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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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zurück bis fast ans Ende der Bahn, dann zwei schnelle Schritte nach vorn, Parade, Finte und... Treffer!
    Danach zwei Flèches und einige gut platzierte Riposten. Alexis verbarg sorgsam ein Grinsen auf seinem Gesicht. Dieses Mal hielt er Federico gut in Schach. Er spürte den Schweiß auf seinem Rücken hinabrinnen und begann die Muskeln zu spüren. Es war anstrengend, kräftezehrend, aber war jeden Schmerz wert. Aufmerksam beobachtete er Federico und als dieser versuchte den Abstand zwischen ihnen zu verringern, wich Alexis blitzschnell zurück. Er hatte das Manöver richtig vorausgesehen. Federicos Flèche wurde zu einem ungeschickten Stolpern, das ihn direkt vor Alexis‘ Klinge brachte.
    »Sieben zu drei«, verkündete der Obmann den aktuellen Zwischenstand. Wieder ein Treffer für Alexis und dieser wandte sich ab und ging wieder zu seiner Markierung zurück. Es fuchste Federico, dass er zurücklag und er verdoppelte seine Bemühungen. Sie schenkten sich nichts.
    Kurz vor dem Ende, es stand dreizehn zu zwölf für Alexis, stoppte Federico urplötzlich seinen Angriff ab. Das Florett fiel ihm aus der Hand und baumelte nur noch an dem Kabel, das unter Federicos Kleidung verschwand und ihn mit der Anlage verband. Alexis selbst konnte gerade noch mit Mühe abbremsen bevor er sein Florett Federico in die Schulter gestoßen hätte. Federico presste sich indes die rechte Hand an den Bauch, fiel auf die Knie und krümmte sich.
    »Was ist passiert? Habe ich dich getroffen?« Alexis konnte sich zwar nicht daran erinnern, dass sein Florett den anderen so unglücklich getroffen hatte noch dazu durch das Leder des Handschuhs. Schon hatte Alexis seine Maske abgenommen und das Florett beiseite gelegt. »Soll ich...?«
    »Nein. Ich... es ist nur ein Krampf.« Federico schüttelte den Arm aus und bedeutete dem Obmann, dass alles in Ordnung war. »Ich gebe mich geschlagen.«
    Er stand auf, nahm seine Maske ab und nickte Alexis zu: »Die Revanche gibt es nächste Woche.« Es sollte locker klingen, doch stattdessen waren die Worte seltsam gepresst. Wie unter Schmerzen hervorgebracht.
    Danach focht Alexis noch einige Duelle mit den anderen. Federico hatte er aus den Augen verloren. Er wusste nicht, ob dieser bereits gegangen war oder sich irgendwo anders aufhielt, immerhin war es eine große Halle. Nach dem Training unterhielt sich Alexis noch mit einem Trainingspartner, der als Diplomat arbeitete und dem der Name Arrowfield nicht unbekannt war. So war Alexis nicht im Geringsten überrascht, dass in der Umkleidekabine nur noch eine weitere Tasche stand. Dann sah er, dass es Federicos Ausrüstung war. Der Pianist hatte sein Kürzel auf die Maske geschrieben, deshalb erkannte Alexis sie sofort wieder. Es war nur ein kurzer Blick im Vorübergehen gewesen und doch stockte er als er die kleine, unscheinbare Schachtel bemerkte, die zwischen Handschuh und Waffe in der Tasche lag. Alexis sah sich um, vergewisserte sich, dass er alleine war und inspizierte die Schachtel genauer. In der Tat: Es waren Schmerzmittel und keine harmlosen, die man mal eben in der Apotheke kaufte. Zufälligerweise hatte Alexis selbst genau diese Tabletten von seinem Zahnarzt nach der letzten Wurzelbehandlung verschrieben bekommen. Deshalb hatte er das Präparat auch sofort erkannt. Warum nahm Federico solch starke Schmerzmittel?
    Nachdem Alexis die Packung wieder zurückgelegt hatte, schälte sich aus seiner nass geschwitzten Kleidung. Zuerst die silbrige Elektroweste, die schwere weiße Jacke und Hose, dann noch das Plastron. Manchmal fragte sich Alexis, ob er nicht hatte eine Sportart wählen können, bei der man nicht einen halben Kleiderschrank mit sich führen musste.
    Danach ging er in den Duschraum. Dort stand Federico vor einem der Waschbecken und hielt seine rechte Hand unter den Wasserstrahl. Die Hand, die er sich beim Fechten gehalten hatte. Alexis konnte von seinem Standpunkt aus sogar sehen, wie Federico noch jetzt das Gesicht zu einer schmerzhaften Grimasse verzog als er das Gelenk drehte. Ganz sicher, war es kein Krampf gewesen, der Federico dazu veranlasst hatte ihr Gefecht aufzugeben. Schließlich hatte Federico seine ›Behandlung‹ beendet und drehte sich um. Er sah auf und bemerkte erst jetzt Alexis in der Tür stehen. Erschrocken trat er einen Schritt zurück und stieß sich prompt mit dem Knie am Wasserbecken, was er mit einem erstickten »Ah.« quittierte.
    Alexis zog nur eine Augenbraue nach oben, sagte jedoch nichts und ging weiter zu den

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