein Mannschaftskamerad beim Fußball das Knie aufgestoßen hatte.
    Am besten er fragte seine Großmutter, sie war den Anblick von Blut gewöhnt, hatte sie während des Zweiten Weltkriegs doch als Krankenschwester gearbeitet. Aber fürs Erste konnte dies noch warten.
    Nachdem die besagten dreißig Minuten vorüber waren, blinzelte Federico und seine Mundwinkel zuckten kurz nach oben als er Alexis erkannte. »Ist es vorbei...«
    »Es ist alles gut verlaufen«, beruhigte ihn Alexis und half ihm dann sich wieder umzuziehen. Federico versicherte zwar, dass er alleine gehen konnte doch Alexis schob ihm trotzdem eine Hand unter den Ellbogen und dirigierte ihn sanft zu seinem Wagen als sie die Praxis verlassen hatten.
    Anscheinend war der kurze Weg ein großer Kraftakt gewesen, denn Federico war tatsächlich schon wieder eingeschlafen sobald er im Auto saß. Es war an Alexis ihn anzuschnallen und dafür zu sorgen, dass das kühlende Gelkissen auf seiner Hand lag. Die Kälte sollte die Schwellungen auf ein Mindestmaß reduzieren.
    Da öffneten sich Federicos Augen einen kleinen Spalt. » Ich hänge wohl wirklich übel drin.«
    »Du sahst in der Tat schon einmal besser aus«, konnte sich Alexis die spöttische Replik nicht verkneifen und strich Federico die Strähnen aus der Stirn.
    »Danke auch.« Doch Federico grinste, so gut er das konnte und mit geschlossenen Augen.
    »Hast du Schmerzen?«
    Doch als Antwort erhielt er nur ein missmutiges Brummen.
    »Ich werte das als ›Nein‹«, entschied Alexis. »Die Krankenschwester meinte, du solltest deine Hand kühlen, dann würde die Schwellung nicht so schlimm werden. Ich frage mich, ob das jetzt noch etwas nützt, aber schaden kann es wohl auch nicht.«
    »Wieso redest du so viel?«
    »Tue ich doch gar nicht.«
    »Du plapperst die ganze Zeit«, stöhnte Federico und rutschte auf dem Autositz herum bis er eine bequeme Position gefunden hatte.
    »Muss wohl daran liegen, dass mein Freund gerade operiert worden und nun mit Beruhigungsmittel vollgepumpt ist.«
    Alexis wollte bereits die Tür schließen als sich Federico noch einmal zu Wort meldete. »Mir ist kalt«, beschwerte er sich.
    Alexis zog seine Jacke aus, die er Federico dann über die Schultern legte.
    Während der Autofahrt döste Federico immer wieder ein. So oft sich für Alexis die Gelegenheit ergab, schielte er zu dem Schlafenden hinüber. Beinahe hätte er deshalb eine rote Ampel

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