Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
er mürrisch.
»Hat sie einen Freund?«
Er zögerte. »Untersuchen Sie Dimas Tod? Geht es darum?«
Carrie nickte. Er blickte zum Fenster und wandte sich wieder ihr zu. »Ich kann’s nicht glauben, dass sie tot ist. Ich habe sie gemocht«, sagte er.
»Ich auch.«
»Arme Kleine.« Er zog die Stirn kraus. »Dima hatte einen neuen Freund, aber ich habe ihn nie gesehen. Er stammte aus Dubai.« Murad rieb Daumen und Zeigefinger aneinander, um anzudeuten, dass es sich um einen Typen mit viel Geld handelte. »Ich nahm an, sie sei nach Dubai gegangen. Es stimmt, dass sie wochenlang keiner gesehen hat. Arme Dima.«
»Und wer ist Ranas Freund?«
»Ein Amerikaner. Scheint ebenfalls Geld zu haben.« Er lächelte höhnisch. »Rana ist ein teures Vergnügen.«
»Kennen Sie seinen Namen?«
Seine Antwort versetzte ihr einen Schock – wenn das stimmte, war die gesamte Mission in Beirut in Gefahr. »Warum fragen Sie überhaupt?«, antwortete der Libanese. »Das müssen Sie doch am besten wissen. Schließlich ist er von der CIA .«
KAPITEL 19
Halba, Libanon
Das altmodische Steinhaus stand auf einem Hügel, von dem man auf die Stadt Bebnin und das Meer hinunterblickte. Sie hörte sich im Salon Tagmil um, denn in Friseurgeschäften erfuhr man auch im Nahen Osten alles über jeden. Vor allem konnten Frauen sich hier ungestört austauschen.
Dimas Eltern waren verstorben, doch es gab noch Verwandte, erzählte man ihr, und bereits wenig später saß sie im Wohnzimmer einer älteren Tante, Khala Majida, und trank mit ihr Eistee nach libanesischer Art, nämlich mit Rosenwasser und Pinienkernen. Sie saßen auf dem Sofa, und durch die geöffnete Balkontür schien die Sonne herein. Carrie trug Jeans und einen Sweater, dazu ein Kopftuch, und erzählte Tante Majida, sie sei eine Freundin von Dima aus Amerika. Dass Dima tot war, verschwieg sie ihr.
»Hat sie Ihnen erzählt, dass ihr Vater Hamid Ali Hamdan bei al-Murabitun war?«, fragte die Tante auf Arabisch.
»Ja«, log Carrie. Die Murabitun war die stärkste sunni tisch geprägte Miliz während des langen libanesischen Bür gerkriegs gewesen. Auch davon hatte nichts in Dimas Akte gestanden, und das Mädchen selbst erwähnte es mit keiner Silbe.
»Er hat an der Seite von Ibrahim Koleilat gekämpft. Die Israelis haben ihn 1982 getötet – wir gehören alle Allah, dem Allmächtigen. Mögen diese Söhne von Affen und Schweinen in der Hölle verrotten. Dima war damals ein kleines Kind. Es war schwer für sie, ohne Vater aufzuwachsen.«
»Sicher«, murmelte Carrie und blickte sich um. Sie tat sich schwer, die Dima, die sie aus Beirut kannte, mit dieser orthodox sunnitischen Umgebung in Verbindung zu bringen.
»Und dann bekam ihre Mutter auch noch Krebs.« Die Tante schüttelte den Kopf. »Ihre Großmutter und ich haben uns um Dima gekümmert, doch als sie nach Beirut ging, sahen wir sie nie wieder.«
»Wieso ging sie aus Halba weg?«
»Kennen Sie die berühmte Schauspielerin Rana? Man sieht sie oft im Fernsehen.«
»Rana Saadi?«, fragte Carrie, während sich ihre Gedanken überschlugen. Offenbar handelte es sich nicht um eine zufällige Bekanntschaft.
»Ja, die. Ranas Vater und der arme Hamid Ali – Allah sei sei ner Seele gnädig – waren Freunde in der Murabitun. Rana, deren Familie aus Tripoli stammt, nahm sie mit nach Beirut. Sie wollten Models werden. Ich habe ihr davon abgeraten. In Beirut gibt es viele Christen und Ungläubige. Vieles dort ist haram, habe ich sie gewarnt, verboten. Sie wollte nicht auf mich hören. ›Ich habe nur mein Aussehen, Khala . Das ist meine einzige Chance. Und ich gehe ja mit der Tochter vom Freund meines Vaters‹, sagte sie.«
»Warum hat Rana sie mitgenommen?«
» Ikram . Eine Ehrenschuld. Hamid Ali rettete Ranas Vater im Bürgerkrieg das Leben.«
»Ihr Vater – Allah sei seiner Seele gnädig – war bestimmt ein Held, aber Dima selbst ist nicht politisch oder sehr religiös gewesen. Ich will damit nicht sagen, dass sie kein gutes muslimisches Mädchen wäre – Sie wissen schon, was ich meine«, tastete sich Carrie vor.
Die Tante sah sie scharf an. »Sie wusste, wer ihr Vater war und wer sie war. Alhamdulillah . Gott sei Dank.«
»Natürlich, Allahu akbar«, murmelte Carrie. Gott ist groß.
»Allahu akbar«, bestätigte die Tante ernst.
Dima war also eine sunnitische Muslimin, die sich weit von ihren Wurzeln entfernt hatte, dachte Carrie auf der Rückfahrt nach Beirut. Sie hatte sich Virgils Peugeot geliehen und fuhr auf der
Weitere Kostenlose Bücher