Home at Heart - Liebe auf Umwegen
Gästehaus.
30
Obwohl es der vierundzwanzigste Dezember war, war Flug 957 nur zu etwa zwei Dritteln voll. Lorelai war bislang noch nicht sehr oft an Weihnachten geflogen, immerhin hatte sie die ersten zwanzig Weihnachten in ihrem Leben in Red Oak verbracht und die darauffolgenden acht in New York. Sie hatte sich auf vollgequetschte Abflughallen und gestresste Reisende eingestellt, wurde aber mit ein wenig Weihnachtsfrieden überrascht.
Die vergangenen zwei Tage und Nächte hatte sie damit zugebracht, die Reiseprospekte zu wälzen, die seit geraumer Zeit in ihrem Wohnzimmer lagen. Dann hatte sie sich den Kopf darüber zerbrochen, ob sie wirklich an Weihnachten in den Süden wollte, ob sie s ich nicht doch Karen oder Monique anschließen sollte, die sie beide zu ihren Weihnachtsfesten eingeladen hatten. Diese Idee hatte sie schnell wieder verworfen. Sie wollte nicht das fünfte Rad am Weihnachtswagen sein, und auch wenn sich beide Familien, Karens und Moniques die größte Mühe geben würden, sie wäre es dennoch. Die nächste Alternative wäre gewesen, noch schnell einen Baum zu besorgen und alleine Weihnachten zu feiern. Diese Idee war ihr zunächst als die Beste vorgekommen. Sie hatte sich tatsächlich kurzzeitig mit dem Gedanken angefreundet, an den Weihnachtsfeiertagen ganz allein in ihrem Appartement zu sitzen, sich bei Johnny’s ein Festmahl kommen zu lassen und – bei Gott – sich selbst etwas zu kaufen, was sie sich immer schon gewünscht hatte. Kurze Zeit später war ihr diese Idee wie Irrsinn vorgekommen. Wer war schon so verrückt, und würde Weihnachten komplett abgeschottet und allein verbringen, mit Geschenken, die er für sich selbst gekauft und verpackt hatte. Wahrscheinlich war das der erste Schritt in den Wahnsinn.
Sie hatte auf der Couch gesessen, als sie den Gedanken, Weihnachten allein zu feiern, verwarf und ihr Blick war auf einen Reisekatalog gefallen, in welchem sie mit drei, vier schlampigen Kreisen ein Angebot hervorgehoben hatte. „Weihnachten in Honolulu“ schrie das Angebot und man konnte einen surfenden Weihnachtsmann und einige Engel in Bikinis mit Rentieren sehen. Sie hatte kurz überlegte, sich ihr Handy geschnappt einen Flug gebucht.
In der Ankunftshalle herrschte reges Treiben, aber es war immer noch nicht so schlimm, wie es von so vielen Reisemuffeln prophezeit wurde. Lorelai schnappte sich ihren Koffer vom Gepäckband, und als sie ihn herunterhievte und den Griff zum rollen herauszog, überkam sie ein kribbeliges Gefühl. Sie lächelte kurz und war sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Es würde bestimmt ein tolles Weihnachtsfest werden. Dann machte sie sich auf den Weg vor das Flughafengebäude und stieg in ein Taxi.
Jakes Schädel brummte immer noch und dies war der Morgen, an dem er beschloss, das trinken wirklich aufzugeben – zumindest nahm er sich das vor. Sollte er es selber nicht schaffen, gab es immer noch die anonymen Alkoholiker, die in Dallas wöchentliche Treffen abhielten. Am vergangenen Abend hatte er erst im Barneys ein paar Bier getrunken, doch da es der dreiundzwanzigste Dezember war und die meisten seiner Freunde an den paar Tagen um Weihnachten herum Ausgehverbot hatten, war er recht früh wieder zurück zur Farm gefahren. Zuhause angekommen hatte er sich eine Flasche Jim Beam geschnappt (warum er Jim Beam anstatt Jack Daniels gekauft hatte, wusste er nicht, aber nach den ersten paar Zügen schmeckte ohnehin eines wie das andere), sich vor den Fernseher geworfen und hatte irgendeinen Weihnachtsfilm angesehen.
Halb auf dem Sofa hängend war er eingeschlafen und als er wenige Stunden später, am Morgen des vierundzwanzigsten aus dem Schlaf gerissen wurde, fühlte er sich, wie ausgekotzt. Die Flasche Jim Beam hatte er im Schlaf umgestoßen und der restliche Alkohol hatte sich auf seinem Teppich und seiner Socke verteilt. Ihm war speiübel, sein Magen, sein Kopf und sein Rücken schmerzten höllisch. Er rappelte sich auf und trottete wie ein alter Mann hinüber in sein Badezimmer. Er stieß einen Seufzer aus, als er den verbrauchten, alten Kerl sah, der ihm aus dem Spiegel entgegen blickte. Sein Haar war stumpf und stand zu allen Seiten ab. Er war seit drei Tagen unrasiert und die Bartstoppeln kratzten auf seinem Gesicht. Seine Augen waren gerötet und glanzlos, seine Lippen spröde. Er trottete in die Küche, setzt erst einmal Kaffee auf und ging dann zurück ins Bad, um eine Dusche zu nehmen. Während er sich auszog, sah er
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