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Honeymoon

Titel: Honeymoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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zugeben musste –, begann die Einkaufstüte ihr aus der Hand zu gleiten. Ich machte rasch einen Schritt auf sie zu und fing die Tüte im letzten Moment auf.
    »Danke«, sagte sie und streckte die Hand aus, um ihre Einkäufe wieder an sich zu nehmen. »Das hätte eine schöne Schweinerei gegeben.«
    »Wissen Sie was, lassen Sie mich Ihnen doch behilflich sein und die Tüte ins Haus tragen. Ich muss sowieso mit Ihnen reden.«
    Ich konnte ihre Gedanken erraten. Ein Typ, den sie noch nie im Leben gesehen hatte, verlangte von ihr, dass sie ihn ins Haus ließ. Ein Fremder. Und dazu noch einer, der ihr etwas schenken wollte. Allerdings keine Süßigkeiten, sondern eine saftige Versicherungssumme.
    Sie sah sich meine Karte noch einmal an.
    »Keine Sorge, ich bin stubenrein«, witzelte ich.
    Sie lächelte ein wenig. »Tut mir Leid, ich wollte nicht übertrieben misstrauisch erscheinen. Es ist nur momentan ...«
    »... eine sehr schwierige Situation für Sie, ja, das verstehe ich sehr gut. Sie müssen sich nicht entschuldigen. Wenn es Ihnen lieber ist, können wir uns auch später noch über die Versicherung unterhalten. Könnten Sie zu mir ins Büro kommen?«
    »Nein, es ist schon okay. Bitte, kommen Sie nur rein.«
    Nora ging auf die Haustür zu. Ich folgte ihr. So weit, so gut. Ich fragte mich, ob sie wohl eine gute Tänzerin war. Eine gute
Geherin
war sie auf jeden Fall.
    »Vanille-Haselnuss?«, fragte ich.
    Sie sah mich über die Schulter an. »Wie bitte?«
    Ich deutete mit dem Kinn auf die Kaffeepackung, die aus der Einkaufstüte lugte. »Obwohl, neulich habe ich irgendwo diese neumodischen Crème-Brulée-Bohnen gesehen – die haben ein ganz ähnliches Aroma.«
    »Nein, es ist Vanille-Haselnuss«, sagte sie. »Ich bin beeindruckt«
    »Ich hätte es ja vorgezogen, mit einem superschnellen Baseballwurfarm gesegnet zu sein. Stattdessen habe ich nur einen ungewöhnlich feinen Geruchssinn.«
    »Besser als gar nichts.«
    »Ah, Sie sind eine Optimistin«, sagte ich.
    »In letzter Zeit eher nicht.«
    Ich klatschte mir mit der flachen Hand auf die Stirn. »Verdammt. Was für eine dämliche Bemerkung. Tut mir wirklich Leid.«
    »Ist schon okay«, erwiderte sie und lächelte beinahe.
    Wir gingen die Stufen hoch und betraten das Haus. Die Eingangshalle war wesentlich größer als meine gesamte Wohnung. Der Kronleuchter über unseren Köpfen hatte mindestens ein mittleres Jahresgehalt gekostet. Die Orientteppiche, die chinesischen Vasen – meine Herren, welch ein Prunk!
    »Zur Küche geht's da lang«, sagte sie und ging voran. Als wir um die Ecke bogen, sah ich, dass die Küche ebenfalls größer als meine gesamte Wohnung war. Sie deutete auf eine Granitplatte neben dem Kühlschrank, die als Arbeitsfläche diente. »Sie können die Sachen da abstellen. Danke.«
    Ich setzte die Tüte ab und begann sie auszupacken.
    »Lassen Sie nur, das ist doch nicht nötig.«
    »Es ist das Mindeste, was ich tun kann, nach dieser Bemerkung über Ihren Optimismus.«
    »Nein, wirklich, das ist schon okay.« Sie kam auf mich zu und griff nach der Packung Vanille-Haselnuss-Kaffee. »Darf ich Ihnen eine Tasse anbieten?«
    »Aber gerne.«
    Ich achtete darauf, die Unterhaltung strikt auf Smalltalk-Niveau zu halten, während der Kaffee durchlief. Ich wollte nichts überstürzen – das Risiko war, dass
sie
mir zu viele Fragen stellen könnte. Ich ahnte schon, dass mir die eine oder andere nicht erspart bleiben würde.
    »Wissen Sie, was ich nicht verstehe?«, sagte sie nach einer Weile. Wir saßen am Küchentisch, die Kaffeetassen in der Hand. »Connor hatte reichlich Geld und weder eine Exfrau noch Kinder. Welchen Grund hätte er da gehabt, eine Lebensversicherung abzuschließen?«
    »Das ist eine gute Frage. Ich denke, die Antwort liegt in der Art und Weise begründet, wie diese Versicherung zustande kam. Sie müssen nämlich wissen, dass Mr Brown sich gar nicht an uns gewandt hat. Wir sind auf ihn zugekommen – oder vielmehr auf seine Firma.«
    »Ich glaube, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Ein Bereich, in dem die Centennial One sich mehr und mehr engagiert, ist die betriebliche Unfallversicherung. Um ein Unternehmen dazu zu bewegen, bei uns abzuschließen, bieten wir den Topleuten kostenlose Lebensversicherungen an.«
    »Das ist ja ein sehr attraktives Angebot.«
    »Ja, und auch eines, das sich für uns zu rechnen scheint.«
    »Wie hoch war noch mal Connors Versicherungssumme?«
    Als ob sie das vergessen hätte.
    »1,9 Millionen«, sagte ich.

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