Holz und Elfenbein
Wassertropfen glitzerten auf Alexis‘ Oberkörper, er hatte gerade geduscht und rieb sich noch die Haare trocken. Federicos Blick wanderte abwärts. Alexis‘ Penis, der in diesem weichen Nest aus schwarzen Haaren eingebettet war. Mit einem seltsam drängenden Gefühl in seinem Bauch wurde sich Federico bewusst, dass sie seit damals nach dem Konzert keinen Sex mehr gehabt hatten. Er war wahrlich mit anderen Dingen beschäftigt gewesen als körperlicher Leidenschaft, doch jetzt... Federico hatte es auch noch nie erlebt, dass ihn ein anderer Mensch von einem Augenblick auf den nächsten so in seinen Bann ziehen konnte. Alexis hatte nichts getan, noch nicht einmal ein Wort gesprochen, stand dort einfach nur in der Tür und doch ging es Federico durch und durch. Oh wie froh er jetzt doch war auf dem Bauch zu liegen.
»Gräbst du unsere Familiengeheimnisse aus?« Alexis gesellte sich zu ihm aufs Bett, legte ihm einen Arm um die Schultern und küsste Federicos Nacken genau unter dem Haaransatz.
Es fiel Federico nur schwer jetzt wieder zu seinen ursprünglichen Gedankengängen zurückzukehren. »War er wirklich ein Urahn von dir?«
»Natürlich.«
»Wie ist das zu wissen, dass es schon einmal jemanden gab, der auch so war?«
Alexis wusste natürlich auf welche Eigenschaft im Speziellen Federico abzielte. »Es hat mir geholfen. Einfach weil ich mich dann nicht so alleine gefühlt habe. So anders konnte ich ja dann gar nicht sein, wenn es sogar in meiner eigenen Familie auch schon einmal einen Schwulen, jemanden wie mich, gegeben hatte... Hast du schon das Bild gesehen?«
Verdutzt blickte Federico auf, doch Alexis blätterte ein paar Seiten weiter zu einem Bild, das ein Porträt eines Offiziers der englischen Krone zeigte. Laut der Beschreibung war es Lord Gabriel Elijah Arrowfield, Colonel des 23 . Infanterieregiments.
Lässig stand er da, dieser Arrowfield, an einen steinernen Kamin gelehnt. In diesen für die Zeit charakteristischen weißen Kniehosen, Lederstiefeln, scharlachrotem Offiziersrock mit goldenem Ornat. An seiner Seite, befestigt an einem Gürtel, hing ein reich verzierter Degen. Er hätte auch noch nach heutigen Maßstäben das Prädikat ›gut aussehend‹ verdient und hätte gut und gerne das Cover eines historischen Schnulzenromans zieren können mit seinen breiten Schultern und langen pechschwarzen Haaren, die natürlich streng zurückgekämmt und zu einem Soldatenzopf zusammengefasst waren.
»Das war er?«, fragte Federico ehrfurchtsvoll und ließ einen Finger über die Buchseite gleiten. Was für ein Geschenk so gut über seine Wurzeln und Herkunft Bescheid zu wissen! Seinen Platz in der Welt zu kennen.
»Du hast unbestreitbar etwas von ihm«, befand Federico und betrachtete das Bild eingehender.
»Unwahrscheinlich wenn man bedankt, wie viele Generationen zwischen uns liegen.«
Unwahrscheinlich oder nicht, die Haare und die Form des Gesichts, all dies fand Federico auch in seinem Geliebten wieder. Der lachte nur als Federico weitere Ähnlichkeiten aufzeigte und ließ eine Hand unter Federicos Shirt an dessen Rücken hinabwandern.
»Das Porträt hängt noch immer auf dem Anwesen meiner Eltern. Früher habe ich als kleiner Junge immer lautstark behauptet, ich wäre gerne wie er. Die Uniform und der Paradedegen hatten es mir angetan. Ich habe nie verstanden, warum die verehrten Tanten und Onkel auf diese Äußerungen etwas pikiert reagiert haben. Sie wussten natürlich alle, um den für die damalige Zeit verdorbenen und skandalösen Lebenswandel unseres Vorfahren. Aber erklär das einem Knirps von acht Jahren!«
Auch Federico lachte nun, doch war es nicht viel mehr als ein Keuchen als Alexis‘ Zeigefinger über die empfindsame Haut gerade über dem Bund seiner Shorts strich. Dann richtete sich Alexis unmittelbar auf. »Dir geht es heute gut, nicht wahr?«
Das Shirt wurde hochgezogen und Federicos Schultern geküsst, warme Hände streichelten seine Seite.
Ging es ihm gut? Federico schloss die Augen, ließ den Kopf sinken und gestattete sich ein tiefes Seufzen. Wenn er es recht bedachte. Ja! Er hatte heute weit weniger Schmerztabletten benötigt als sonst und verzichtete sogar gänzlich auf seine Schiene für die rechte Hand. Alexis schien ein weiteres Seufzen als ausreichendes Zeichen der Zustimmung. Seine Zunge folgte nun dem Weg des Fingers Federicos Rücken hinab.
»Etwas von diesem verdorbenen Lebenswandel muss auf dich abgefärbt haben«, urteilte Federico und der warme Hauch von
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