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Home Run (German Edition)

Home Run (German Edition)

Titel: Home Run (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Baseballhistoriker für das Izard County in Arkansas.

9
    Clarence Rook bittet mich, die Redaktionsräume der Zeitung in der Main Street zu verlassen, und ich folge seiner Aufforderung. Zwei Häuser weiter kaufe ich mir zwei Kugeln Eis in einer Eisdiele und höre mir ein wenig Kleinstadttratsch an, während draußen auf dem Gehsteig der spärliche Fußgängerverkehr an mir vorbeizieht. Nachdem ich eine Stunde totgeschlagen habe, fahre ich drei Häuserblocks nach Westen und ein Stück weiter die Küste hoch bis zur Hausnummer 130 in der South Street, wo Mr. Rook seit einundvierzig Jahren lebt. Er wartet auf der vorderen Veranda auf mich und hat sich schon umgezogen.
    Das Haus ist groß und alt, im viktorianischen Stil erbaut, mit einer breiten, umlaufenden Veranda, hohen Bogenfenstern und Giebeln, die in verschiedenen Farben gestrichen sind, bei denen helles Maisgelb dominiert. Der kleine Rasen und die Blumenbeete sind genauso gepflegt und bunt wie das Haus.
    »Ein schönes Haus«, sage ich, als ich durch das Tor des weißen Holzzauns gehe.
    »Ein Erbstück. Von der Familie meiner Frau. Herzlich willkommen.«
    Er trägt ein lockeres weißes Leinenhemd, das ihm fast bis zu den Knien reicht, eine weite, knielange Hose in Weiß und ein Paar abgewetzte Espadrilles. In der rechten Hand hält er ein hohes, schmales Glas mit einem Strohhalm, mit der linken deutet er auf die seitliche Veranda und sagt: »Kommen Sie mit. Fay ist irgendwo da hinten.« Ich folge ihm über die knarzenden Holzdielen und unter den surrenden Deckenventilatoren hindurch. Die Veranda ist mit weißen Korbmöbeln vollgestopft – Schaukelstühle, Hocker, Beistelltische, eine lange Schaukel mit unzähligen Kissen.
    Mit »Fay« ist Mrs. Rook gemeint, eine agile kleine Frau mit weißen Haaren und einer großen runden Brille mit orangefarbenem Gestell. Sie begrüßt mich überschwänglich mit beiden Händen, als hätte sie seit Jahren keinen Gast mehr gehabt. »Sie sind aus Santa Fe?«, fragt sie mich. »Ich liebe Santa Fe. Dort hat die faszinierendste Frau gelebt, die ich gern kennengelernt hätte.«
    »Und das wäre?«
    »Georgia O’Keeffe natürlich.«
    »Fay ist Künstlerin«, fügt Mr. Rook hinzu, obwohl das inzwischen ziemlich offensichtlich ist. Wir sind jetzt auf der hinteren Veranda, hoch über dem White River, und ohne es zu merken, habe ich das Atelier einer ernst zu nehmenden Malerin betreten. Zahllose Staffeleien, daneben Reihen ordentlich aufgestellter Farbflaschen sowie Kisten mit Pinseln in allen möglichen Größen und Formen. Einige Beispiele ihrer Arbeit lassen auf eine Vorliebe für impressionistisch angehauchte Blumen und Landschaften schließen.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, fragt Mr. Rook, während er zu einer kleinen Bar geht.
    »Ja, gern.«
    »Das Hausgetränk ist Lemon Gin«, sagt er, während er etwas Gelbes aus einer Kanne in ein Glas mit Eiswürfeln gießt. Ich habe noch nie von Lemon Gin gehört, aber offenbar habe ich kein Mitspracherecht, was die Auswahl meines Cocktails angeht.
    »Das Zeug ist grauenhaft.« Mrs. Rook verdreht die Augen, als hätte ihr Mann irgendein Problem.
    Er hält mir das Glas hin. »Das ist kein echter Lemon Gin, der angeblich aus echtem Gin mit ein bisschen Zitrone besteht, was tatsächlich furchtbar klingt. Eher Limonade mit einem Schuss Gordon’s, um das Ganze etwas aufzupeppen. Prost.«
    Wir stoßen an, und ich trinke einen Schluck. Nicht schlecht. Dann ziehen wir auf die seitliche Veranda um und setzen uns auf die Korbmöbel. Mrs. Rook ist eine Studie in Bunt. In ihrem weißen Haar leuchtet eine rosa Strähne. Ihre Zehennägel sind pink lackiert. Ihr bequemes Baumwollkleid ist eine Collage aus Rot- und Blautönen. »Sie müssen zum Essen bleiben«, sagt sie. »Wir essen das, was im Garten wächst, es ist alles frisch. Kein Fleisch. Ist das für Sie in Ordnung?«
    Ein höfliches Nein kommt nicht infrage, außerdem ist mir bereits klar geworden, dass gute Restaurants in Calico Rock Mangelware sind. Ein Motel habe ich auch noch nicht gesehen.
    »Wenn Sie darauf bestehen«, erwidere ich, worüber sie sich unbeschreiblich zu freuen scheint.
    »Ich werde gleich ein paar Zucchini pflücken.« Sie springt auf und eilt davon.
    Wir nippen an unseren Gläsern und reden über die Hitze und die Feuchtigkeit, doch bald schon wenden wir uns wichtigeren Themen zu.
    »Paul, Sie müssen verstehen, dass die Castles Joe abschirmen«, beginnt Mr. Rook. »Wenn Sie ihm zufällig irgendwo begegnen würden, sagen wir

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