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Homicide

Homicide

Titel: Homicide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Simon
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Laden in der Whitelock Street war?
    Van Gelder und seine Mitarbeiter in der Spurenabteilung wollen kein eindeutiges Urteil abgeben. Man kann die Proben nach Rockevill ins Labor für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen schicken – eins der besten im Land. Vielleicht finden sie dort mehr heraus. Aber so viel kann man schon sagen: Die Schmierflecken an der Hose und die Proben aus dem Laden haben dieselben Eigenschaften. Sie sind sehr ähnlich, und ja, die Flecken auf der Hose könnten von dem Brandschutt in dem Laden stammen. Andererseits könnten sie auch von einer anderen Brandstätte herrühren, wo der Schutt eine vergleichbare chemische Zusammensetzung hatte.
    Eine Woche nach dem kalten Tief der Durham Street ist Pellegrinihin und her gerissen zwischen Euphorie und Verzweiflung. Nach neun Monaten Ermittlungen im Wallace-Fall liefert dieser Laborbericht die erste handfeste Spur, die den Fish Man vor Gericht bringen könnte. Wenn sich die Laboranalytiker allerdings nicht auf mehr festlegen wollen, als dass die beiden Proben sehr große Ähnlichkeit aufweisen, dann verweist auch diese Spur nur ins Reich des berechtigten Zweifels. Immerhin ein Anfang, aber wenn das ATF-Labor am Ende nichts Eindeutigeres sagen kann, ist es auch nicht mehr.
    Ein paar Tage, nachdem der Laborbericht eingetroffen ist, bittet Pellegrini den Captain, einen Großrechnercheck der zwischen dem 1. Januar 1978 und dem 2. Februar 1988 eingegangenen Anzeigen zu genehmigen. Er benötige die Adressen von allen Bränden und Brandstiftungen in Reservoir Hill, und zwar zwischen der North Avenue, der Park Avenue, dem Druid Park Lake Drive und der Madison Avenue.
    Seine Theorie ist ganz einfach: Wenn das Labor nicht mit Sicherheit sagen kann, dass die Schmierflecken aus der Whitelock Street stammen, dann kann ein Detective vielleicht rückwärts vorgehen und beweisen, dass sie nicht von anderer Stelle stammen können.
    Alle anderen im Dezernat mögen glauben, der Detective, der wie besessen an dem Fall Latonya Wallace festhält, stehe auf verlorenem Posten, aber für Pellegrini lichtet sich allmählich das Chaos in der Akte H88021. Nach acht Monaten gibt es neues Beweismaterial, einen brauchbaren Verdächtigen und eine plausible Theorie.
    Und das Beste ist, die Ermittlung geht in eine klare Richtung.
    Freitag, 7. Oktober
    »Gut«, sagt McLarney, der bewundernd vor der Tafel steht. »Worden ist wieder da.« Und zwar in Schwarz.
    Ende September brachten drei Nachtschichten hintereinander dem Big Man und Rick James drei Morde. Zwei sind aufgeklärt, und die Tafel im Kaffeeraum ziert der Beweis für Fortschritte bei einem dritten Fall: »Bei Neuigkeiten über eine Prostituierte namens Leonore, die auf der Pennsylvania Avenue arbeitet, unbedingt Worden oder James zu Hause anrufen, Betreff H88160.«
    Leonore, die mysteriöse Hure. Allem Anschein nach ist sie die einzigeZeugin der Messerstecherei, bei der ihr Exfreund starb. Man hatte ihn zuletzt im Streit mit Leonores gegenwärtigem Beau im 2200er-Block in der Avenue gesehen, bevor er mit einem unansehnlichen Loch rechts oben in der Brust zu Boden ging. Und jetzt, zwei Wochen später, ist der neue Freund praktischerweise an Krebs verstorben, und deshalb wird Fall Nummer drei ebenfalls schwarz, sofern die schwer fassbare Geschäftsfrau so freundlich ist, sich ins Präsidium zu bequemen und eine wahrheitsgemäße Aussage zu machen. Zu diesem Zweck hat McLarneys Truppe die letzten zwei Wochen die Nutten in der Avenue terrorisiert, jedes neue Gesicht befragt und ihnen die Kunden verscheucht. Es ist so schlimm, dass die Damen bereits abwinken, kaum dass sie die Wagentür geöffnet haben.
    »Ich bin nicht Leonore«, brüllte eine der Damen Worden vor einer Woche an, noch ehe der Detective etwas sagen konnte.
    »Das weiß ich, Süße. Aber hast du sie gesehen?«
    »Sie ist heute nicht da.«
    »Na schön, dann sag ihr, wenn sie einfach kommt und mit uns spricht, gehen wir euch und ihr nicht mehr auf die Nerven. Wirst du das für uns tun?«
    »Wenn ich sie sehe, sage ich’s ihr.«
    »Danke, mein Liebes.«
    Ehrliche Polizeiarbeit, von der Art, die einen auf die Straßen zieht. Keine schmierigen Politiker, keine heimtückischen Bosse, keine ängstlichen jungen Cops, die sagen, sie wüssten nichts von dem toten Jungen hinter dem Haus. Was die Straße bringt, ist nichts Schlimmeres als lügende, stehlende Kriminelle, und, he!, Worden hat keine Probleme damit. Es ist nun mal ihr Job. Und seiner auch.
    Die Rückkehr zur üblichen

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