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Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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Klonforscher gefälschte Ergebnisse publiziert und damit einen Skandal ausgelöst hatte.
    Jeong war der heimliche Laborchef und hatte sein Team, das noch 2007 unter Hwang Woo-suk in Thailand Stammzellforschung an Tier-Mensch-Chimären betrieben hatte, mitgebracht. Feng wusste, dass Jeong einen vergoldeten männlichen Fötus als Glücksbringer in einem kleinen Schrein in seinem Labor aufbewahrte.
    Jeongs Team war hochqualifiziert, hatte ausreichend kriminelle Energie und die nötige Skrupellosigkeit, um keine ethischen Fragen zu stellen.
    Ihr erstes Ziel hatten sie erreicht. Die manipulierten Embryonen müssten eine biologische Lebenserwartung von zweihundertfünfzig bis vierhundert Jahren haben. Jetzt ging es nur noch darum, ob sich aus diesen Embryonen tatsächlich lebensfähige Menschen entwickelten.
    Dérúgo Feng löschte Brightons E-Mail und griff zum Telefonhörer. Der erste Anruf ging an seinen Assistenten To Zhang. „Brighton hat gerade gekündigt. Du weißt, was zu tun ist.“
    Der zweite Anruf galt Haneul Jeong. „Professor, Sie können mit der nächsten Projektphase beginnen. Wann erwarten Sie die ersten Ergebnisse?“
    „Wenn alles nach Plan verläuft, wird der erste Mensch mit dem genetischen Material von sechs Eltern Anfang 2016 geboren“, antwortete Jeong.

Lisbeth Longpath musste aufs Klo. Doch der Arzt hatte sie gebeten, solange wie möglich anzuhalten, mindestens noch fünfzehn Minuten.
    Diese fünfzehn Minuten waren für Lisbeth die leichteste Übung der letzten Monate, und sie würde auch noch Stunden aushalten, wenn es sein musste. Nichts sollte den Erfolg für sie und ihren Mann Tom gefährden. Sie wünschten sich seit über zehn Jahren ein Kind. Am Anfang nahmen sie es sportlich, dann hatten sie Sex nach Terminplan. Was lustig begonnen hatte, entwickelte sich zum Albtraum.
    Sie hatten alles probiert, von Beten bis zum indianischen Fruchtbarkeitsritual. Doch sie wurde nicht schwanger. Dabei gab es weder bei ihm noch bei ihr irgendwelche Hinweise dafür, warum es nicht klappte. Sie waren gesund, eigentlich war alles perfekt.
    Vor einem halben Jahr hatten sie sich an die IFC gewandt, und nun lag Lisbeth im Ruheraum der Birminghamer IFC-Klinik und betete, dass sich der Embryo einnistete.
    Die volle Blase war nötig für den Ultraschall, mit dem die Positionierung des Katheters überwacht wurde, zumindest hatte Lisbeth es so verstanden und extra kurz vor der Behandlung fast einen Liter Wasser getrunken. Der Embryo fand seinen Weg und richtete sich in der hormonell vorbereiteten Plazenta ein.
    Lisbeth und Tom Longpath wussten nicht, dass der Embryo nicht nur ihr genetisches Material besaß. Wenige Tage zuvor war das Wesen im Reagenzglas gezeugt worden, eine Eizelle von Lisbeth, ein Spermium von Tom, dazu Bruchstücke von Telomeren aus vier genetisch unterschiedlichen menschlichen Stammzellen.
    Der Embryo entwickelte sich, wie man es von einem normalen Embryo erwartete. Das Kind bereitete seinen Eltern in den ersten Jahren nach seiner Geburt große Freude. Zur Schulzeit dann Sorgen. Und als junger Erwachsener großen Kummer.
    Lisbeth und Tom Longpath waren eins von zehn Elternpaaren in dieser Woche und eins von einigen Hundert im Laufe der nächsten Monate und Jahre, die Chimären-Kinder bekamen. Sie erfuhren nie, dass sie für zweifelhafte Experimente missbraucht wurden.

„Brian?“
    Mit einem Schlag löste sich das Bild auf, das gerade am Entstehen war: ein großes Arbeitszimmer. Stattdessen war Brian wieder in der realen Welt, in dem kleinen Raum, und sah Mary, die ihm gegenübersaß. „Mary. Was ist?“
    „Eigentlich nichts, aber ich hatte das Gefühl, meine Identität zu verlieren. In einem Moment fühlte ich mich wie Lisbeth Longpath, dann war ich Beobachterin und dann wieder in einer anderen Person.“
    „Das ging mir genauso. Man ist dabei, mittendrin, und gleichzeitig weiß man alles. Extrem seltsam ist, dass ich gefühlt habe. Vorhin dachte ich, meine Blase drückt.“
    „Ich empfand auch ihre Angst und ihre Sehnsüchte. Erschreckend intensiv“, ergänzte Mary. „Unmittelbarer geht es eigentlich nicht, es kommt alles zusammen: visuelle und akustische Eindrücke, die Emotionen der beteiligten Personen, die Hintergrundinformationen.“
    Brian nickte. „War ziemlich kaltschnäuzig, als Feng seinem Assistenten den Auftrag gab, sich um Brighton zu kümmern. Wollen wir weitermachen?“
    „Gleich. Was meinst du, werden wir manipuliert?“
    „Du meinst, ob wir absichtlich veränderte

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