Homogen
Bericht las. Eine tragische Geschichte. „Ob da wohl mehr dahinter steckte?“, flüsterte er vor sich hin. Im Onlinetelefonbuch fand er schließlich auch den aktuellen Wohnsitz und Telefonnummer der Frau.
7. Kapitel
3. Juni 2009; 09:50 Uhr
Nachdem Christian sich telefonisch bei Frau Loos als Reporter eines Nachrichtensenders vorgestellt und sie um einen Termin gebeten hatte, musste er sich nun einen Presseausweis basteln, um wenigstens etwas Glaubwürdigkeit zu erhalten.
Im Internet fand er tatsächlich die Kopie eines Presseausweises. Zwar war dieser von einem Unterhaltungssender und etwas unscharf, aber mit einem guten Bildbearbeitungsprogramm war das kein Problem. Christian setzte seinen Namen zusammen mit dem des Nachrichtensenders auf den Ausweis und druckte diesen aus. Anschließend ließ er ihn in einem Druckereiladen laminieren und steckte ihn in seine Brieftasche.
Drei Tage waren bereits vergangen und er hatte noch nichts von Gordon gehört. Er fragte sich, ob er immer noch in der Stadt oder schon längst über alle Berge war. In den entwendeten Unterlagen aus dem Labor fand er noch einige weitere Details über das Homogen. So hatte der Professor die Affen alle in unterschiedliche Gruppen eingeteilt, um die Gefahr einer Verwechslung auszuschließen. Außerdem erwähnte er noch einmal den Namen Erdington im Zusammenhang mit der Analyse der Daten, die er gesammelt hatte. Erdington hatte ihm offenbar die Wahrheit gesagt. Horitsch hatte sich bei ihm Rat geholt. Dennoch glaubte Christian nicht, dass die Idee auf Erdingtons Mist gewachsen war!
Um ein Uhr mittags stand Christian vor der Tür der Frau, die er gleich befragen wollte. Er hatte sich seine Haare leicht nach hinten gekämmt und trug einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd darunter. Seinen gefälschten Presseausweis hielt er in seinem Portemonnaie bereit, welches sich schon in seiner Hand befand. Auf dem Türschild stand Loos/Sattler. Christian räusperte sich kurz und drückte dann entschieden den Klingelknopf. Nach ein paar Sekunden öffnete sich die Tür und eine junge Frau lugte durch den offenen Türspalt.
„Ja?“, fragte sie und schaute Christian dabei skeptisch an.
„Christian Tanner, von CNN. Wir hatten telefoniert”, antwortete Christian freundlich und hielt der Frau kurz sein geöffnetes Portemonnaie mit dem falschen Presseausweis unter die Nase.
„Ach ja. Kommen Sie rein!“, sagte sie, nachdem sie auf den Ausweis geschielt hatte. Christian trat in das kleine Reihenhaus am Stadtrand und schaute sich sogleich um. Es wirkte ordentlich und aufgeräumt. Familienbilder hingen an der Wand und einige Grünpflanzen belebten den Flur mit Leben.
„Setzen wir uns doch ins Wohnzimmer!“, bat die junge Frau den falschen Reporter und ging voraus in einen großen hellen Raum mit Rundbogenfenstern. Die junge Dame wies auf die Sitzecke in der Raummitte, welche einen wirklich gemütlichen Eindruck machte. Christian setzte sich auf die Couch neben die Decke für die Katze. Diese schaute ihn kurz an und widmete sich dann unbeeindruckt ihrer Körperpflege.
„Ich muss noch kurz nach meiner Tochter sehen. Sie schläft gerade nebenan“ Sie ging leise aus dem Wohnzimmer.
Als sich Christian in diesem sonnengefluteten Raum umsah, bemerkte er ein Foto, welches die junge Frau mit einem attraktiven Herren zeigte. Offensichtlich war es ihr Partner, denn sie posierten eng umschlungen.
„Das ist mein Verlobter“, sprach die Frau lächelnd aus. Sie kam eben aus dem Nachbarzimmer und bemerkte Christians forschenden Blick.
„Wir werden im September heiraten und dann bin ich endlich diesen Namen und die damit verbundenen Erinnerungen los“, sagte sie und setzte sich auf die Lehne einer der Sessel.
Christian schaute sie fragend an und verstand offenbar nicht, was sie damit meinte.
„Sie glauben ja nicht, wie viel mir der neue Nachname wert ist. Endlich kann ich von vorn anfangen. Ich bin quasi ein neuer Mensch!“
Christian nickte leicht mit seinem Kopf: „So sehr hassen sie ihren Geburtsnamen?“
Die junge Frau schnaufte kurz durch ihre zierliche Nase. Überhaupt war sie eine recht zierliche Person, bemerkte Christian.
„Seit dieser Sache mit der Klage kennt jeder Wissenschaftler und jede Uni meinen Namen. Glauben Sie, ich hätte dann noch eine Chance?“, sagte sie in einem etwas zynischen Tonfall.
Christian nickte
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