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Honeymoon

Titel: Honeymoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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zurzeit sehr viel zu tun.«
    Emily ging hinaus, und Nora stand auf. Sie trat auf ihre Mutter zu und küsste sie zart auf die Stirn. »Ich liebe dich«, flüsterte sie. »Ich wünschte, du wüsstest das.«
    Olivia Sinclair sagte nichts. Sie sah ihrer Tochter nur stumm nach, als sie zur Tür hinausging.
    Sekunden später, sobald sie das Zimmer für sich allein hatte, nahm Olivia den Schutzumschlag von ihrem neuen Buch ab und drehte es um, sodass der Text richtig herum stand und der Schutzumschlag auf dem Kopf. Dann begann sie zu lesen.
29
    Ich hatte gerade zum dritten Mal innerhalb von zwanzig Minuten das Objektiv meiner Digitalkamera gereinigt.
    Zwischendurch hatte ich die Stiche auf dem Lederlenkrad gezählt (genau dreihundertzwölf), die Position des Fahrersitzes neu justiert (die Sitzfläche einen Tick höher und die Lehne einen Deut nach vorne) und mir ein für alle Mal den optimalen Reifendruck für den BMW 300i eingeprägt (2 bar vorne, 2,4 bar hinten, hieß es in der Betriebsanleitung im Handschuhfach).
    Kein Zweifel: Mir war entsetzlich langweilig.
    Vielleicht hätte ich sie vorher anrufen sollen. Nein, sagte ich mir. Der erste Kontakt musste persönlich erfolgen. Auge in Auge. Auch auf die Gefahr hin, dass mir der Hintern einschlief, wenn ich noch länger hier in meinem Wagen warten musste.
    Wenn ich geahnt hätte, dass das Ganze sich zu einer Objektüberwachung auswachsen würde, hätte ich mir ein paar Donuts besorgt. Ob von Dunkin's oder Krispy Kreme's oder einfach nur aus dem nächsten Supermarkt, ganz egal.
    Wo bleibt sie nur?
    Zehn Minuten später sah ich von der anderen Seite der Central Avenue aus zu, wie ein knallrotes Mercedescabrio in die kreisförmige Auffahrt vor dem Haus des verstorbenen Connor Brown einbog. Der Wagen hielt direkt vor dem Eingang, dann stieg sie aus.
    Nora Sinclair. Ich sollte vielleicht hinzufügen: Wow!
    Sie beugte den Oberkörper vor, um eine Einkaufstüte vom Rücksitz – oder von der Stelle, wo bei anderen Autos der Rücksitz ist – zu fischen. Während sie noch damit beschäftigt war, den Haustürschlüssel aus ihrer Handtasche hervorzukramen, war ich schon auf halbem Weg durch den Vorgarten gegangen. Ich rief sie an: »Entschuldigen Sie bitte ... äh, Entschuldigung!«
    Sie drehte sich um. Das schwarze Outfit hatte sie in der Zwischenzeit gegen Jeans und eine weiße Bluse getauscht. Die Sonnenbrille war noch dieselbe. Die Haare sahen fantastisch aus – dicht, glänzend, kastanienbraun. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Wow!
    Endlich stand ich ihr Auge in Auge gegenüber. Ich schärfte mir noch einmal ein, es mit dem Akzent nicht zu übertreiben. »Sind Sie vielleicht Nora Sinclair?«
    Sonnenbrille hin oder her, ich spürte genau, wie sie mich von Kopf bis Fuß musterte. »Kommt drauf an. Wer sind Sie eigentlich?«
    »Ach Gott, entschuldigen Sie bitte vielmals. Ich hätte mich erst vorstellen sollen.« Ich streckte die Hand aus. »Mein Name ist Craig Reynolds.«
    Nora nahm die Einkaufstüte unter den anderen Arm, und wir gaben uns die Hand. »Hallo«, sagte sie. Sie klang noch reserviert. »Sie sind also Craig Reynolds – und weiter?«
    Ich griff in meine Jackentasche und zog unbeholfen eine Visitenkarte hervor. »Ich komme von der Centennial-One-Lebensversicherung«, sagte ich und drückte ihr die Karte in die Hand. Sie studierte sie. »Darf ich Ihnen mein herzliches Beileid aussprechen?«
    Jetzt taute sie ein wenig auf. »Danke.«
    »Sie sind also tatsächlich Nora Sinclair, nicht wahr?«
    »Ja, ich bin Nora.«
    »Sie müssen Mr Brown sehr nahe gestanden haben, nehme ich an?«
    Das war's dann auch schon wieder mit dem Auftauen. Ihr Ton wurde wieder argwöhnisch. »Ja, wir waren verlobt. Und jetzt sagen Sie mir bitte, worum es geht.«
    Jetzt war die Reihe an mir, ein bisschen Verwirrung zu mimen.
    »Wollen Sie damit sagen, Sie wissen nichts davon?«
    »Wovon denn?«
    Ich zögerte einen Moment. »Von Mr Browns Lebensversicherung. Über 1,9 Millionen Dollar, um genau zu sein.«
    Sie starrte mich verständnislos an. Ich hatte nichts anderes erwartet.
    »Dann nehme ich an«, sagte ich, »dass Sie auch das nicht wissen: Sie sind als alleinige Begünstigte eingetragen.«
30
    Nora blieb erstaunlich gefasst.
    »Wie war noch mal Ihr Name?«, fragte sie.
    »Craig Reynolds ... steht auch da auf der Karte. Ich leite die hiesige Filiale von Centennial One.«
    Als Nora ihr Gewicht vom einen Fuß auf den anderen verlagerte – was ausgesprochen elegant aussah, wie ich

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