Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Holzhammer 02 - Teufelshorn

Holzhammer 02 - Teufelshorn

Titel: Holzhammer 02 - Teufelshorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
Vom Netzwerk:
verstanden. Aber es handelte sich um gemurmeltes Berchtesgadenerisch. Daher tippte sie unter dem Tisch Matthias an, der mit dem Rücken zur fraglichen Unterhaltung saß. Über den Tisch hinweg deutete sie mit dem Kinn über seine Schulter. Er verstand und drehte unauffällig den Kopf ein bisschen zur Seite, um eine Ohrmuschel in Horchstellung zu bringen. Natürlich konnte er nicht synchron dolmetschen, weil die beiden Belauschten dann womöglich das Echo ihrer eigenen Worte vernommen hätten.
    Das Essen kam. Mit einem sehr leisen und wenig überzeugenden «Guten Appetit» stellte der Wirt die Speisen ab. Dann ging er zum Nachbartisch, um zu kassieren. Die Spaghetti sahen appetitlich aus und dufteten nach Knoblauch. Der Schweinsbraten duftete überhaupt nicht und sah aus wie Krankenhauskost. Christine grinste, als Matthias mit spitzen Fingern das Besteck zückte. Als Erstes versuchte er, den Knödel zu zerlegen. Schon öfter hatte er Christine erklärt, dass man Knödel nicht schnitt, sondern mit der Gabel zerteilte, um eine größere Oberfläche und damit bessere Soßenaufnahme zu erreichen. Doch diesem Knödel war mit der Gabel beim besten Willen nicht beizukommen. Er hatte die Konsistenz eines geschälten Tennisballs und duckte sich immer wieder weg. Das Fleisch hingegen war völlig willenlos, die beiden dünnen Scheiben besaßen keinerlei Struktur. Formfleisch. Die Soße natürlich Packerlsoß. Matthias legte das Besteck zur Seite, schüttelte den Kopf und schaute leidend.
    «Du kannst die Hälfte von den Spaghetti haben», erbarmte sich Christine. «Die sind köstlich», fügte sie unnötigerweise noch hinzu. Die große Portion hätte sie sowieso kaum bewältigen können.
    Am Nebentisch wurde gezahlt, und die beiden Frauen verließen das Lokal.
    «Jetzt erzähl», sagte Christine, bevor sie sich noch eine Gabel aufgerollter Spaghetti in den Mund schob.
    «Es ging um den Seiler und seine Liebschaften. Hauptsächlich um eine gewisse Annamirl Hofer, die ihm völlig hörig sein soll. Anscheinend eine ehemalige Bedienung vom Jenner, die aber jetzt irgendwo im Tal arbeitet. Ich kenn die nicht, ist wohl aus dem Markt.»
    Christine übersetzte für sich, dass Annamirl anscheinend aus Berchtesgaden und keinesfalls aus der Schönau war. Sonst hätte Matthias sie gekannt.
    «Das war alles?», fragte sie. Trotz ihres Berufs wunderte sie sich immer noch, wie lange Menschen über nichts reden konnten. Sie wusste natürlich, dass die meisten privaten Unterhaltungen erst in zweiter Linie dem Informationsaustausch dienten. Wichtigere Funktionen waren Gemeinschaftserleben, Selbstdarstellung und Selbstvergewisserung. Die Menschen redeten, weil sie sich dann besser fühlten. Wer hätte das besser wissen sollen als sie, immerhin verdiente sie mit Therapiegesprächen ihre Brötchen.
    «Es ging außerdem drum, dass sie extra irgendwas gelernt hat, um noch näher bei ihm zu sein. Irgendwas mit Buchhaltung. Sie wollte gern seine rechte Hand werden. Aber das wollte er nicht. Und die ganze Sache scheint noch nicht lange her zu sein.»
    «Und wo arbeitet sie jetzt?»
    «Das wurde nicht erwähnt.»
    Christine schob ihren Teller zu Matthias, der den Schweinebratenersatz bereits an die Tischkante geschoben hatte. Gierig stürzte er sich darauf, und nachdem die letzte Nudel verputzt war, zahlten sie zügig. Der Wirt sah natürlich den stehengelassenen Schweinsbraten, ging aber mit keinem Wort darauf ein.
    «Arme Sau», sagte Matthias, als sie draußen in der klaren Luft standen. «Aber weiterhelfen tut uns das auch nicht.»
    «Na ja, was haben wir erfahren: Der Gössl steht unterm Pantoffel, seine Frau ist eine Furie, und sie haben vermutlich Geldsorgen.»
    «Vielleicht ist seine Frau die Mörderin, sie könnte ja jemand beauftragt haben.»
    «Das müsste dann aber jemand von den Teilnehmern gewesen sein.»
    «Woaß ma’s?», fragte Matthias resigniert. «Morgen mach ich auf jeden Fall noch mal Dampf beim Holzhammer.»

    Franz Holzhammer lag im Bett und blinzelte. Die veritable Mulde neben ihm war offensichtlich schon lange leer. Keine Restwärme mehr. Aus der Küche drang Rumoren. Seine Frau war eine notorische Frühaufsteherin, einer ihrer wenigen Fehler neben der Klatschsucht. Doch gegen die Klatschsucht wollte er zumindest heute Morgen besser nichts gesagt haben. Auf jeden Fall würde der Frühstückstisch in der Küche schon liebevoll gedeckt sein, wenn er erschien.
    Den Abend hatte er auf der Dienststelle verbringen müssen. Daher hatte

Weitere Kostenlose Bücher