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Homicide

Homicide

Titel: Homicide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Simon
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dreht er sich um und rüstet sich zur ersten Attacke. »Wir wissen es.«
    Der Fish Man schüttelt den Kopf.
    »Glauben Sie mir, wir wissen es.«
    »Ich weiß gar nichts.«
    »Doch«, sagt Foster leise. »Das tun Sie.«
    Ganz langsam und bedächtig erklärt Foster den chemischen Abgleich zwischen der Hose des toten Mädchens und den Proben aus dem Laden in der Whitelock Street. In einem geeigneten Moment greift Pellegrini nach unten und holt die fleckige Hose des Mädchens aus einer Tüte der Beweismittelsicherung. Er legt das Kleidungsstück auf den Tisch und weist auf die schwarzen Flecken in Kniehöhe.
    Der Fish Man bleibt ungerührt.
    Foster macht Druck. Er zeigt auf ein Foto der Toten am Fundort hinter der Newington Avenue und macht den Ladenbesitzer darauf aufmerksam, dass die dunklen Flecken bereits zu sehen waren, als man sie entdeckte.
    »Und jetzt werfen Sie mal einen Blick auf das hier«, sagt er, zu den Grafiken an der Pinnwand gewandt. »Diese Linien hier verraten uns, woraus die Flecken bestehen, und die dort auf der anderen Seite stammen von den Proben, die Detective Pellegrini in Ihrem Laden genommen hat.«
    Nichts. Keine Reaktion.
    »Sehen Sie diese Karte?«, schaltet sich Pellegrini ein und zeigt auf die Pinnwand. »Wir haben jedes Gebäude in Reservoir Hill überprüft, in dem es gebrannt hat. Und in keinem haben wir Proben gefunden, die zu diesen Flecken passen.«
    »In keinem, außer in Ihrem«, ergänzt Foster.
    Der Fish Man schüttelt den Kopf. Er ist nicht wütend. Er versucht nicht einmal, sich zu verteidigen. Pellegrini treibt seine Reaktionslosigkeit allmählich in den Wahnsinn.
    »Das Mädchen war in Ihrem Laden und hat sich dort die Flecken geholt«, setzt Foster nach. »Sie hat sich die Flecken in ihrem Laden geholt, entweder kurz bevor oder gleich nachdem sie umgebracht wurde.«
    »Davon weiß ich nichts«, sagt der Fish Man.
    »Doch, das tun Sie.«
    Der Fish Man schüttelt den Kopf.
    »Wie kommt das Material aus Ihrem Laden dann auf diese Hose?«
    »Es kann nicht von dort sein. Ich weiß, dass das nicht sein kann.«
    Irgendwie dringen sie nicht zu ihm durch. Also wenden sie sich wieder den visuellen Hilfsmitteln zu und beginnen noch einmal von vorne. Foster führt den Mann so langsam über das Terrain, dass der Fish Man die Aussagen einfach verstehen muss.
    »Schauen Sie sich mal diese Striche an«, sagt Foster, während er auf die Laboranalysen zeigt. »Sie sind vollkommen identisch. Wie erklären Sie sich das?«
    »Das kann ich nicht … Ich weiß nicht, wie das kommt.«
    »Doch, das wissen Sie«, sagt Foster. »Lügen Sie mich nicht an!«
    »Ich lüge nicht.«
    »Ja, wie erklären Sie es sich dann?«
    Der Fish Man zuckt die Achseln.
    »Vielleicht«, setzt Foster an, »vielleicht haben Sie das Mädchen ja gar nicht umgebracht. Aber eventuell wissen Sie, wer es war. Möglicherweise haben Sie jemandem erlaubt, sie in Ihrem Laden zu verstecken. Wollen Sie deshalb nicht reden?«
    Der Fish Man hebt den Kopf.
    »Vielleicht hat Sie jemand gefragt, ob er etwas im Laden lagern kann, und Sie wussten nicht, um was es sich handelt«, wagt sich Foster vor. »Es muss doch eine Erklärung geben. Denn dass Latonya in Ihrem Laden war, steht fest.«
    Der Befragte schüttelt den Kopf, erst zögernd, dann immer heftiger. Schließlich richtet er sich auf und verschränkt die Arme vor der Brust. Er lässt sich nicht darauf ein. »Sie kann nicht in meinem Laden gewesen sein.«
    »Doch, sie war da. Hat jemand anders sie dorthin gebracht?«
    Der Fish Man zögert.
    »Wie heißt er?«
    »Nein. Da gibt es niemanden.«
    »Tja, aber das Mädchen war dort. Das wissen wir aus den Analysen.«
    »Nein.«
    Sie stecken fest. Instinktiv gibt Foster den Konfrontationskurs auf, und die beiden Vernehmer beginnen, die früheren Aussagen ihres Verdächtigennoch einmal von vorn bis hinten abzuklopfen. Pellegrini achtet besonders auf Lücken im Alibi und stellt noch einmal die notwendigen Hintergrundfragen. Langsam, quälend ist das alles, und dann die alten Antworten – zu seiner Bekanntschaft mit Latonya, seinem wackeligen Alibi, seinem Verhältnis zu Frauen. Zum ersten Mal in den zehn Monaten zeigt der Fish Man Anzeichen von Ungeduld. Und auf eine Frage sagt er etwas Neues.
    »Wann haben Sie Latonya zuletzt gesehen?«
    »Wann ich sie zuletzt gesehen habe?«
    »Bevor sie ermordet wurde.«
    »Am Sonntag. Am Sonntag ist sie im Laden vorbeigekommen.«
    »Am Sonntag?«, fragt Pellegrini verdutzt.
    Der Fish Man nickt.
    »Am

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