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Honeymoon

Titel: Honeymoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Ich bin ab Anfang nächster Woche im Urlaub, aber wenn ich wieder zurück bin, werde ich Sie beim Wort nehmen.«
    Steven Keppler wandte sich zum Gehen, als Dale noch ein paar Schritte von ihr entfernt war. Es war knapp, aber sie war wohl noch einmal davongekommen. Doch dann ...
    »Hat mich gefreut, Sie wiederzusehen, Olivia«, rief Steven laut und vernehmlich.
    Nora schenkte ihm ein dünnes Lächeln und blickte sich dann zu Dale um, der äußerst verwirrt schien. »Hat dieser Mann Sie gerade
Olivia
genannt?«, fragte er.
    Nora schickte der Göttin der Improvisationskunst ein kurzes Stoßgebet. Und die ließ sie nicht im Stich. »Den habe ich vor ein paar Monaten bei einer Party kennen gelernt«, flüsterte Nora Dale ins Ohr. »Ich habe mich ihm als Olivia vorgestellt – aus nahe liegenden Gründen.«
    Dale nickte. Er war jetzt nicht mehr verwirrt, und Nora lächelte. Der Sicherheitsabstand zwischen ihren beiden Leben war wieder hergestellt.
    Vorläufig jedenfalls.
47
    Die blonde Frau schlenderte zwischen den antiken Möbeln umher. Ihre Augen waren hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen. Sie spielte die Detektivin und kam sich dabei eigentlich ziemlich lächerlich vor. Sie durfte Nora Sinclair nicht aus den Augen verlieren.
    Hätte sie es irgendwo anders als in New York versucht, sie wäre sofort aufgefallen. Aber dies hier war schließlich die Upper East Side von Manhattan. Hier ging sie in der Masse unter. Nur eine von vielen Kundinnen, die sich bei Hargrove & Sons umsahen.
    Die Blondine blieb vor einem Kleiderständer aus Eiche mit glänzenden Messinghaken stehen und tat so, als lese sie das Preisschild. Ihre Augen und Ohren blieben auf Nora fixiert.
    Oder hieß sie vielleicht
Olivia
Sinclair?
    Sie wusste nicht, was sie von ihrer Unterhaltung mit diesem Kerl mit den schütteren Haaren halten sollte. Wer auf zwei verschiedene Namen hört, hat höchstwahrscheinlich irgendetwas auf dem Kerbholz.
    Sie beobachtete Nora weiter. Inzwischen hatte sich ein älterer Mann zu ihr gesellt. Vorsichtshalber wich sie den beiden ein paarmal aus. Dennoch gelang es ihr, einen Teil ihrer Unterhaltung mitzuhören.
    Der ältere Mann war ein Kunde. Dementsprechend war Nora wohl tatsächlich Innenarchitektin. Ihre Kommentare, ihre Empfehlungen, die Fachausdrücke – sie beherrschte eindeutig den Jargon.
    Allerdings hatten an Noras Beruf auch nie ernsthafte Zweifel bestanden. Fragwürdig war vielmehr ihr ganzes übriges Leben. Ihr Doppelleben, genauer gesagt, ihre Geheimnisse. Noch gab es keinerlei Beweise. Und deshalb hatte die blonde Frau beschlossen, sich persönlich ein Bild zu machen.
    »Verzeihung, gnädige Frau, brauchen Sie Hilfe? Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
    Die blonde Frau drehte sich um und sah sich Auge in Auge mit einem ältlichen Verkäufer. Er trug eine Fliege, eine Tweedjacke und eine Nickelbrille, die mindestens so viele Jahre auf dem Buckel zu haben schien wie er selbst.
    »Nein, danke«, erwiderte sie. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Ich wollte mich nur ein wenig umsehen. Aber ich habe nichts gefunden, was mir gefällt.«
48
    Nachdem ich Nora am Samstag in Boston verloren hatte, ließ sich der Rest des Wochenendes in einem Wort zusammenfassen. Beschissen.
    Auf meiner Hitliste spontaner Dummheiten stand das Attackieren eines unschuldigen Mietwagenfensters ziemlich weit oben. Zum Glück hatte ich mir dabei nicht die Hand gebrochen, jedenfalls laut meiner eingehenden Selbstdiagnose. Der Inbegriff medizinischer Gründlichkeit, erschöpfte sie sich in der einen Frage: Kannst du deine Griffel noch bewegen, du Idiot?
    Als dann endlich der Montagmorgen dämmerte, machte ich eine Spritztour zu Connor Browns Haus, um nachzusehen, ob sie zurückgekommen war. War sie nicht. Nachdem ich am Spätnachmittag noch einmal dieselbe Tour gemacht hatte – mit demselben Ergebnis –, beschloss ich, dass es an der Zeit war, es über ihr Handy zu versuchen.
    Ich kramte den Notizblock hervor, auf dem ich mir die Nummer notiert hatte, die Nora mir genannt hatte, und wählte von meinem Wagen aus.
    Es meldete sich ein Mann.
    »Entschuldigen Sie, ich habe mich möglicherweise verwählt«, sagte ich. »Ich wollte Nora Sinclair sprechen.«
    Er kannte niemanden mit diesem Namen.
    Ich legte auf und verglich die Nummer auf meinem Notizblock mit der Liste der abgehenden Gespräche auf dem Display meines Handys. Von wegen verwählt. Ich hatte eindeutig die richtige Nummer gewählt – es war bloß nicht Noras

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