Home - Wieder zu Hause
Engel?“
Meine Stimme klang rau und tief. Langsam bewegte ich die Hand nach oben und streichelte seinen Schwanz.
„Mein Gott, Noah.“
Er hatte die Augen geschlossen und atmete tief.
„Ich muss wirklich mit dir reden. Aber das geht nicht, solange du nicht damit aufhörst.“
Zögernd zog ich meine Hand zurück und gab ihm einen Kuss.
„Na gut, mein Engel. Worüber müssen wir reden?“
Als er mir keine Antwort gab, hob ich den Kopf und sah die Angst in seinen Augen.
„Was ist los, Clark?“
Er räusperte sich und begann mit leiser Stimme zu reden: „Ich will nie wieder von dir getrennt sein. Verlass mich nicht, Noah. Bitte gib mir eine Chance.“
Was sollte das heißen? Ich sah ihm tief in die Augen.
„Engel, was meinst du damit? Ich werde dich niemals verlassen. Du kannst immer auf mich zählen. Was ist los mit dir?“
Er schloss die Augen, dann antwortete er schließlich.
„Ich weiß, was am 27. Dezember 2007 passiert ist. Das ist der Tag, an dem dein Gedächtnis ausgesetzt hat, erinnerst du dich? Ich weiß genau, was damals passiert ist.“
Ich hatte das Gefühl, als hätte mir jemand einen Felsbrocken auf die Brust gelegt. Sein Tonfall machte mir Angst und ich war mir sicher, dass es nicht besser werden würde, nachdem er mir alles erzählt hatte. Aber ich sagte nichts und er sprach weiter. Seine Augen waren immer noch geschlossen und er hatte die Stirn in Falten gelegt.
„Der Arzt hat gesagt, dass es keinen physischen Grund für deinen Gedächtnisverlust gibt, und die Ursache vielleicht schon länger zurückliegt.“
„Du machst mir Angst, Clark. Ich glaube, ich will es gar nicht wissen. Warum vergessen wir nicht alles und leben einfach ganz normal weiter.“
Er gab ein ersticktes Geräusch von sich, fast wie ein Schluchzen. Dann öffnete er seine kristallblauen Augen und sah mich an.
„Ich muss es dir aber sagen, Noah. Wir müssen das alles klären, bevor du morgen entlassen wirst. Es ist die einzige Möglichkeit, um wieder so leben zu können, wie wir es beide wollen.“
Ich riss mich zusammen. Was immer es war, ich konnte es ertragen. Ich konnte alles ertragen, solange Clark bei mir war.
„Okay. Rede.“
Er küsste mich auf den Kopf und drückte meine Hand. Dann begann er, mit leiser Stimme zu erzählen.
„Wir hatten gerade das Haus in E. C. West gekauft, waren aber noch nicht eingezogen. Es war noch so viel zu reparieren und wir wollten es erst alles erledigen, bevor wir unsere alte Wohnung aufgaben.“
So weit, so gut. Daran konnte ich mich erinnern und ich nickte.
„Am Morgen des 27. Dezember rief die Nachbarin an. Ihr war aufgefallen, dass das Fundament unter Wasser stand. Wir sind hingefahren und dann hat dein Bruder angerufen.“
Das war mir neu. Ich konnte mich nicht erinnern, in den letzten zwei Jahren vor diesem Tag mit ihm gesprochen zu haben. Aber als Clark es erwähnte, kam die Erinnerung langsam zurück.
„Ben war aufgeregt. Sehr aufgeregt. Ihr hattet euch lange nicht gesehen und er wollte mit dir reden. Wir hofften, dass er sich wieder mit uns versöhnen wollte und deshalb ging ich allein ins Haus. Du bist zu deinem Bruder gefahren und ich dachte, alles wäre in Ordnung.“
Ich verspürte einen Schmerz in der Brust, den ich mir nicht erklären konnte. Oh Gott, das kam mir bekannt vor. Langsam kam die Erinnerung zurück.
„Danach konnte ich dich nicht mehr erreichen. Du bist nicht ans Telefon gegangen und ich wusste nicht, wo du warst. Ich habe mir Sorgen gemacht. Nachdem ich das Wasserrohr repariert hatte, fuhr ich zurück in unsere Wohnung. Ich habe mich kurz gewaschen und umgezogen, dann habe ich mich auf die Suche nach dir gemacht.“
Nein. Bitte nicht.
„Ich konnte dich nirgends finden. Nicht bei unseren Freunden, nicht in deiner Lieblings-Pizzeria und nicht im Café um die Ecke. Schließlich habe ich die Bars abgeklappert und die Krankenhäuser angerufen. Ich hatte jetzt Todesangst und wusste nicht, wo ich sonst noch suchen sollte. Und du bist immer noch nicht ans Telefon gegangen.“
Ich griff krampfhaft nach Clarks Brust, bis sich meine Fingernägel in seine Haut gruben. Meine Kehle war wie zugeschnürt und meine Augen weit aufgerissen vor Schreck.
„Es war schon spät, beinahe Mitternacht. Ich ging wieder in unsere Wohnung zurück. Das Einzige, was ich noch tun konnte, war deinen Bruder anzurufen.“
Oh Gott. Die Erinnerung an diese fürchterliche Nacht überrollte mich in einer Welle aus Schmerz und Bedauern. Was hatte ich nur
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