Homogen
Professor bemerkt. Vertieft in seine Arbeit am Computer war er in das Reich seiner Gedanken vergraben. Christian wollte ihn nicht gleich aus diesem entreißen und schaute sich vorsichtig etwas um. Das Büro war klein und erinnerte ihn von der Größe an sein Schlafzimmer. Christian bemerkte neben dem Schreibtisch einen kleinen Büroschrank, auf welchem unordentlich diverse Akten lagen und einen kleinen Tisch mit einem Wasserkocher darauf. An den Wänden hingen ein paar Diplome und eine Pinwand mit vielen kleinen, bunten Zetteln daran. Auch ein Zeitungsbericht heftete an der Korkfläche. Als Christian näher heran trat, erkannte er, dass der Bericht schon älter war. Offenbar ging es um Erdingtons Entdeckung damals.
„Wer sind Sie?“, riss ihn plötzlich Erdington aus seiner Beobachtung. Christian drehte sich dem Professor entgegen und sah in sein misstrauisches Gesicht.
„Hallo. Mein Name ist Christian Tanner“, und streckte ihn die Hand entgegen. Erdington schaute ihn ungläubig an und ließ den Handgruß unerwidert. Skeptisch begutachtete er Christians Erscheinung und fragte weiter: „Und was machen Sie hier?“
„Ich bin ein Freund des verstorbenen Professor Horitsch und versuche herauszufinden, was mit ihm geschehen ist!“, entgegnete Christian direkt. Erdington schien bei dem Namen seines alten Kollegen etwas zusammen zu schrecken. Er schaute Christian überrascht an und sagte schließlich: „Ein Freund? Aha. Interessant!“ , und nickte leicht.
Nach einer kurzen Weile wies der Professor auf den Stuhl, der ihm gegenüber stand. Christian sollte sich setzen, was er schließlich auch tat.
„Nun, was kann ich dann für Sie tun?“, fragte Erdington scheinheilig. Christian war etwas mulmig zumute. Irgendwie machte ihn dieser Mann nervös. Seine bohrenden Augen und seine unhöfliche Art waren ihm nicht geheuer.
„Sie kannten Professor Horitsch gut, wie ich weiß. Sie haben sogar zusammen mit ihm geforscht?“, sprach Christian provokativ aus und nahm innerlich allen Mut dafür zusammen. Erdington schien von seinen Worten unbeeindruckt, klappte aber das Buch zu, welches er neben sich liegen hatte und widmete nunmehr seine volle Aufmerksamkeit seinem Besucher.
„Ja, wir kannten uns. Er hatte allerdings eine ganz andere Forschungsrichtung eingeschlagen als ich. Zwar war er auch in der Genetik, aber seine Methoden waren, sagen wir mal, etwas unkonventionell.“
„Wie meinen Sie das?“, fragte Christian hellhörig.
„Naja. Er war eher ein zurückgezogener Mensch. Viele seiner Kollegen fanden seine egozentrische Art eher anstrengend und mieden ihn deshalb. Außerdem hatte er einen unangenehmen Verfolgungswahn und glaubte, alle würden ihm Böses anhaben wollen“, sagte Erdington und fing dann an leicht in sich hinein zu schmunzeln. „Er glaubte, bereits den Schlüssel zur Homosexualität gefunden zu haben. Dabei war es nur ein winzig kleines Puzzleteilchen auf dem Weg zur Entschlüsselung des Sexualtriebes, was er gefunden hatte!“, sprach er weiter und in seinem Tonfall lag etwas Hämisches.
Christian ignorierte den herablassenden Tonfall und bemerkte die zuckende Augenbraue seines Gegenübers. Er hatte sehr buschige Augenbrauen, die seiner Mimik Ausdruck verliehen. Geschätzt war er wohl Mitte fünfzig, aber hatte noch die Figur eines Mitte Dreißigjährigen.
„Sie beschäftigen sich auch damit?“, fragte Christian weiter.
„Ja, natürlich. Von mir hatte er doch überhaupt erst die Idee dazu! Ich überlege sogar wieder in diese Thematik einzusteigen, obwohl wir derzeit mit einem Projekt beschäftigt sind, welches sich mit dem Alterungsprozess befasst“, sagte er etwas aufgeregt. Christian war überrascht von dieser Aussage und rieb sich nachdenklich sein Kinn.
„Hatte der Professor Ihrer Meinung nach irgendwelche Feinde?“, fragte der Möchtegerndetektiv schließlich.
Der Professor überlegte kurz und zuckte dann arglos mit seinen Achseln.
„Naja. Einmal wurde er wegen sexueller Belästigung angezeigt. Das war damals ein ganz schöner Wirbel um ihn. Die junge Frau schien es darauf angelegt zu haben, ihn zu ruinieren. Zum Glück entschied das Gericht gegen sie!“
Christian hob überrascht beide Augenbrauen. Diese Neuigkeit schien ihn irgendwie zu verblüffen. „Wer war denn diese Frau?“, fragte er neugierig.
Erdington räusperte sich kurz und tippte dann irgendetwas in seinen
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