Home at Heart - Liebe auf Umwegen
wollte, dass auch die anderen davon wussten.
„Sie ist eine Wahnsinnsfrau “, sagte Jimmy, der bemerkt hatte, dass Jake das Gespräch unangenehm war. Jake war überhaupt kein Typ, der sein Herz auf der Zunge trug. Aber Jimmy hatte seinen Spaß daran, ihn auf diese Weise zu necken.
„Das weiß ich“, sagte Jake – wieder in demselben, knappen Tonfall wie zuvor.
„Seit wann“, fragte Jimmy und versuchte, in genau demselben knappen Ton zu kommunizieren wie Jake es tat. Bevor dieser aber antworten konnte, zog Alice Jimmy von seinem Sitz auf und holte ihn zum tanzen. Jake war froh darüber. Er hasste diese Art von Kreuzverhören und hatte irgendwie das Gefühl, die anderen würden ihm vorwerfen, mit Lorelai auszugehen, obwohl es Amy gegeben hatte. Sein Blick glitt über die Bar auf der Suche nach ihr.
Er entdeckte sie an einem Tisch mit ein paar älteren Farmern, die er alle vom sehen her kannte. Bevor Lorelai hierhergekommen war, zu der Zeit, als er auf der Cartwright-Farm zu arbeiten begonnen hatte, hatten ihn alle gefragt, ob er denn Lorelai schon kennen gelernt hatte, und was für ein wundervolles Mädchen sie doch war. Er konnte sich nicht vorstellen, dass eine ganze Stadt in ein einziges Mädchen so – ja, so verliebt sein konnte. Doch seit er Lorelai kannte, verstand er, warum fast jeder Einwohner in Red Oak einen Narren an ihr gefressen hatte. Sie wirkte fast wie ein Engel. Er sah sie noch einige Sekunden lang an, wie sie am Tisch der Farmer saß und mit ihnen lachte. Menschen, die andere wohl eher am Rande wahrnehmen würden und niemals auf die Idee kommen würden, Zeit mit ihnen zu verbringen, weil sie alt waren und fast wie Relikte längst vergangener Zeiten wirkten, für deren Geschichten sich niemand interessierte. Dann stand er auf und ging auf den Tisch zu.
„Oh Mann, jetzt bekommen wir Ärger. Jetzt kommt ihr Kavalier“, lachte der alte Sal Stenton, als Jake bei dem Tisch der alten Farmer angekommen war.
„Da bist du ja!“ Lorelai sprang auf, fiel Jake um den Hals und küsste ihn. Überrascht drückte er sie an sich. Für ihn war es gleich doppelt ungewohnt. Zum einen, weil er soviel Nähe von Lorelais Seite spürte, die er nicht kannte, und zum anderen, weil alle in der Bar sehen konnten, dass er, Jake, der immer so unnahbar und kalt wirkte, von dem man meinte, er habe eine Mauer um sich aufgebaut, die niemand durchbrechen konnte, plötzlich einen auf verliebter Gockel machte.
„Hey“, sagte Jake und hielt Lorelai im Arm.
„Bei soviel Konkurrenz hab ich ja kaum noch eine Chance!“
Die alten Farmer lachten und prostete n Jake mit ihren Bierkrügen zu, ehe sie ihn einluden, Platz zu nehmen.
„Danke“, sagte Jake. Es war kurz nach Mitternacht und sie waren wieder zurück auf der Farm gefahren. Es war eine warme Nacht. Die Grillen zirpten und ein laues Lüftchen wehte. Das Mondlicht tauchte Lorelai in wunderschönes, kühles Licht. Ihre Haut schien hell, umrahmt von ihrem schwarzen Haar. Ihre blauen Augen funkelten wie zwei Saphire.
„Wofür denn“, fragte sie und blickte ihn an.
„Dafür, dass du mich ins Leben zurückgeholt hast“, sagte Jake. Seine Antwort kam, wie aus der Pistole geschossen. Seit er Amy verloren hatte, hatte er sich nicht mehr so lebendig gefühlt, wie an diesem Abend. Er hatte längst vergessen, wie gern er früher unter Menschen gewesen war, wie sehr er sein Leben immer geschätzt hatte. Der Abend mit Lorelai hatte ihm neue Lebenskraft geschenkt.
Lorelai schmiegte sich an Jake.
„Ich muss mich bedanken“, sagte sie dann.
„Wofür musst du dich bedanken“, fragte Jake und strich über ihre Oberarme, die sich leicht kühl anfühlten.
„Dafür, dass du so wunderbar bist“, sagte sie und funkelte ihn wieder mit ihren Augen an. Dann versanken sie in einen tiefen Kuss.
Lorelai war sich sicher, dass ihr Leben ihren Mittelpunkt in Red Oak finden sollte. Auch wenn sie immer der Ansicht gewesen war, New York wäre ihr zu Hause, so war Red Oak das Zuhause ihres Herzens. Sie hatte sich schnell in ihr neues Landleben eingefügt. Morgens fütterte sie frühmorgens die Pferde und ging zum laufen, während sie fraßen. Anschließend brachte die Pferde auf die Koppeln und machte sie die Boxen sauber. Dann ging sie zurück ins Haupthaus, nahm eine Dusche und arbeitete etwas in ihrem Homeoffice, während sie sich ein kleines Frühstück genehmigte. Das arbeiten mit ihrem Online-Arbeitsplatz funktionierte besser, als sie sich hätte träumen lassen.
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