Home at Heart - Liebe auf Umwegen
vorzubereiten.
Jake erinnerte sich noch genau an die letzten Worte, die Amy ihm gesagt hatte.
„Ich liebe dich. Ich danke dir. Ich liebe dich“.
Danach hatte sie langsam ihre Augen geschlossen und irgendwie entspannt gewirkt. Jake dachte später, es war ein absurder Gedanke, aber sie hatte ausgesehen, als hätte sie geschlafen und einen schönen Traum gehabt. Und irgendjemand hätte ihr Marmelade ins Gesicht geschmiert, das natürlich in Wirklichkeit Blut, vermischt mit kleinen Steinen und Sand, der auf der Straße lag, war.
Die letzten Worte, die die gesunde Amy sagte, war en „Liebling, ich fahre nochmal in die Stadt, es gibt da eine Kleinigkeit, die ich unbedingt besorgen muss!“ Sie hatte ihn kurz auf die Nase geküsst und war dann in ihren Tod gefahren. Das letzte Mal, das er sie gesund gesehen hatte, war an diesem 19. Juni um etwa halb zwölf Mittags. Sie trug Jeans und ein weißes Shirt. Ihre braunen Haare hatte sie locker zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
Ungefähr zu derselben Zeit, als Amy in die Stadt fuhr, musste Herb Shane, der Typ der sie tötete, bereits betrunken gewesen sein. Er war ein Verlierer, der tiefer nicht sinken konnte. Seine Frau hatte ihn verlassen und wollte ein kleines Vermögen an Unterhalt haben. Was sich gut traf, da er gerade seinen Job als Helfer in einer Papierfabrik verloren hatte und noch nicht einmal genügend Geld, sich selbst durch zu bringen. Er hatte – wie nachher aus dem Polizeibericht hervorging, den ganzen Vormittag über getrunken und sich in einem unbeobachteten Moment aus der Kneipe geschlichen, weil er die Biere und den Whiskey, den er den ganzen Vormittag über getrunken hatte, ohnehin nicht bezahlen konnte. Er hatte sich hinters Steuer gesetzt und war mit hundertsechzig Sachen durch die Stadt gebraust, um entweder seinem Leben ein Ende zu setzen oder eingesperrt zu werden. Im Gefängnis hätte er wenigstens ein Bett und freie Logis gehabt. Er sagte aus, dass er Amy gar nicht gesehen hatte, die bei Elliott‘s aus dem Laden kam und zu ihrem Auto gehen wollte. Sie hatte einen kleinen Strauß Blumen gekauft, in dessen Mitte nun ein kleines, schwarzweißes Ultraschallbild befestigt war. Amy war im dritten Monat schwanger. Ein Baby, das ihr und Jakes Glück perfekt machen sollte. Sie war gerade dabei, die Tür ihres Ford Taurus aufzuschließen, als der Pick up von Herb Shane sie mit der rechten Vorderseite rammte, ihr dabei die Hüfte und die Wirbelsäule brach und sie mit voller Wucht auf den Betonboden katapultierte. Herb beging Fahrerflucht. Die Verkäuferin bei Elliott‘s, Amys Freundin Kate rief geistesabwesend zuerst die 911 und anschließend Jake an, der zeitgleich mit dem Notarzt am Unfallort eintraf. Auch er war mit etwa hundertsechzig Sachen unterwegs gewesen.
Amy starb in seinem Arm. Als er das Ultraschallbild sah, brach er zusammen.
9
Jake war kein großer Redner. Er hatte Lorelais Friedensangebot zwar angenommen, sagte aber sonst nicht sehr viel. Seit Amys Tod hatte er seinen Humor und seine Redefreudigkeit sehr eingeschränkt.
„Meine Mum und meine Grandma halten große Stücke auf sie“, versuchte Lorelai ihn aus der Reserve zu locken. „Ich finde es großartig, dass sie ihnen helfen!“
„Sie haben ihre Meinung ja sehr schnell geändert“, sagte Jake, der sie immer noch keines Blickes gewürdigt hatte.
„Mr. McMahon. Jake. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll. Hören sie, es tut mir leid, dass ich ihnen unterstellt habe, kleine Kinder in ihr Haus locken zu wollen, das war wirklich unter der Gürtellinie. Und dass ich mich über sie lustig gemacht habe. Können sie mir denn keine Chance geben? Ich habe vor einer Woche meinen Verlobten mit einem kleinen Starlet bei uns im Bett erwischt. Und nein, er hat ihr nicht gezeigt, wie man die Laken richtig unter die Matratzen stopft. Mein gesamtes Weltbild hat sich von einer Sekunde zur nächsten gedreht. Es tut mir leid, dass ich so kratzbürstig war. Übrigens, ich werde eine Weile hier in Red Oak und auf der Farm bleiben. Sie sollten sich lieber mit mir arrangieren, als die beleidigte Leberwurst zu spielen!“
„Sie reden ziemlich viel, kleine Lady“, sagte Jake, sah sie an und schüttelte den Kopf.
„Ich weiß – ein Talent von mir“, grinste Lorelai.
„Ihre Großmutter und ihre Mutter sind sehr stolz auf sie, wissen sie das? Jedes einzelne Foto, das sie den beiden geschickt haben, habe ich mindestens zweimal gesehen. Einmal hat es ihre Großmutter, einmal ihre
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