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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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zusammenbaute. Es hatte Stil, es war stimmig.
    »Zum einen gebe ich ja Unterricht«, verteidigte sich Alexis lahm, wohl wissend, dass diese Einnahmen nie eine solche Anschaffung ermöglichten. »Zum anderen lebe ich von meinem Gesparten. Bei den Konzerten fällt etwas ab und die CD, die ich eingespielt habe, hat sich gut verkauft.«
    »Oh komm schon. Das reicht nicht einmal annähernd«, bohrte Federico weiter nach und setzte sich auf die Couch, er hatte selbst schon CDs eingespielt und wusste, dass der Gewinn nicht gerade üppig war. Denn so berühmt waren weder Alexis noch er selbst auch wieder nicht, dass ihre CDs ganz oben in den Klassikcharts stehen würden; noch nicht.
    »Ich gebe zu... kennst du meine Eltern?«, fragte Alexis mit einem Seufzen.
    Federico zuckte mit den Schultern: »Sollte ich denn?«
    »Das kommt darauf an, in welchen Kreisen du dich bewegst. Mein Vater ist Diplomat. Zuerst war er Botschafter, aber inzwischen ist er einer der angesehensten Schlichter und Vermittler in Streitigkeiten aller Art und auf der ganzen Welt. Er ist sehr gut darin und die beteiligten Parteien zahlen sehr großzügig, vor allem wenn alles diskret und ohne Aufsehen erledigt wird. Außerdem sind die Arrowfields keine Familie auf die das Prädikat ›mittellos‹ zutreffen würde.«
    »Das heißt deine Eltern steuern dir ein bisschen was bei?«, schloss Federico den einzig logischen Schluss, wobei ›ein bisschen‹ wohl noch eine Untertreibung war in Anbetracht von Alexis‘ Lebensstil.
    »Früher ja, mittlerweile habe ich das nicht mehr nötig... « Alexis war es sichtlich unangenehm darüber zu sprechen und dies alleine war es auch was verhinderte, dass Federico jetzt keine bissige Bemerkung über verzogene Sprösslinge aus wohlhabenden Familien losließ. Er spürte einen Stich von Neid. Das war ein Leben, von dem er nur träumen konnte!
    Alexis war nicht dumm und wusste nur zu genau, was der Pianist jetzt dachte. Mit dem fertigen Tee auf einem Tablett setzte er sich ebenfalls auf die Couch und reichte Federico eine Tasse.
    »Entschuldige, das ist nicht gerade taktvoll. Vor allem da ich ja weiß, dass du...«
    »Was?«, unterbrach Federico aufgebracht. »Dass ich ein armer Schlucker bin, der auf ein Stipendium angewiesen ist? Und du das krasse Gegenteil davon bist? Du kannst ja nichts dafür, wer deine Eltern sind.«
    »Trotzdem, im Vergleich zu dir...«
    Federico schnitt ihm erneut grob das Wort ab und stand auf: »Ich kann auch nichts dafür, dass meine Eltern gestorben sind und mir kein üppiges Erbe oder eine Luxusvilla hinterlassen haben. Ich habe mir das bestimmt nicht so ausgesucht.«
    Alexis wirkte betreten: »So war es nicht gemeint.«
    Schweigen herrschte und Federico starrte aus dem Fenster, trank von dem Tee und versuchte die Erinnerungen zu vertreiben. Warum musste er auch immer noch so empfindlich darauf reagieren, wenn jemand über seine Eltern sprach. Sie waren jetzt doch schon seit sechzehn Jahren tot und er konnte sich kaum noch an sie erinnern.
    Vielleicht war es genau das, was ihm so zu schaffen machte, dass er nicht mehr mit Bestimmtheit sagen konnte, wie seine Mutter ausgesehen hatte, wenn sie lachte oder nicht mehr die Frisur seines Vaters beschreiben konnte. Die beiden Personen in seinem Leben, die ihm so viel hätten bedeuten sollen, verblassten mehr und mehr zu gesichtslosen Schatten und durch den Alkohol wurde er definitiv melancholisch, stellte Federico fest.
    »Es tut mir leid, dass ich dir jetzt die Stimmung verdorben habe.« Alexis war hinter ihn getreten. Federico konnte dessen Gesicht in der Glasscheibe vor ihm erkennen und atmete hörbar aus, dann senkte er den Kopf und stellte die Tasse auf die Fensterbank vor ihm.
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter und drückte ihn leicht. Wie zuvor als sie vom Club zurückgegangen waren. Mit geschlossenen Augen lehnte sich Federico an den Alexis.
    »Ich sollte darüber hinweg sein, schließlich sind sie bereits seit Jahren tot.«
    »Nein, sag so etwas nicht. Es ist okay«, beschwichtigte ihn Alexis und schlang nun beide Arme um Federicos Oberkörper. Diesem erschien es ganz natürlich und dankbar nahm er den Trost an, der ihm diese Berührung spendete. Genau das war es, was er sich so oft wünschte, wenn er sich so einsam fühlte. Genau das, mehr nicht.
    Er fragte sich, ob das merkwürdige Rauschen in seinen Ohren vom Bier kam, oder warum ihm so komisch wurde.
    »Federico...«
    »Mhm?«, machte er abwesend und blickte überrascht auf als Alexis

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