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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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die Verwirrung, aber auch diese Neugier, die ihn seit Tagen umtrieb.
    Federico musste unausstehlich gewesen sein, denn bereits Claude begann ihm aus dem Weg zu gehen. Aber wie hätte er denn mit Alexis reden können? In den Vorlesungen oder in der Mensa, da waren doch immer andere Studenten, die mithören konnten. Selbst beim Fechten im Club waren sie im Grunde genommen nie alleine und ungestört. Es war ein Glücksfall gewesen, dass Federico gestern beim Essen Valerie hatte sagen hören, Alexis würde immer donnerstags Orgelunterricht geben. Dies war die lang ersehnte Gelegenheit mit dem Organisten reden zu können.
    Etwas berührte ganz flüchtig und sanft seine Finger und als er hinabsah, erkannte Federico, dass es Alexis gewesen war. Wieder streckte der verstohlen seinen Zeigefinger aus und strich damit über Federicos Hand. Für einen kurzen Moment sahen sie sich in die Augen und Federico erwiderte mit einem kleinen Lächeln die Geste. Es hatte etwas durch und durch Unschuldiges wie sie hier über den Gehsteig gingen, kleine Berührungen austauschten und doch kam sich Federico dabei vor wie ein Sünder, der im Begriff war ein Sakrileg zu begehen.
    Ganz der perfekte Gastgeber wollte Alexis sofort einen Tee aufbrühen als sie endlich die Wohnung betreten hatten, doch Federico hielt ihn davon ab und setzte sich auf die Couch.
    »Wir sind zum Reden hier, nicht zum Teetrinken«, stellte Federico klar.
    Alexis zog nur in einer hilflosen Geste die Schultern nach oben. »Das Eine schließt das Andere nicht aus.« Schon wurde das Wasser aufgesetzt.
    »Pff«, entfuhr es Federico und er stand wieder auf. Während Alexis mit dem Geschirr und den Teeblättern hantierte, lehnte er sich an den Küchentisch.
    »Kannst du...«, begann er.
    »Ich...«, setzte Alexis im gleichen Moment an zu sprechen, gewährte Federico jedoch den Vortritt.
    »Kannst du ›Ich will dich, seit ich dich das erste Mal gesehen habe‹ genauer definieren?«
    »Ah, na ja.« Alexis richtete sich auf und schien diese Bemerkung amüsant zu finden, denn er grinste. »Ich komme hierher nach Genf, habe die besten Absichten ernsthaft zu studieren. Mich von nichts ablenken zu lassen. Vor allem nicht von irgendwelchen halbherzigen Liebschaften. Dann sehe ich dich und alle Vorsätze sind null und nichtig. Statt an Examen und Konzerte zu denken, grüble ich darüber nach, ob du schwul bist und wie ich es dir beibringen könnte, dass ich mich in dich verliebt habe«
    Federico fiel ihm ins Wort: »Du liebst mich? Aber du kennst mich doch gar nicht!«
    »Oh, das dachte ich auch.« Alexis kam zu ihm herüber und strich eine Strähne aus Federicos Gesicht, danach ruhte seine Hand auf dessen Schulter. »Ich dachte, es wäre nur eine Laune, die sich von selbst wieder legen würde. Dass ich dich nicht mehr so anziehend finden würde, sobald ich dich besser kenne, aber das Gegenteil war der Fall.« Dann lachte er und Federico betrachtete die kleinen Fältchen, die sich um die Augen des Organisten bildeten. »Du bist mir so oft über den Weg gelaufen, beinahe dachte ich schon du verfolgst mich.«
    »Bestimmt nicht.« Federico drehte den Kopf zur Seite und legte seine Hand auf Alexis‘ Arm.
    »Was ist mit dir?« Eine schwerere Frage hatte sich Alexis aber auch nicht aussuchen können!
    »Ich kann es nicht erklären. Eigentlich dachte ich, dass du ein arroganter britischer Snob bist.«
    »Ja, ich erinnere mich, du hast es mir gesagt«, erwiderte Alexis in typisch trockener britischer Manier.
    »Ich kann es nicht erklären«, schüttelte Federico den Kopf. »Aber ich denke, dass ich auch in dich...« Und jetzt wurde er rot. Oh verdammt, wie peinlich. Doch Alexis lächelte nur nachsichtig. »Ich mag dich, sehr sogar.« Das erschien Federico noch halbwegs natürlich. Für ein ›ich bin in dich verliebt‹ war es noch zu früh und was, wenn er dieses ganze Schwulsein gar nicht verkraftete? »Was machen wir jetzt?«, fragte er, mit einem Mal wieder nervös und unruhig.
    Alexis stand immer noch so nah bei ihm. Federico spürte die Wärme dieser Hand durch seinen Pullover.
    »Du hast mich einmal gewarnt, dass ich es dir sagen sollte, falls ich erneut das Bedürfnis hätte jemanden zu küssen«, begann Alexis.
    Federico schluckte unwillkürlich und befeuchtete sich die Lippen. »Ja, ich erinnere mich. Und dieses Bedürfnis...«
    »... wäre jetzt vorhanden«, vollendete Alexis den Satz. Alexis trat noch näher an ihn heran und Federico war beinahe froh darum, dass der Tisch hinter

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