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Holzhammer 02 - Teufelshorn

Holzhammer 02 - Teufelshorn

Titel: Holzhammer 02 - Teufelshorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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blanke Holztische mit weißblauen Deckchen in der Mitte und die typischen Holzstühle mit herzförmigem Loch in der gerundeten Lehne. Auf den zweiten Blick Fotos von Ischia, Capri und dem Vesuv. Sie sahen sich um. Freie Platzwahl, es war fast leer. Sie setzten sich ans Fenster, wo hinter einem Gummibaum leicht versteckt bereits ein Tisch mit einem Pärchen besetzt war.
    Aus der Richtung, in der vermutlich die Küche lag, hörte man gedämpft einen Wortwechsel. Während Matthias noch damit beschäftigt war, seine langen Beine unter den Tisch zu falten, studierte Christine bereits die Karte. Ihr Instinkt oder möglicherweise ihre langjährige Ausbildung sagte ihr, dass man hier am besten Spaghetti bestellte. Sie teilte Matthias ihre Überlegung mit.
    Der verstand nicht. «Wieso soll ich Spaghetti bestellen, ich hab Lust auf Schweinsbraten.»
    «Wie du meinst.» Christine argumentierte nicht weiter, weil jetzt ein langer dünner Mann auftauchte, um die Bestellung entgegenzunehmen. Er schlurfte unmutig heran, seine Schürze war verknittert, und er sah allgemein nicht besonders glücklich aus. Christine konnte aber erkennen, dass er frisch gebadet, ohne Schürze und vor allem mit einem Lächeln auf den Lippen ein attraktiver Mann sein musste. Das musste der Wirt sein, der Xaver Gössl. Denn bei so wenig Betrieb lohnte sich ein Angestellter bestimmt nicht.
    «Was derf’s denn sein?», fragte er.
    «Was für Bier habt’s ihr denn?», erkundigte sich Matthias vorsorglich. Je nach Marke mochte er lieber das Helle oder das Weißbier. In ganz schlimmen Fällen sogar gar keins.
    «Ich kann dir Wieninger anbieten, Helles oder Weißbier, hell oder dunkel …»
    «Passt, a hell’s Weißbier, bitt schön», bestellte Matthias, «und an Schweinsbraten.»
    Christine bestellte Spaghetti Napoli und ein Viertel Rotwein. Kommentarlos notierte der Mann alles auf einem Block und verschwand.
    «Und? Sieht der Gössl-Xaver aus wie ein Mörder?», fragte Matthias, als der Wirt kaum fünf Meter weg war.
    Christine kam nicht zum Antworten, denn in diesem Moment wurde die Schwingtür zur Küche aufgerissen, und ein weiblicher Schwall italienischer Flüche drang heraus. Eine kleine schwarzhaarige Frau mit einem riesigen Kochlöffel in der Hand stürmte in die Gaststube. Wahrscheinlich der Löffel, mit dem sie die Spaghetti umrührte. Sie rannte auf den Wirt zu, ihre Schimpftirade keine Sekunde unterbrechend. Der Mann hob abwehrend die Hände. Die Köchin holte mit dem Löffel aus, nahm im letzten Moment den Löffel in die andere Hand – und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige. Mitten in der Gaststube. Vor Gästen. Dann verschwanden beide wortlos hinter der Schwingtür.
    Christine und Matthias sahen sich an.
    «Ein Wunder, dass hier so wenig los ist», sagte Christine schließlich sarkastisch. «Hier gibt’s doch ’ne prima Show zum Essen. Ist das seine Frau?»
    «Ja, und außerdem hattest du wahrscheinlich recht. Ich hätte Spaghetti bestellen sollen», antwortete Matthias. «Hast du zufällig verstanden, um was es ging? Mein Italienisch ist ungefähr so gut wie mein Altgriechisch.»
    «Ich habe einzelne Wörter verstanden. Bestellung, Salat, Wasser. Ich vermute, sie war sauer, weil er nicht versucht hat, die Bestellung zu optimieren. Also weil er nicht gefragt hat, ob wir noch einen Salat vorweg wollen oder ich ein Mineralwasser zum Wein. Das spricht natürlich dafür, dass sie Geldsorgen haben. Oder bald haben werden, wenn der DSV wegzieht.»
    «Oder dafür, dass sie den Hals nicht vollkriegt», antwortete Matthias.
    Dann schwiegen beide. Es war kein Wunder, dass der Mann der Küchenfurie fremdging, da brauchte man nicht viel Phantasie. Ebenso war es kein Wunder, dass über seine Affären allgemein nichts bekannt war. Sonst wäre er wahrscheinlich längst tot. Aber war er deshalb verdächtiger als vorher? Und: Falls diesem eher schwach wirkenden Mann ein Mord überhaupt zuzutrauen war – war es dann nicht wahrscheinlicher, dass er als Erstes seine Frau um die Ecke brachte?
    Während sie mit gemischten Gefühlen auf das Essen warteten, drang Gemurmel von dem Tisch hinter dem Gummibaum herüber. Dort saß immer noch das vermeintliche Pärchen, das schon bei ihrem Eintritt da gewesen war. Anhand der Stimmen stellte sich jetzt heraus, dass es zwei Frauen waren. Plötzlich meinte Christine, die Worte «Alois» und «Jenner» herauszuhören. Wenn die beiden Frauen hochdeutsch gesprochen hätten, hätte sie wahrscheinlich jedes Wort

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