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Holzhammer 02 - Teufelshorn

Holzhammer 02 - Teufelshorn

Titel: Holzhammer 02 - Teufelshorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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Taxi?», fragte Holzhammer, der langsam ziemlich müde wurde.
    «Ruf mir ein Taxi, bitt schön», antwortete Hias, «dem Taxler erzähl ich, dass wir noch eine Sicherheitsbesprechung hatten.»
    Das war Holzhammer nur recht, und zehn Minuten später verließen beide in unterschiedliche Richtungen die Polizeistation.

    Als Christine aufstand, war es noch dunkel. Gut, dass sie ihren Rucksack schon gepackt hatte. Nach kurzer Katzenwäsche zog sie ihre neue schwarze Berghose an, die ebenfalls schon bereitlag. Die erste Garnitur Bergklamotten, die sie vor einem Jahr angeschafft hatte, war schon wieder ausrangiert, damals hatte sie noch eingekauft wie eine Touristin. Zum Beispiel eine Hose, die hauptsächlich gut aussah, aber zum Steigen im steilen Gelände gar nicht geeignet war. Es machte keinen Sinn, bei jedem Schritt gegen die eigene Hose kämpfen zu müssen. Die jetzige war aus Stretchmaterial. Und ziemlich teuer. Christine machte sich in der Küche einen Kaffee, und während sie trank, schaute sie noch mal im Internet nach dem Wetterbericht. Alles klar, der Nebel würde sich auflösen und noch einmal ein sonniger Tag folgen. Es war jetzt schon seit Wochen schön. Die Wetterfrösche sprachen von einer sogenannten Omega-Wetterlage. Sie klappte den Rechner zu, schulterte den Rucksack, packte ihre Bergschuhe bei den Schnürsenkeln und verließ so leise wie möglich das Haus. Matthias schlief natürlich noch.
    Draußen stand dichter Nebel, alles war feucht. Es fehlte wohl nicht viel zu einer Reifschicht auf der Windschutzscheibe. Das war der Nachteil des Hauses in der Oberschönau: der lange Schatten des Watzmanns. Sie warf den Rucksack auf den Beifahrersitz, die Stiefel in den Fußraum und startete. Eine Viertelstunde dauerte die Fahrt zu ihrem Ausgangspunkt. Die Straßen waren menschenleer, die Turnschuhtouristen lagen noch im Schlummer, und auch viele Einheimische genossen den Feiertag, indem sie sich noch ein Stündchen umdrehten. Der Parkplatz an der Infostelle des Nationalparks war noch fast leer.
    Christine wechselte in die Bergschuhe, die sie zunächst nur lose zuschnürte. Sie fischte ihre Bergstöcke hinter den Vordersitzen hervor. Die lagen bei ihr inzwischen immer im Auto, wurden ja dauernd gebraucht.
    Christine freute sich auf das Abenteuer und marschierte mit schnellen Schritten taleinwärts. Am Anfang ging es über Forststraßen, bis dahin kannte sie den Weg. Eigentlich sollte man ja nicht so losrennen, aber es war kalt, und da war es ja wohl berechtigt, sich erst mal warm zu laufen. Ihr kleiner Tagesrucksack war prall gefüllt, aber er kam ihr nicht schwer vor.
    Nach einer halben Stunde bog sie bergwärts ab. Es war immer noch neblig, wurde aber schon heller. Plötzlich war Motorengebrumm zu hören. Dann versperrte ein unübersehbares rot-weißes Absperrband den Weg. Es stand auch noch ein Schild da: «Gesperrt wegen Holzfällung». Als Christine gerade ihr Bein über das Plastikband schwang, kam von oben ein Forstarbeiter herunter, Schaufel über der Schulter. Früher, in Norddeutschland, hätte Christine jetzt ein schlechtes Gewissen bekommen und schnell den Rückzug angetreten. Aber sie hatte dazugelernt. Ganz unschuldig ging sie dem Mann in Grün entgegen und fragte nur der Form halber: «Grüß dich, ich kann schon da gehen, oder?»
    Er grinste und murmelte nur im Vorbeigehen so etwas wie: «Pass nur auf, dass d’ ned derschlog’n werst.» Schon war er mit schweren Schritten vorbei.
    Einige Meter weiter stand in einer breiten Kehre ein großer Anhänger, in den mit einem gefährlich aussehenden Greifer Baumstämme verladen wurden. Etwas weiter oben standen noch zwei Forstarbeiter und unterhielten sich. Christine blieb stehen und wartete, bis sie sicher war, dass der Mann im Greifer sie gesehen hatte und der Greifarm gerade auf dem Anhänger beschäftigt war. Da winkte auch schon einer der beiden Männer von oben, sie solle jetzt durchgehen. Als sie genau zwischen Greifer und Baumstämmen war, schwenkte plötzlich der Greifarm ohne ersichtlichen Grund knapp über ihren Kopf hinweg. Christine bekam einen Heidenschreck, der sich allerdings fast augenblicklich in Ärger verwandelte. Der Baggerfahrer fand das wohl lustig.
    «Das hat der doch mit Absicht gemacht», sagte sie zu den Männern in tannengrüner Arbeitskluft und deutete nach hinten.
    «Ja», sagte der eine Forstarbeiter, «des macht der gern.» Ungefähr so, wie man zugibt, dass man es seinem großen Hund immer noch nicht abgewöhnen konnte,

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