Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)
wohl keine zwei weiteren Männer, die aus so unterschiedlichen Verhältnissen stammten und doch so viel gemeinsam hatten.
Die Eltern von G.H. Hardy (1877–1947) waren beide Lehrer, und er wuchs in einem bürgerlichen Haushalt in der englischen Grafschaft Surrey auf. Im Alter von zwei Jahren schrieb er bereits siebenstellige Zahlen, und wenig später berechnete er während der Gottesdienste zum Spaß die Teiler der Nummern von Kirchenliedern. Er gewann ein Stipendium für das angesehene Winchester College und besuchte danach das Trinity College in Cambridge, wo er sich den Cambridge Apostles anschloss, einer elitären Geheimgesellschaft. Mit dreißig Jahren war er bereits einer der wenigen britischen Mathematiker, die zur Weltklasse zählten. Zu Beginn des 20.Jahrhunderts waren Franzosen, Deutsche und andere den Briten bei der Mathematik in puncto Präzision und Ehrgeiz ein gutes Stück voraus, doch durch Hardys Forschungen und unter seiner Führung wurde der gute Ruf seines Landes wiederhergestellt. Das hätte schon genügt, um ihm einen Platz im Pantheon der großen Mathematiker zu sichern. Doch seinen größten Beitrag leistete er, als er einen brillanten Nachwuchsmathematiker entdeckte und förderte, den viele für den begabtesten Mathematiker der Neuzeit halten: Srinivasa Ramanujan.
Ramanujan wurde im Jahr 1887 im südindischen Staat Tamil Nadu geboren. Im Alter von zwei Jahren überlebte er eine Pockenepidemie, doch seine drei jüngeren Geschwister hatten weniger Glück. Sie starben im Kleinkindalter. Seine Eltern waren sehr arm, aber sie taten alles für ihr einziges Kind und schrieben ihn an der örtlichen Schule ein. Mit jedem Jahr wurde Ramanujan besser in Mathematik, bis seine Lehrer schließlich nicht mehr mit ihm Schritt halten konnten. Einen Großteil seiner Inspiration und Bildung bezog er aus einem Buch, auf das er zufällig in einer Bücherei gestoßen war, A Synopsis of Elementary Results in Pure Mathematics von G.S. Carr, das Tausende Theoreme mit Beweisen enthielt. Er untersuchte diese Theoreme und die verwendeten Beweismethoden, aber er musste seine Berechnungen überwiegend mit Kreide auf Schiefertafeln ausführen, mit seinem aufgerauten Ellbogen als Radierer, denn er konnte sich kein Papier leisten.
Wegen seiner Mathematik-Obsession vernachlässigte er den Rest seiner Schulbildung. Bei den Abschlussprüfungen schnitt er in den anderen Fächern schlecht ab und bekam daher von keinem indischen College ein Stipendium. Ohne Stipendium konnte er nicht studieren. Daher nahm er eine Stelle als Büroangestellter an und besserte sein mageres Einkommen mit Nachhilfe für Mathematikstudenten auf. Nach seiner Heirat im Jahr 1909 brauchte er das zusätzliche Geld dringend. Ramanujan war 21 Jahre alt und seine Braut, Janakiammal, gerade einmal zehn.
In dieser Zeit entwickelte Ramanujan in seiner Freizeit die ersten mathematischen Theoreme. Er hielt sie für innovativ und bedeutsam, aber er hatte niemanden, den er um Rat oder Unterstützung hätte bitten können. Doch Ramanujan wollte sich unbedingt intensiver mit Mathematik beschäftigen und Anerkennung für seine Arbeit erhalten, und so schrieb er an Mathematiker in England in der Hoffnung, dass einer von ihnen ihn fördern oder ihm zumindest Rückmeldung zu seinen neu entdeckten Theoremen geben würde.
Einige Briefe erreichten schließlich M.J.M.Hill am University College in London. Er war zwar einigermaßen beeindruckt, aber er kritisierte den jungen Inder dafür, dass er veraltete Methoden verwendete und triviale Fehler machte. Er schrieb in einem schulmeisterlichen Ton, Ramanujan solle bei seiner Arbeit »Missverständnisse vermeiden und keine Fehler machen; und er solle keine Symbole verwenden, ohne sie zu erklären.« Es war ein vernichtendes Zeugnis, aber zumindest hatte Hill geantwortet. H.F. Baker und E.W. Hobson von der University of Cambridge hatten Ramanujans Papiere kommentarlos zurückgeschickt.
Im Jahr 1913 schrieb Ramanujan an G.H. Hardy: »Ich habe keinen Universitätsabschluss, aber eine normale Schulausbildung. Nach meinem Schulabschluss habe ich in meiner Freizeit an der Mathematik gearbeitet. Ich bin nicht den konventionellen Weg gegangen, wie er in den Seminaren an der Universität gelehrt wird, sondern ich folge meinem eigenen, neuen Weg.«
In einem zweiten Brief schickte Ramanujan 120 Theoreme an Hardy zur Überprüfung. Der junge indische Gelehrte erzählte später, viele dieser Theoreme habe ihm Namagiri, eine Inkarnation
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