Home at Heart - Liebe auf Umwegen
angefühlt, mit Jake zu tanzen. Seine starken Arme auf ihrem Körper, die Wärme, die er ausstrahlte, seine grünen Augen, die einen in ihren Bann zogen.
Nach einer Weile beschloss Lorelai, nach Hause zu fahren. Es war bereits nach Mitternacht und der Abend war wunderschön gewesen. Sie verabschiedete sich von den Jungs und versprach, bald wieder zu kommen, dann stand sie und ging an der Tanzfläche vorbei, wo Jake immer noch mit Earl sprach. Sie sah ihn an, doch er würdigte sie keines Blickes, fast so, als hätte die vergangene halbe Stunde nie statt gefunden.
Verwirrt stieg sie in ihren Wagen und fuhr zurück zur Farm. Sie war sich nicht sicher, ob es gut war, irgendein Interesse an Jake zu haben. Er schien ziemlich verschroben zu sein und die Sache mit dem Tod seiner Verlobten machte die Sache auch nicht gerade einfacher. Allerdings war er ein Mann, der allein schon durch seine Ausstrahlung jemanden in seinen Bann ziehen konnte. Gerade weil er so verschlossen und raubeinig war, und weil Lorelai in der kurzen Zeit, in der sie miteinander getanzt hatten, eine ganz andere Seite an ihm kennen gelernt hatte, als die, die er ihr am Tag gezeigt hatte, ging er ihr nun nicht mehr aus dem Kopf.
Sie stellte den TT vor dem Haupthaus ab. Jakes Pick up war noch nicht wieder hier. Wie konnte er auch, immerhin war Jake vor fünfzehnzehn Minuten, als sie Barneys verlassen hatte, noch in ein Gespräch mit Earl vertieft gewesen. Er würde sicher erst viel später nach Hause kommen.
Es war ein sehr zwiegespaltenes Gefühl, als Lorelai in dieser Nacht in ihr Bett, das fast achteinhalb Jahre nicht benutzt worden war, stieg. Zum einen fühlte es sie richtig nach Zuhause an. Ein Gefühl, dass ihr in New York gänzlich gefehlt hatte. Sie fühlte sich wieder wie das kleine Mädchen, das sie vor zwanzig Jahren gewesen war. Deren ganzes Herz an den Pferden hing und die sich niemals vorstellen konnte, die Farm zu verlassen. Die niemals das Leben mit den Pferden und ihrer Familie gegen ein Appartement in Manhattan eingetauscht hätte. Ganz kurz kam ihr der Gedanke, dass es vielleicht doch – in einer absurden, und womöglich weit entfernten Weise – vorbestimmt gewesen war, dass Rob sie betrogen hatte. Vielleicht war das alles ein kleines Mosaik von etwas Großem – und dann noch die Tatsache, dass Jake hier war, der ihr längst nicht mehr egal war, auch wenn sie im Moment noch versuchte, sich das einzureden. Kurz darauf schlief sie ein.
10
Jake kam etwas später zurück zur Farm. Es war nach zwei Uhr, aber der alte Earl hatte sich wie immer nicht abwimmeln lassen. Im Prinzip hatte das eigentliche Gespräch nicht länger als zwanzig Minuten gedauert. Earl nagelte Jake jedoch fest und erzählte vom Leben in Red Oak, als er selbst noch ein „junger Hüpfer“ gewesen war. Und wie schön er es nicht fände, dass Lorelai wieder zurückgekommen war. Das Lorelai immer so etwas wie eine Ersatzenkelin für ihn gewesen war. Und was Jake von Lorelai hielt und dass es doch witzig wäre, wenn Jake und Lorelai ein Paar werden würden. Jake hatte die ganzen zwei Stunden, in denen Earl auf ihn einredete, an einem Bier genuckelt, dass am Ende schon ziemlich schal war. Er musste noch zurück zur Farm fahren, und obwohl es nicht weit war und er gerade mal zehn Minuten im Auto unterwegs sein würde, wollte er es nicht riskieren, von den Cops aufgehalten zu werden.
Kurz, nachdem Amy tot war, hatte er begonnen, zu trinken. Mehr, als die zwei, drei Bier abends in der Kneipe, sondern richtig zu trinken. Einige Male hatte er daran gedacht, zusätzlich zu seinem guten Freund Johnnie Walker noch soviele Tabletten zu nehmen, dass er endlich wieder mit Amy zusammen sein konnte. Heute konnte er selber nicht mehr sagen, was ihn dazu bewogen hatte, weiter zu machen, wahrscheinlich war er einfach zu feige gewesen, wirklich Schluss zu machen. Er hatte in einem seiner nüchternen Momente seine Farm zu einem Spottpreis verkauft, sich in seinen Pick up gesetzt und war bis nach Red Oak gefahren. Warum er gerade hier Station gemacht hatte und im Golden Eagle abgestiegen war, wusste er nicht. Aber es gab viele Dinge aus dieser Zeit, an die er sich nicht mehr erinnern konnte, oder deren Entscheidung er jetzt nicht mehr nachvollziehen konnte.
Zwei Tage nachdem er im Golden Eagle eingezogen war, hatte er Earl kennen gelernt, der ihm anbot, für Kost, Logis und etwas Geld auf seiner Farm auszuhelfen. Jake nahm das Angebot dankend an und hoffte, durch die Arbeit
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