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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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»Ich denke, das ist genug.«
    »Eine wohlmeinende Spende«, erklärte Alexis als sich keinerlei Reaktion einstellte. Ganz eindeutig hatte er Haylen gehörig aus dem Konzert gebracht.
    »Das ist...«, Haylen setzte seine Brille ab und begann hektisch die Gläser zu polieren. »Es ist Ihnen ernst«, setzte er neu an.
    Alexis nickte nur stumm.
    »Gut, ich kann mit Sicherheit dafür sorgen, dass die Konzerte ohne ihn stattfinden können. Wenn es Ihnen schon so wichtig ist. Ich schätze, dass ich Monsieur Batist auch nichts von Ihrer Spende erzählen sollte?«
    Alexis lächelte.
    »Allerdings auf dem Stipendiatenkonzert vor Weihnachten wird er spielen müssen.«
    »Wie viel soll ich noch drauflegen?«, frage er unumwunden. Wie schäbig es doch war. Sie schacherten hier regelrecht um Federico als ob dieser ein Zuchtbulle auf einem Viehmarkt wäre.
    »Sie verstehen mich falsch. Das Stipendiatenkonzert steht nicht zur Debatte.« Haylen spreizte die Finger in einer abwehrenden Geste.
    Er war daran noch einmal das Portmonee zu zücken, doch er sah, dass Haylen die Augenbrauen zusammenzog. Alexis wollte wirklich nicht, dass man ihm noch Bestechung vorwarf. Aber so wie er sich gerade benahm. Es musste wohl genügen, mehr konnte er nicht für Federico tun.

15

    Mit bebendem Herzen und weichen Knien saß Federico auf dem Heizkörper des kleinen Raumes nicht weit vom Konzertsaal. Dank seiner Popularität am Konservatorium gewährte man ihm einen eigenen Rückzugsort, wo er sich auf die Auftritte in Ruhe vorbereiten konnte. Heute war er für diesen Luxus dankbar. Es war lange her, dass er so nervös gewesen war.
    Ihm war kalt und er zitterte. Wenigstens seine Beine waren angenehm warm, so wie er auf der Heizung kauerte. Unruhig knetete er seine Hände, die in schwarzen Samthandschuhen steckten. Eine Vorsichtsmaßnahme, damit er keine kalten Finger bekam. Aber kalte Finger waren heute noch sein geringstes Problem. Er hoffte, er würde das Vorspiel irgendwie überstehen.
    Es hatte ihn schon überrascht, dass seine anderen Konzerttermine vor Weihnachten abgesagt worden waren. Dekan Haylen hatte irgendwelche fadenscheinigen Begründungen vorgebracht, die Federico noch vor ein paar Monaten mit Sicherheit hinterfragt hätte. Jetzt jedoch hatte er dieses Geschenk des Himmels dankbar angenommen und gar nicht erst nachgefragt. Oder wie lautete das Sprichwort? ›Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.‹
    Federico hatte sehnlichst eine Pause vom Konzertbetrieb benötigt, um seine Sehnenscheidenentzündung zu vertuschen. Jetzt war sie ihm gewährt worden, bis auf Ausnahme dieses letzten Konzertes. Sämtliche Schützlinge der Stiftung, die auch ihn unterstützte, traten hier und heute auf. Nicht nur die Dozenten des Konservatoriums waren versammelt auch einige der prominenteren Geldgeber. Es war unerlässlich, dass er diesen Auftritt gut über die Bühne brachte.
    Wieder ballte er die rechte Hand zur Faust und entspannte die Finger. Der Ring- und Mittelfinger waren am schwersten von der Entzündung betroffen und verweigerten in unregelmäßigen Abständen sogar komplett den Dienst. Nein, nicht daran denken. Er musste locker bleiben und durfte sich nicht verkrampfen. Das hatte auch sein Arzt gesagt. Federico hatte noch heute Morgen einen Termin in der Praxis gehabt. Seine Kortisoninjektionen waren zwar fürs Erste beendet, aber er war zur Kontrolle einbestellt worden. Eine nicht gerade angenehme Angelegenheit Spritzen in die Hand gejagt zu bekommen, aber Federico hatte den Eindruck, dass es ein bisschen half. Auch wenn die Erfolge seiner Meinung nach nur mäßig ausfielen und ihm dies auch heute Morgen bestätigt worden war: Mann müsse abwarten, die Entzündung war noch nicht gänzlich abgeklungen, die Sehnen noch immer gereizt und äußerst angegriffen.
    Er hatte den Orthopäden darum gebeten, ihm für heute Botox zu spritzen. Federico hatte im Internet gelesen, dass manche Pianisten darauf schwörten, gerade um Lähmungen und andere Blessuren zu kurieren. Sein Arzt hatte davon nichts wissen wollen und ihm eher dazu geraten sich einen Gips anlegen zu lassen. Was wiederum Federico für einen schlechten Witz hielt. Ein Pianist mit eingegipster Hand, wo gab es schon so etwas!
    Federico stand auf und ging ans Fenster. Draußen sah er einige Studenten, die mit ihren Koffern zur nächsten Bushaltestelle liefen. Die Ersten fuhren zurück zu ihren Familien. Kein Wunder, in vier Tagen war Weihnachten. Auch Claude hatte sich heute von ihm

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