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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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Jérôme, dem Trainer, waren es allesamt Fechter, die nicht so ambitioniert waren um regelmäßig auf Wettkämpfe zu gehen und den Sport lediglich als Hobby ansahen. Mit anderen Worten: Alexis war gerne willkommen sich ihnen anzuschließen und gemeinsam mit ihnen zu trainieren.
    Ein Schrei dröhnte durch die Halle und einigermaßen überrascht unterbrachen sie ihr Gespräch. Einer der Fechter riss sich gerade seine Maske vom Kopf und warf sie auf die Planche. Auf einem Turnier hätte er sich so etwas nicht leisten dürfen. »Mit dir macht es heute echt keinen Spaß«, wetterte er und meinte damit seinen Gegner. Es war die beiden Fechter gewesen, die Alexis bereits zu Beginn aufgefallen waren und er mochte kaum seinen Augen trauen als der Sieger des Gefechts seine Maske abnahm und blonde Strähnen in das erhitzte Gesicht fielen.
    »Federico?«, Alexis sprach mehr zu sich selbst.
    Jérôme hatte ihn dennoch verstanden. »Ach, Sie beide kennen sich? Dann können Sie ja gleich gegeneinander fechten.«
    Federico bekam große Augen als er Alexis Minuten später in Fechtkleidung vor sich sah und als er feststellte, dass Alexis sein nächster Gegner werden würde, setzte er ein leichtes Grinsen auf. Sie begrüßten sich distanziert, während sie zur Planche gingen und dort ihre Kabel an der elektrischen Anlage anschlossen. Alexis bemerkte die Spannung, der Streit beim Mittagessen, der zwischen ihnen lag. Er hatte den nicht ganz unbegründeten Verdacht, dass Federico hier auf der Bahn ihre Auseinandersetzung fortführen wollte. Gut, das konnte der Pianist gerne haben. Alexis hatte sich auch nicht gerade wenig über ihn geärgert. Es waren beleidigende Worte gewesen, die Federico ihm entgegen geschleudert hatte und eine Entschuldigung wäre mehr als angebracht. Also war es auch Alexis mehr als recht hier Federico vor sein Florett zu bekommen.
    »Ich bin allerdings etwas aus der Übung«, versicherte er als sie einander gegenüber standen und den obligatorischen Gruß austauschten.
    »Ich bin auch nicht sehr gut«, entgegnete Federico und nickte dem Fechter zu, der sich bereit erklärt hatte den Job des Obmanns für dieses Gefecht zu übernehmen und ihre Aktionen zu jurieren.
    › Ich bin auch nicht sehr gut‹, war eine schamlose Untertreibung wie Alexis keine Minute später feststellte und gerade den vierten Treffer in Folge kassiert hatte.
    »Angriff von rechts passé , Parade und Riposte von links. Es steht null zu vier.«
    Alexis hob die Hand um eine Unterbrechung zu signalisieren und nahm die Maske ab. »Moment mal, ich dachte, du wärst nicht gut«, protestierte er und konnte Federico unter dem dichten schwarzen Drahtgeflecht der Maske breit grinsen sehen. Nie im Leben hätte ihn Alexis als so ausgefuchst eingeschätzt.
    Federico schob die Maske nach oben und wischte sich über die Stirn. Immerhin strengte ihn der Kampf an, was für Alexis jedoch nur ein schwacher Trost war. »Nun, dann bin ich eben zu gut für dich.« Immer noch dieses Grinsen.
    »Nein, nein, nein. Ich bin zwar aus der Übung, aber ich bin nicht schlecht.« Normalerweise wurde Alexis nicht einfach so null zu vier abgespeist. Vielleicht einmal wenn er gegen seine Schwester kämpfte. Aber Catherine war ein anderes Kaliber. Ein Treffer noch und Federico hätte das Gefecht sogar für sich entschieden! Das nagte an Alexis‘ Stolz und das konnte er nicht auf sich sitzen lassen.
    »Dann solltest du dich vielleicht etwas mehr anstrengen, Alexis Arrowfield«, stichelte Federico. »Im Leben fällt einem nicht alles einfach so in den Schoß.«
    »Mhm.« Alexis setzte seine Maske wieder auf. »Wenn es dir nichts ausmacht fangen wir noch einmal an und dieses Mal auf fünfzehn Treffer.«
    »Okay. Fein.« Es klang trotzig.
    Ebenso trotzig gab Alexis zurück: »Gut.« Er hatte Federico unterschätzt, diesen Fehler würde er nicht noch einmal begehen. Er hatte sich blenden lassen von der ruhigen Art des Pianisten. Doch gerade ihre Auseinandersetzung heute Mittag hätte ihn warnen sollen: Federico war über alle Maßen leidenschaftlich, impulsiv und wild, wenn er sich gehen ließ. Seine Angriffe hatten dies ebenso offenbart und Alexis war regelrecht überrumpelt worden. Er stellte sich an die Markierung hinter der Mittellinie. Nein, das würde ihm nicht noch einmal passieren.
    Der Obmann schien eindeutig amüsiert zu sein, über diese offenkundige Rivalität: » Prêtes ?... Allez !«
    Wieder griff ihn Federico sofort an, aber dieses Mal ging Alexis es klüger an, wich

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