Holz und Elfenbein
würde alles tun, um Federico zu helfen, auch wenn dies hieß, dass er mit Alexis reden würde – sofern Federico dies nicht selbst tat. »Alexis weiß das noch nicht, oder?«
»Nein, wie auch.«
»Wirst du es ihm sagen? Er würde dir sicher Geld geben, wenn du welches bräuchtest. Vielleicht kannst du auch bei ihm wohnen, falls dir die Miete zu viel wird.«
Aufgebracht schnaubte Federico: »Ich brauche kein Almosen! Ich würde nicht einen Franken annehmen. Ein bisschen Stolz habe ich schon auch noch übrig.«
»Falscher Stolz kann dir auch das Genick brechen«, gab Claude zu bedenken, aber er konnte es Federico durchaus nachfühlen. Er selbst hätte auch kein gutes Gefühl, wenn ihn sein Lover haushalten würde. Das hatte so einen Beigeschmack von gekauften Gefälligkeiten.
»Außerdem glaube ich, dass sich Alexis womöglich verpflichtet fühlt. Ich will nicht, dass er nur deshalb – aus Mitleid – mit mir zusammen ist. Ich brauche kein Mitleid von ihm.«
»Ach Fedri.« Claude hakte sich bei ihm ein und gemeinsam gingen sie schweigend zurück zum Campus.
Zufällig saßen er, Federico und Alexis gemeinsam in der nächster Vorlesung. Alexis kam nach ihnen in den Hörsaal, gerade in ein beiläufiges Gespräch mit einem anderen Organisten verstrickt. So ergab es sich, dass Alexis genau am entgegengesetzten Ende der Stuhlreihe Platz nahm. Doch während der Vorlesung schweifte sein Blick mehrmals zu ihnen hinüber, und ganz besonders zu Federico, wie Claude feststellte. So entging Claude auch nicht die Tatsache, dass Alexis selbst etwas mitgenommen aussah. Darüber konnte auch nicht die wie immer akkurat gestylte Frisur und der neue Pullover von Versace hinwegtäuschen. Vielleicht wäre es doch nicht so schlecht sich von jemandem wie Alexis haushalten zu lassen. Immer neue Klamotten, keine Geldsorgen und noch dazu ein so gut aussehender Brite mit diesem sexy Akzent. Claude schmunzelte in sich hinein. Er hatte es Federico schon einmal gesagt. Alexis war ein Glücksgriff!
Er hoffte nur, dass sie sich aussprachen. Sowohl Federico als auch Alexis machten es sich nicht leicht. Im Grunde wussten sie beide sehr genau was Sache war. Aber sie gestanden es sich eben nicht ein.
»Ich rede heute Abend mit ihm«, murmelte Federico, dem mit Sicherheit Claudes forschende Blicke quer durch den Hörsaal nicht entgangen waren.
Noch Minuten nachdem Federico gegangen war, saß Alexis stumm auf dem Stuhl in seiner Küche.
» Shit «, murmelte er und barg das Gesicht in den Händen. Dass es so ernst um Federicos Gesundheitszustand stand, hätte er nicht einmal geahnt. Eine chronische Entzündung der Sehnen. Aber wenigstens befand sich Federico nun in ärztlicher Behandlung. Hatte er ihm das nicht immer ans Herz gelegt? Federico war zudem ehrlich und offen zu ihm gewesen, aber doch war er seltsam reserviert geblieben als sie hier am Tisch gesessen waren. Alexis hatte auch nicht gewusst, was er sagen sollte.
Sie hatten sich zum Abschied geküsst. Noch unter der Tür hatte Alexis gedacht, Federico würde seinen Entschluss ändern, doch über Nacht bleiben, aber dann hatte er sich abgewandt. Doch nicht ohne seine Finger einen langen, sehnsuchtsvollen Moment auf Alexis‘ Hüfte ruhen zu lassen.
Ebenso hatte Alexis gezögert. Er hatte das Gefühl, egal was er tun würde, ihre Situation würde dadurch nur noch verfahrener werden. Federico brauchte ihn, aber scheute es laut auszusprechen. Alexis wiederum war sich nicht sicher, ob er Federico alles geben konnte.
Schwer erhob sich Alexis und begann das Teegeschirr abzuspülen. Wenn Federico es gestatten würde, könnte Alexis für dessen Studiengebühren und sonstige Kosten aufkommen. Jedoch scheute er Federico diesen Vorschlag zu unterbreiten. Schon von Anfang an war Federico der Wohlstand von Alexis‘ Familie als befremdlich erschienen und hatte äußerst pikiert darauf reagiert, wenn sie darauf zu sprechen gekommen waren. Mit Sicherheit würde er so ein gut gemeintes Angebot von Alexis nur aus falschem Stolz heraus ablehnen. Oder schlimmer noch, es als Beleidigung auffassen.
Wo er schon an seine Familie dachte. Er musste dringend einmal wieder mit ihnen telefonieren. Aber zuerst räumte er noch das Geschirr weg. Was sollte er seinen Eltern sagen? Ganz bestimmt würden sie zuerst nach ihm und Federico fragen. Jetzt wo er es ihnen unlängst erzählt hatte, dass es einen neuen Mann in seinem Leben gab.
Alexis schürzte die Lippen, er blickte auf seine Armbanduhr und überschlug
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