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Holzhammer 02 - Teufelshorn

Holzhammer 02 - Teufelshorn

Titel: Holzhammer 02 - Teufelshorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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Polizeiangelegenheit, und ich muss sie sprechen. Jetzt sofort. Verstanden?»
    Frau Hofer knickte vor der Obrigkeit ein und schlurfte zur Treppe. «Annamirl, Polizei ist da!», rief sie mit hoher, schriller Stimme in den ersten Stock hinauf.
    Kurz drauf erschien eine vollständig bekleidete Annamirl. Holzhammer sah sie an und musste sofort denken, was er in eine Fahndung nach ihr geschrieben hätte, nämlich «verhärmte alte Jungfer gesucht». Annamirl war dünn, sah älter aus, als sie war, und zog die Schultern nach vorn. Ihre glatten, langen Haare waren genauso dünn wie sie, hingen in Strähnen herunter und hatten eine dieser Farben aus dem Loriot-Film: braungrau, mausgrau, graugrau … Außerdem sah sie schuldbewusst drein.
    «Hock ma uns in d’ Kuchl eini», sagte Annamirl Hofer und ging voran.
    Holzhammer folgte ihr. Die Mutter mit ihrer Taschenlampe blieb zurück und ging wahrscheinlich umstandslos wieder ins Bett. Das Hundegebell hatte sich ebenfalls beruhigt.
    Auch diese Küche war in guter Berchtesgadener Tradition ganz in Eiche rustikal gehalten. Kaum saßen sie, da fing Annamirl auch schon an zu weinen.
    «Endlich is es vorbei», schniefte sie.
    Holzhammer brauchte kaum nachzufragen, sie war froh, die Geschichte endlich loswerden zu können. Ja, sie hatte die Überweisung vom Gemeindekonto an Holger Stranek ausgeschrieben, schön säuberlich in Blockbuchstaben, und dann dem Bürgermeister in die Unterschriftenmappe praktiziert. Sie hatte das Überweisungsformular mit einer Büroklammer an einem Schriftsatz befestigt, wo ein ähnlicher Betrag tatsächlich zu überweisen war. Und zwar so, dass es nur teilweise zu sehen war. Sie hatte sich vor Angst fast in die Hose gemacht, als sie die Mappe zum Chef getragen hatte, aber der hatte anstandslos unterschrieben. Die Unterschrift unter der anderen Überweisung, der richtigen, hatte sie gefälscht. Hier kam es nicht darauf an, denn mit dem Vorgang als solchem hatte es ja seine Richtigkeit.
    Ja, natürlich hatte der Seiler sie dazu angestiftet, eigentlich fast gezwungen. Er hatte gesagt, dass sonst alles aus wäre und sie sich überhaupt nicht mehr sehen würden. Aber nachdem die Sache erledigt war, hatte er die Beziehung trotzdem abgebrochen.
    «Der Schuft, der hat des ois lang geplant. Schon als er g’hört hat, dass ich diesen Kurs machen wui. Er hat mir zug’redt und so doa, als ob er mi wirklich einstellen wui, als persönliche Assistentin in seim Büro. I hob mi so g’freit.» Annamirl weinte immer noch. «Als ich den Abschluss dann g’habt hab, war plötzlich ois anders, und er hat mir die Stelle bei der Gemeinde b’sorgt. Als Gemeinderat wusst er sicher scho lang, dass da was frei wird. Und dann, Monate später, als ich gut eingearbeitet war und alle mir vertraut ham, da ist er damit rausg’rückt.»
    Für Holzhammer ergab das alles so weit einen Sinn. Seiler wollte den Hias in Misskredit bringen, und die Verhandlungen mit dem DSV waren da ein gefundenes Fressen. Auch dass er die Sache von langer Hand vorbereitet hatte, weil er Bürgermeister werden wollte. Schließlich war Jahre vorher bekannt, wann die nächsten Gemeinderatswahlen stattfanden.
    Aber es blieben doch einige Fragen. Was, zum Beispiel, hatte das alles mit dem Mord zu tun? Und wieso hatte Stranek sich nicht gemeldet, als er den unerwarteten Geldsegen auf seinem Konto vorfand? Nun ja, die zweite Frage war vielleicht nicht so schwer zu beantworten: Wahrscheinlich würden neunzig Prozent der Bevölkerung so etwas nicht melden, sondern sich heimlich und leise freuen.
    Klar war, dass Annamirl ein Verfahren wegen Unterschriftenfälschung und Betrug zu erwarten hatte. Betrug bei der falschen Überweisung und Unterschriftenfälschung bei der richtigen Überweisung. Jedenfalls nichts, wofür er sie jetzt sofort verhaften musste. Leider konnte er auch Seiler nicht verhaften. Anstiftung zum Betrug war kein Grund, der Staatsanwalt würde ihn auslachen. Und mehr hatte er nicht in der Hand.
    Holzhammer sagte Annamirl, dass sie demnächst vom Gericht hören würde, und verabschiedete sich. Sie tat ihm leid.
    Doch damit war noch nicht Feierabend. Seine nächste Mission war weitaus erfreulicher, und Franz Holzhammer beschloss, die Sache richtig auszukosten. Nach dem Hundehaufenslalom zu seinem Auto rief er Dr. Klaus Fischer auf dem Handy an. Persönlich hatten sie sich in letzter Zeit äußerst selten gesehen, aber Holzhammer wusste, dass Fischer wieder im Lande sein musste. Sein toller Lehrgang im

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