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Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)

Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)

Titel: Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Singh
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Wahrheit, bei der jeder neue Ansatz unerbittlich überprüft und dann entweder in den Wissensrahmen aufgenommen oder in den Papierkorb entsorgt wird. Zwar sind mathematische Konzepte manchmal abstrakt und obskur, aber sie werden immer einer strengen Überprüfung unterzogen.
    Entsprechend hat Hilberts Hotel Folgendes deutlich gezeigt:
    unendlich = unendlich + 1
    unendlich = unendlich + unendlich
    Hilberts Erklärung kommt ohne mathematische Fachbegriffe aus, doch Cantor musste weit in die Tiefen der mathematischen Zahlenarchitektur eintauchen, um zu seinen paradoxen Erkenntnissen über die Unendlichkeit zu gelangen, und seine intellektuellen Anstrengungen hinterließen ihre Spuren bei ihm. Er litt immer wieder an schweren Depressionen, hielt sich über längere Zeit in einem Sanatorium auf und glaubte am Ende, die Stimme Gottes zu hören, die zu ihm sprach. Er behauptete, Gott habe ihm bei der Ausarbeitung seiner Ideen geholfen, und glaubte, die Unendlichkeit sei synonym mit Gott: »[Das Unendliche wird] in der höchsten Vollkommenheit, im völlig unabhängigen, außerweltlichen Sein, in Deo realisiert […], wo ich es Absolut-unendliches oder kurzweg Absolutes nenne.« 25 Cantors Geisteszustand war zum Teil das Resultat der Kritik und des Spottes konservativer Mathematiker, die sich mit Cantors radikalen Schlussfolgerungen über die Unendlichkeit nicht abfinden wollten. Cantor starb völlig verarmt und mangelernährt im Jahr 1918.
    Nach Cantors Tod pries Hilbert die Bemühungen seines Kollegen im Bereich der Mathematik des Unendlichen: »Das Unendliche hat so tief wie keine andere Frage von jeher das Gemüt der Menschen bewegt; das Unendliche hat wie kaum eine andere Idee auf den Verstand so anregend und fruchtbar gewirkt; das Unendliche ist aber auch wie kein anderer Begriff so der Aufklärung bedürftig.« 26
    Er stellte eindeutig klar, dass er in der Schlacht um das Verständnis der Unendlichkeit auf Cantors Seite stand: »Aus dem Paradies, das Cantor für uns geschaffen, soll uns niemand vertreiben können.« 27
    • • •
    Neben Ex-Mathematikern arbeiten im Autorenteam der Simpsons auch Naturwissenschaftler mit einer Vorliebe für Mathematik wie Joel H. Cohen (nicht verwandt mit David S. Cohen), der an der University of Alberta in Kanada Naturwissenschaften studiert hat. Eric Kaplan studierte an der Columbia University und in Berkeley und hat einen Lehrauftrag für Wissenschaftstheorie. David Mirkin wollte Elektroingenieur werden und verbrachte einige Zeit an der Drexel University in Philadelphia und im National Aviation Facilities Experimental Center, bevor er zu den Simpsons stieß. George Meyer hat einen Abschluss in Biochemie. Er beschäftigte sich bei der Suche nach einem idiotensicheren Wettsystem für Hunderennen mit Mathematik. Ein Glück für die Welt der Comedy, denn Meyer kam so von Hunderennen ab und wurde einer der anerkanntesten Comedy-Autoren in Hollywood.
    Bei den Skriptbesprechungen gab es also immer genügend Leute, um über Mathematik zu diskutieren. Die Autoren hatten zwar eine Vorliebe für Fachsimpeleien, aber ihnen war auch klar, dass ein Seminar über Unendlichkeit, Cantor und Hilberts Hotel den Ablauf einer Skriptbesprechung empfindlich stören konnte. Glücklicherweise fanden sie eine Lösung, die mehr mathematische Gespräche ermöglichte, ohne den Schreibprozess zu stören: einen Matheklub.
    Die Idee entstand während einer Unterhaltung zwischen Matt Warburton und Roni Brunn in Los Angeles. Warburton hatte an der Harvard University kognitive Neurowissenschaften studiert. Er war kurz nach dem Serienstart als Autor zu den Simpsons gestoßen und blieb über ein Jahrzehnt lang im Team. Brunn war in Harvard Teil der Comedy-Szene und Redakteurin des Harvard Lampoon gewesen. Nach ihrem Abschluss hatte sie sich beruflich hauptsächlich mit Mode und Musik beschäftigt.
    »Ich merkte, dass meine Denkfähigkeit seit meinem College-Abschluss nachgelassen hatte, daher der Matheklub«, erinnert sich Brunn. »Ich beneidete die Buchklubs. Ich lese nicht gern Romane, aber ich suchte nach einem gesellschaftlichen Rahmen für intellektuelle Gespräche. Eines Abends in einer Bar beklagte ich mich bei Matt Warburton darüber, wie unfair es war, dass es nur Buchklubs gab. Es sollte auch einen Matheklub geben. Er stimmte mir halbherzig zu und trank sein Bier. Wir sprachen über die vielen Simpsons- Autoren, die einen Hintergrund in Mathematik haben, mehr brauchte ich nicht, um den Stein ins Rollen zu

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