Honecker privat
dass der Repräsentant der »Rep. Dem. d’Allemagne« zwischen dem Bundeskanzler der »Rep. Fed. d’Allemagne « und dem Präsidenten der Vereinigten Staaten Gerald Ford zu sitzen kam.
Im Auditorium trennte Schmidt und Honecker der Mittelgang, was sie aber nicht hinderte, sich ein paar freundliche Worte zuzurufen. Im Präsidium aber rahmten ihn zwei Weltpolitiker ein. Das empfand er wie einen Ritterschlag. Er war nun, meinte er, angekommen. Auch wenn er sagte: die DDR ist es, sie ist gleichberechtigt und wird akzeptiert.
Ich verfolgte den feierlichen Akt wie überhaupt das ganze Geschehen nur am Bildschirm im Gästehaus, das wir nicht verlassen durften. Das strenge Ausgangsverbot für alle Mitarbeiter wurde lediglich ein einziges Mal für einen kollektiven Einkaufsbummel in Begleitung von Mitarbeitern der DDRBotschaft für zwei Stunden außer Kraft gesetzt.
In der Tat erwies sich Helsinki als Durchbruch. Danach wurde Erich Honecker, natürlich nach entsprechender Vorarbeit unserer Diplomaten vor Ort, von verschiedenen Staatschefs eingeladen. Die gelegentlich großen Entfernungen machten den Einsatz eines Langstreckenflugzeuges nötig. Über die Einführung der sowjetischen IL 62 in den 70er Jahren hatte ich bereits geschrieben.
Ende 1977 wollte er zu einem Staatsbesuch in die Sozialistische Republik Vietnam und in die Demokratische Volksrepublik Korea aufbrechen. Mit einer Zwischenlandung in Taschkent kam man bis Hanoi. Um von dort aber nach Pjöngjang zu gelangen, war eine weitere Zwischenlandung nötig. Allerdings lehnten einige dafür infrage kommende Staaten ab, sie wollten keine Maschine aus der DDR weder in ihrem Luftraum noch auf ihrem Territorium haben. Im September 1977 fragte der DDR-Botschafter in Indonesien in Manila an, ob die Philippinen eine Zwischenlandung erlauben würden. Präsident Ferdinand Marcos, der im Jahr zuvor erst der Sowjetunion einen Besuch abgestattet hatte und sich aus der Umklammerung der USA lösen wollte, fragte zurück: »Warum eine Zwischenlandung? Machen wir doch gleich einen offiziellen Staatsbesuch daraus.« Am 27. September ging in Berlin die offizielle Einladung ein.
Wir brachen Ende November mit zwei IL 62 auf. Zur Delegation gehörten neben Erich Honecker Wirtschaftssekretär Günter Mittag und Außenminister Oskar Fischer. Im Reisegepäck befanden sich ein Handelsabkommen und eine Vereinbarung zur Entwicklung der ökonomischen Beziehungen zwischen der DDR und dem Inselstaat in Fernost.
Wir trafen am 1. Dezember in Hanoi ein und flogen am 6. Dezember weiter nach Manila, wo die Delegation mit großen Ehren und Blumenkränzen um den Hals empfangen wurden. Kein Vergleich mit Vietnam, das zwei Jahre nach dem Ende des jahrzehntelangen Krieges ausgezehrt und ermattet am Boden lag. Es gab erhebliche Probleme mit der Unterbringung und der Versorgung der Delegation. Der Besuch in Vietnam war aber eine wichtige politische Geste, die zeigen sollte: Die Solidarität geht weiter!
Präsident Ferdinand Marcos hingegen war seit 1969 im Amte und hatte sich während des Krieges der USA gegen Vietnam als deren treuer Vasall erwiesen, er war eine der wichtigen Stützen der Ostasienpolitik Washingtons. Doch als der Protest gegen seine Haltung zunahm, verhängte Marcos 1972 das Kriegsrecht über das Land, das noch immer galt, und nahm einen Kurswechsel vor, er verfolgte nunmehr eine Politik der Äquidistanz zu den Großmächten. Da kam ihm der Besuch eines Verbündeten Moskaus ziemlich gelegen – und die DDR möglicherweise zu einem unerwarteten und sehr ungewöhnlichen Verhandlungspartner. Auch in Manila – wie schon zuvor in Hanoi und danach in Pjöngjang – gab Erich Honecker einen Bankett, wozu alles, Spitzenköche inklusive, aus der DDR mit einer Sondermaschine eingeflogen wurde: Radeberger Bier, Rotkäppchen-Sekt, Wein aus Meißen, Thüringer Wurst, Eisbein und natürlich das obligatorische Kassler. Die politischen Gespräche waren erfolgreich, und auch nach dem Sturz von Marcos 1985 bestanden bis zum Ende der DDR stabile wirtschaftliche und politische Beziehungen zu den Philippinen. Alle Verträge wurden von der Bundesregierung nach dem 3. Oktober 1990 aufgekündigt, so auch das Handelsabkommen vom 7. Dezember 1977. »Nicht gekündigt wurde dabei die Vereinbarung über Maßnahmen zur Entwicklung der ökonomischen Beziehungen vom 7. Dezember 1977. Sie dürfte deshalb noch heute de jure Gültigkeit haben. Das Gleiche betrifft den Vertrag über die Städtepartnerschaft
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