Homicide
habe und mit ihr nach Baltimore gegangen sei, um dort in die Souterrainwohnung in der Kennedy Avenue zu ziehen. Unweigerlich konfisziere Miss Geraldine zu Beginn jedes Monats seine Invalidenrente und gebe ihm ein paar Dollar davon zurück, damit er Lebensmittel einkaufen könne. Der andere Ehemann mit Namen Milton Baines ist in Wahrheit Miss Geraldines Neffe, und er hatte sich einer Heirat widersetzt, um keinen Inzest zu begehen. Aber bei einer Reise in ihre alte Heimat Carolina hatte seine Tante darauf bestanden.
»Warum haben Sie sie dann doch geheiratet?«, fragt Childs.
»Ich musste«, erklärt er. »Sie hat mich mit einem Voodoo-Fluch belegt, und ich musste tun, was sie sagte.«
»Wie hat sie das gemacht?«
Baines berichtet, dass seine Tante ihm ein Mahl zubereitet und zugesehen hatte, wie er es aß. Danach hatte sie ihm erklärt, sie habe ihr Menstruationsblut hineingetan, und gemeint, jetzt habe sie Macht über ihn.
Childs und Waltemeyer sehen sich an.
Als Baines fortfährt, erklärt er, er habe sich weiterhin gegen eine Ehe mit der Schwester seiner Mutter gewehrt, doch dann habe ihn Miss Geraldine zu einem alten Mann in einer Nachbarstadt gebracht. Der habe kurz mit der zukünftigen Braut gesprochen und Baines anschließend versichert, dass er eigentlich gar nicht mit Geraldine verwandt sei.
»Wer war dieser alte Mann?«, fragt Childs.
»Ich weiß es nicht.«
»Warum haben Sie ihm dann geglaubt?«
»Ich weiß nicht.«
Es war nicht zu fassen – ein Mordfall, bei dem die einzige Verbindung zwischen den Taten ein kranker Irrglaube an das Übernatürlichewar. Als die Detectives Milton Baines enthüllen, dass der alte Bewohner des Souterrains ebenfalls Miss Geraldines Gatte ist, fällt er aus allen Wolken. Und als sie ihm erklären, dass er und sein Rivale wie Mastschweine in dem Haus gelebt hätten, die darauf warteten, geschlachtet zu werden, in den Fängen einer Verrückten, die sie am Ende für ein paar Tausend Dollar Versicherungsgeld verschachern würde, bleibt dem Mann in erbärmlichem Staunen der Mund offen stehen.
»Sieh ihn dir an«, sagt Childs vom anderen Ende des Büros. »Er wäre das nächste Opfer geworden. Man glaubt schon fast, die Nummer der Mordakte auf seiner Stirn lesen zu können.«
Aus der Heiratsurkunde und anderen Dokumenten schließt Waltemeyer, dass sich Ehemann Nummer drei in Plainfield, New Jersey, befindet. Allerdings lässt sich nicht erkennen, ob er gestorben ist oder noch lebt. Ehemann Nummer vier sitzt wegen unerlaubten Waffenbesitzes fünf Jahre in Hagerstown ab. Ehemann Nummer fünf ist ein Mann namens Reverend Rayfield Gilliard, den Geraldine erst in diesem Januar geheiratet hat. Wo sich der gute Reverend aufhält, ist ungewiss, bis Childs zu dem blauen Ringbuch geht, in dem die plötzlichen Todesfälle dieses Jahres aufgelistet sind. Und wie erwartet hatte die Ehe des neunundsiebzigjährigen Gilliard mit Miss Geraldine nur gut einen Monat gedauert. Sein plötzliches Ableben war laut Rechtsmedizin auf natürliche Ursachen zurückzuführen, obwohl man keine Autopsie durchgeführt hatte.
Außerdem gibt es die Fotoalben, in denen Miss Geraldine nicht nur die Todesurkunde für Reverend Gilliard aufbewahrt hat, sondern auch die ihrer dreizehnjährigen Nichte Geraldine Cannon. Wie es in einem beigefügten Zeitungsausschnitt heißt, befand sich das Mädchen in der Obhut ihrer Tante, als sie 1975 an einem Halogenkohlenwasserstoff, wie er auch als Kühlmittel verwendet wird, starb. Die Einnahme des Mittels wurde einem Versehen zugeschrieben, obwohl die Rechtsmediziner meinten, es könne auch eine Injektion des Deosprays Ban vorliegen. Auf der folgenden Seite des Albums finden die Detectives eine auf das Kind ausgestellte Versicherungspolice über 2.000 Dollar.
Außerdem enthält das Album jüngere Bilder von Geraldine mit einem Säugling, und die Detectives bringen bald in Erfahrung, dass sie das Kind von einer Nichte gekauft hat. Das Baby wird noch in derselbenWoche im Haus einer Verwandten gefunden und vom Sozialdienst in Obhut genommen, nachdem die Detectives festgestellt haben, dass auf seinen Namen mindestens drei Versicherungen im Wert von insgesamt 60.000 Dollar laufen.
Die Liste möglicher Opfer scheint endlos. So entdecken die Detectives die Versicherungspolice für einen Mann, der verprügelt und dann in einem bewaldeten Teil von Northeast Baltimore dem Tod überlassen wurde. Er hatte jedoch überlebt und kann später in einer Rehaklinik ausfindig gemacht
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