Homogen
das Lebenswerk seines verstorbenen Studienfreundes weiterführen wollte und sich nunmehr auf die Erforschung der Homosexualität konzentrierte. Diese Ratte. Streicht die Lorbeeren seines Kollegen ein, dachte sich Christian.
12. Kapitel
16. Juni 2009; 11:03 Uhr
Nachdem Richardson die Verdächtige Veronika Loos befragt hatte und ihr Alibi überprüfte, stand für ihn fest, sie konnte es nicht gewesen sein. Nicht, dass er es dieser zierlichen Person zugetraut hätte. Motive hätte sie genug gehabt. Aber sie war nunmehr so mit ihrem neuen Lebensabschnitt, dem Kind und ihrer Heirat beschäftigt, dass es unwahrscheinlich wäre, sie als Mörderin in Betracht zu ziehen. Sie hatte offensichtlich mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen und ihr Alibi war wassersicher.
Am Nachmittag suchte Mike Richardson noch mal Professor Moltow, vom ehemaligen Gemeinschftslabor Sentic, auf. Ihm ging es einfach nicht aus dem Sinn, was der Professor ihm bei seiner Befragung sagte.
„Eine Blausäuremischung kann jeder Wissenschaftsstudent im ersten Semester herstellen. Es könnte praktisch jeder gewesen sein!“, sagte er ihm damals. Wenn Horitsch tatsächlich an seiner Universität so viele Feinde hatte, wieso dann erst jetzt der Mord?, fragte sich Richardson. Nein. Es war bestimmt keiner seiner Studenten. Es muss ein näherstehender Kollege gewesen sein, der Horitsch genau kannte.
Moltow und sein Team waren indes vorerst im Genetiklabor Delta-Behrend untergekommen, wo auch Professor Erdington forschte. Es war auch noch unklar, ob Sentic überhaupt die Mittel für einen Neustart aufbringen könnte. Die Medien berichteten vom Absprung mehrerer Investoren des Unternehmens, aufgrund der bisher noch umstrittenen Entdeckung des Homo-Gens durch Professor Horitsch und sein Team. Delta-Behrend war ein großer Pharmakonzern, welcher eigene Genforscher engagierte, um prestigeträchtige Entdeckungen zu machen. Er war, wenn auch um Klassen höher, ein Konkurrent von Sentic. Der Pharmakonzern nutzte die Gegebenheiten, um die Forscher des ehemaligen Gemeinschaftslabors an sich zu binden.
Als Richardson den Tower des Pharmakonzerns betrat, fielen ihm sofort die tropischen Temperaturen auf, die im Gebäude herrschten. Offenbar benötigten die üppigen Pflanzen im Eingangsbereich diese. Er war kein Freund von warmfeuchter Luft. Nachdem er als Kind mit leichtem Asthma zu kämpfen hatte, waren seine Lungen nicht sonderlich gut auf diese Verhältnisse eingestimmt. Noch heute kämpften seine kleinwüchsigen Bronchien mit dem Hindernis. Dies hatte ihn schon so manche Verfolgungsjagd verlieren lassen.
Im 13. Stock angekommen, stieg er aus dem Aufzug und atmete erleichtert auf. Hier war zum Glück eine angenehmere Luft und eine Klimaanlage kühlte die Atmosphäre ab. Richardson schaute sich um und entdeckte die große Doppeltür zum Labor. Entschieden öffnete er sie und trat in das Großraumlabor ein. Es glich einem großen Chemieklassenzimmer mit vielen Tischen auf denen Mikroskope und Computer standen. Helles Neonlicht ließ den Raum größer wirken. Im hinteren Bereich standen drei Männer mit weißen Kitteln. Sie standen um ein Mikroskop herum und tuschelten aufgeregt miteinander. Als der FBI-Agent näher kam, erkannte er Professor Moltow, welcher gerade durch das Mikroskop sah.
„Sehen Sie Professor? Ich habe sie wieder zum Leben erweckt!“, sagte der eine Assistent zur Rechten des Professors und strahlte bis über beide Ohren. „Hm. Interessant. Gute Arbeit mein Junge. Weiter so!“, entgegnete der Professor und klopfte dem Assistenten auf seine Schulter. Dann bemerkte er den FBI-Ermittler und sah ihn überrascht an.
„Inspektor – schön Sie wiederzusehen. Ich habe gelesen, Sie mussten Ihren Verdächtigen wieder frei lassen?“, lächelte Moltow etwas zynisch. Dabei blitzten seine gelblichen Zähne kurz zwischen seinen dünnen Lippen hervor. „Sie sind gut informiert Professor. Haben Sie einen Moment Zeit für mich?“, fragte Richardson ganz gelassen. Moltow nickte und ging mit dem FBI-Ermittler etwas zur Seite. Die beiden Assistenten beschäftigten sich indes mit ihrer neuen Entdeckung und schienen ganz aufgeregt zu sein.
„Professor, ich bin neugierig. Mal angenommen, Sie, als langjähriger Chemiker, wollten jemanden mit Blausäure vergiften, wie würden Sie das anstellen?“, fragte Richardson interessiert und beobachtete dabei die Reaktion seines Gegenübers. Dieser
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