Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
Krankenhaus schleppen musste, darunter eine Schädelfraktur und ein gebrochener Kiefer. Später nahm er sich eine zweite Frau, ein junges Mädchen mit schadhaften Zähnen, der sich Julia, nachdem die Konkurrentin schwanger geworden war, unterordnen musste. Er erlaubte es der Neuen sogar, der Älteren ins Gesicht zu schla gen und sie zu verspotten.
Trotzdem konnte sie ihn nicht verlassen, weil Abbas als Kommandant der Harakat al-Mahnum, der »Bewegung der Unterdrückten«, ein mächtiger Mann war. Wenn sie weglief, würde er sie verfolgen und töten. Filme waren das Einzige, was ihr eine kurze Flucht aus ihrem tristen Dasein ermöglichte. Um sie zu rekrutieren, hatte Carrie nichts anderes tun müssen, als ihr zuzuhören. Bevor sie Beirut verließ, musste sie Julia wenigstens warnen.
Virgil lenkte den Wagen auf einen nicht asphaltierten Parkplatz hinter einem kleinen Supermarkt. Als Carrie ausstieg, zog er eine Sig-Sauer-Automatik hervor. »Mach schnell. Wenn es ernst wird, habe ich hier wahrscheinlich keine Chance.«
Sie nickte und betrat den Supermarkt. Über den Lautsprecher einer nahe gelegenen Moschee hörte sie den Aufruf zum Dhuhr, dem Mittagsgebet, und es versetzte ihr einen unerwarteten Stich ins Herz: Sie würde Beirut vermissen.
Mit ihrem Einkaufskorb schlenderte sie in die Lebensmittelabteilung, wo Julia, ebenfalls in Abaya und Schleier, einen Karton Poppins-Cornflakes begutachtete. Carrie griff ebenfalls nach einer Cornflakesschachtel.
»Es freut mich so, dich zu sehen«, sagte Carrie auf Arabisch. »Wie geht es deinem Mann und der Familie?«
»Gut, Alhamdulillah .« Gott sei Dank, antwortete Fatima, ging mit ihr ein Stück zur Seite und blickte sich kurz um. »Was ist passiert?«, flüsterte sie.
Carrie hatte ihr unter einem Blumentopf auf dem muslimischen Friedhof beim Boulevard Bayhoum eine Nachricht hinterlassen: Ya’ut, das arabische Wort für Rubin, der vereinbarte Code für einen dringenden Kontakt. Julias Mann überwachte ihre Telefongespräche und E-Mails – der tote Briefkasten war der einzige Weg, um mit ihr in Verbindung zu treten.
»Ich werde aus Beirut versetzt«, flüsterte Carrie, während sie wie beim gemeinsamen Einkauf die Waren in den Regalen begutachteten.
»Warum?«
»Ich weiß es nicht.« Sie nahm Julias Hand. »Ich werde dich vermissen und würde dich so gerne mitnehmen.«
»Das wäre schön.« Fatima blickte zur Seite. »Du gehst in das richtige Amerika – ich habe nur die Filme. Eine Traumwelt.«
»Ich komme wieder, versprochen.«
»Was wird aus mir?«
»Jemand anderer wird mit dir zusammenarbeiten.« In Ju lias Augen standen Tränen. Sie schüttelte den Kopf und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. »Die anderen sind auch okay, ganz bestimmt«, fügte Carrie hinzu.
»Nein, nicht für mich. Ich werde mit niemand anderem sprechen. Sie müssen dich hierlassen.«
»Das geht nicht«, erwiderte Carrie. »Das werden sie nicht tun.«
»Dann, Inschallah « – so Gott will –, »werden sie kein Wort mehr von mir hören.«
»Falls etwas Besonderes ist, geh auf den Friedhof. Ich werde jemanden bitten, den toten Briefkasten im Auge zu behalten«, flüsterte sie.
»Da ist etwas, das ich dir sagen muss.« Sie schaute sich um, ob auch wirklich niemand sie belauschen konnte, und zog Carrie zu sich herüber. »Es wird einen Anschlag gegen Amerika geben. Einen großen.«
»Woher weißt du das?«
Fatimas Augen irrten hin und her wie ein in die Enge getriebenes Tier. Sie ging ein paar Schritte und bedeutete Carrie mitzukommen. Sie spähte um die Ecke des Regals, um sich zu vergewissern, dass niemand in der Nähe war. »Ich konnte ein Telefongespräch von Abbas mithören, das er von seinem speziellen Handy geführt hat. Und das benutzt er nur, wenn es sehr wichtig ist«, wisperte sie.
»Mit wem hat er gesprochen?«
»Das weiß ich nicht. Aber so wie er dagestanden und zugehört hat, muss es irgendein hohes Tier gewesen sein.«
»Weißt du Genaueres über den Anschlag?«, flüsterte Carrie. »Zeit? Ort? Wie er durchgeführt werden soll?«
»Ich glaube, das haben sie ihm nicht gesagt – ich weiß nicht einmal, ob die Hisbollah dahintersteckt. Doch es soll bald sein.«
»Wann?«
»Keine Ahnung. Er sagte: khaliban zhada , verstehst du?«
»Ja«, antwortete Carrie. »Sehr bald also.« Sie beugte sich zu Fatimas Ohr. »Hast du eine Ahnung von den Ausmaßen und dem Ziel?«
Fatima schüttelte den Kopf. »Abbas sagte allerdings noch etwas: Allahu akbar .« Gott ist
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