Holz und Elfenbein
zum Vorteil, wenn dies auch abseits des Klaviers vonstatten ging. Dies betraf auch seine Homosexualität. Einer von Catherines Kommilitonen hatte wohl ernsthaftes Interesse an Federico gezeigt, welches dieser Alexis mit sichtlicher Überraschung erzählt hatte. Da wurde Alexis dann doch schon wieder etwas eifersüchtig und hätte Federico am liebsten immer um sich.
»Was schaust du so grimmig?«, lachte Mary-Alice und legte ihm seine jüngste Nichte in den Arm. Bei dem Anblick dieses kleinen Wesens, das ihn aus weit aufgerissenen blauen Augen anstarrte, konnte er nur lächeln.
Die nun sieben Monate alte Isabel war einfach nur bezaubernd. Mary-Alice hatte ihnen allen einen Schreck eingejagt als es bei der Schwangerschaft Komplikationen gegeben und sie früher als geplant ihren Dienst bei der UNO beenden und das Bett hatte hüten müssen. Doch Gott sei Dank waren die letzten zwei Monate der Schwangerschaft und die Geburt selbst reibungslos verlaufen.
»Federico hat sich sehr verändert in den letzten Monaten.« Er blickte nicht auf und tat so als ob er all seine Konzentration darauf richten müsste wie er Isabel ihr Fläschchen gab.
»Du tust so als ob das schlecht wäre.«
»Ich weiß nicht.«
»Also wirklich, Alex.« Seine Mutter seufzte und schüttelte den Kopf. »Der arme Junge hatte es ja nun wirklich nicht leicht!«
Alexis entschloss sich nichts darauf zu antworten und ließ die beiden Frauen über Isabels Gewichtszunahme plaudern. Doch als Alexis hörte, dass ein Auto vorgefahren war, gab er Isabel wieder ihrer Mutter zurück und eilte nach draußen in den Flur. Zuerst wollte er aus der Haustür stürmen und Federico sobald er ihn sah in die Arme schließen. Aber dann hielt er inne und beobachtete wie der Wagen vor der Treppe zum Stehen kam. Catherine stieg links aus und ging direkt zum Kofferraum um die Taschen zu holen. Dann öffnete sich die Fahrertür und Alexis stockte der Atem.
Er legte eine Hand an die Fensterscheibe so stark war der Drang den Geliebten zu berühren. Unbestreitbar, Federico hatte sich sehr verändert – oder lag es nur daran, dass Alexis ihn so lange nicht gesehen hatte? Als Alexis ihn kennengelernt hatte, da hatten Federicos Gesichtszüge noch den letzten, kleinen Rest von kindlicher Rundheit gezeigt. Seine Haltung hatte oft von Unsicherheit gezeugt.
Jetzt jedoch! Federico war zum Mann geworden, so merkwürdig das klingen mochte! Das Gesicht eine Spur markanter, die Schultern waren breiter wie überhaupt sein Körperbau kompakter und nicht mehr so schlaksig war. Das Training zahlte sich aus, denn unter der Haut sah man die Ansätze der Muskeln.
Und wie er jetzt die Sonnenbrille abnahm und sich durch die Haare fuhr – sie waren nicht großartig gestylt, aber es war wieder ein neuer Schnitt. Federicos Haut war leicht gebräunt, die letzten Überreste seines Urlaubs in Italien bei seiner Tante. Alexis‘ Herzschlag beschleunigte sich noch einmal als sich Federico in Richtung Anwesen umdrehte und die Stirn runzelte als er ob gespürt hätte, was für einer intensiven Musterung er ausgesetzt war. Er suchte mit seinem Blick die Fenster ab und Alexis konnte genau den Moment ausmachen in welchem Federico ihn entdeckt hatte.
Beide eilten sie nun los und trafen sich genau auf der Treppe. Alexis kam fast zu Fall als sich Federico stürmisch an ihn klammerte und mit einem Kuss begrüßte, der ihm den letzten Atem raubte. Alexis schlang einen Arm um Federico und stellte fest, dass sein erster Eindruck ihn nicht getäuscht hatte: Alles war auf subtile Weise fester und muskulöser an Federico.
»Du«, keuchte Federico - nun selbst atemlos - und schüttelte hilflos den Kopf in Ermangelung passender Worte.
»Hallo Alex.« Catherine trug ihre Sporttasche die Treppe hinauf und klopfte ihrem Bruder auf die Schulter was ihn dazu veranlasste den Blick von Federicos Gesicht loszureißen. Was wahrlich schwer genug war.
»Hi imoutochan .« Pflichtbewusst begrüßte er seine Schwester, erkundigte sich nach ihrem Abschneiden auf dem Turnier und nahm ihr die Tasche ab. Aber in Wahrheit dachte er nur daran wie er es einfädeln konnte, dass er mit Federico alleine war. Gott, jede noch so kleine Faser seines Körpers wollte es, schrie förmlich danach, sich an Federico zu pressen und ihm nahe zu sein. So nahe wie es nur möglich war, wenn... ›Oh, Beherrschung! Beherrschung, Arrowfield!‹, mahnte er sich in Gedanken.
Er hörte wie Catherine zwar irgendetwas erzählte doch Alexis hatte nur Augen
Weitere Kostenlose Bücher