Honeymoon
liebsten Pinot Grigio«, sagte sie.
Sie sah nach, was es an gekühlten Weinen gab, und griff schließlich nach einer Flasche Tiefenbrunner. Unser Picknick konnte beginnen.
Zumal, nachdem Nora mir die Decke im Kofferraum gezeigt hatte. Hundert Prozent Kaschmir, mit einem »Polo«-Logo. Sie hatte sie ins Auto gelegt, als ich unter der Dusche war.
Wir fuhren an den nahe gelegenen Pocantico Lake und suchten uns ein lauschiges Plätzchen im Gras mit einer wunderbaren Aussicht auf die Rockefeller-Ländereien mit all ihren sündteuren Hügeln, Tälern und dergleichen mehr.
»Was sagst du jetzt? Das ist doch wohl um Längen besser als arbeiten gehen, oder?«, meinte sie, nachdem wir uns auf der Decke niedergelassen hatten.
Aber ich war ja bei der Arbeit. Während wir aßen, tranken und redeten, gab ich mir alle Mühe, Nora auf möglichst subtile Weise irgendetwas zu entlocken, was auf ihre Verwicklung in Connor Browns Tod hingedeutet hätte – und in die Überweisung von seinem Konto, die diese Ermittlung überhaupt erst ausgelöst hatte.
Um ihre Computerkenntnisse auszuloten, brachte ich das Gespräch beiläufig auf die Firewalls, mit denen mein neues Internetprogramm im Büro ausgestattet war. Als sie verständnisvoll nickte, fügte ich hinzu: »Wenn man bedenkt, dass ich noch vor einem Jahr geglaubt habe, Firewalls hätten irgendwie mit Asbest zu tun.«
»Da geht es dir wie mir. Ich weiß das auch nur von einem ehemaligen Kunden, der eine ganz große Nummer in der Internetbranche war.«
»Einer von diesen Dotcom-Millionären, wie? Was machen die bloß mit ihrem ganzen Geld?«
Nora machte wieder ein komisches Gesicht.
»Zum Glück für mich stecken sie viel davon in ihre Häuser und Wohnungen. Das kannst du dir gar nicht vorstellen.«
»Das glaube ich dir gern. Aber diese Typen müssen ja wohl auch einen Haufen Steuern zahlen, denke ich.«
»Ja, ich weiß. Andererseits haben sie so ihre Mittel und Wege, die Belastung möglichst gering zu halten«, sagte sie.
»Du meinst so was wie Steuerschlupflöcher? Oder was?«
Sie sah mich einen Moment lang intensiv an. »Ja, so was in der Art.« Es lag ein Hauch von Skepsis in ihrem Blick. Hart an der Grenze zum Argwohn. Genug, um mich zu einem Rückzieher zu veranlassen.
Für den Rest des Nachmittags ließ ich es etwas ruhiger angehen ... ganz wie ein Mann, der einen unverhofft freien Tag mit einer wunderschönen Frau an seiner Seite genießt, von der er einfach nicht genug kriegen kann.
77
Geh nach Hause, O'Hara. Lauf weg, du Idiot.
Aber ich lief nicht weg.
Nach dem Picknick sahen wir uns im Programmkino von Pleasantville einen Film an. Auch das war Noras Idee. Im Jacob Burns lief
Fenster zum Hof
, von dem sie mir erzählte, dass er einer ihrer absoluten Lieblingsfilme sei. »Ich liebe Hitchcock. Und weißt du, warum, Craig? Er ist witzig, aber er zeigt auch die dunkle Seite des Lebens. So kriegt man quasi zwei tolle Filme zum Preis von einem.«
Nach dem Kino waren wir mit Popcorn derart abgefüllt, dass wir beschlossen, auf das Dinner im nahe gelegenen Iron Horse Grill zu verzichten, das Nora ebenfalls eingeplant hatte. Da stand ich nun mit ihr auf dem Parkplatz, und mir war, als wären wir wieder auf der Highschool und wüssten nicht so recht, wie unser Date enden sollte.
Aber Nora wusste es. »Gehen wir zu dir«, sagte sie.
Ich sah sie einen Moment lang an und versuchte ihre Miene zu deuten. Sie hatte das Haus doch mit eigenen Augen gesehen und konnte sich vorstellen, wie es »bei mir« aussah, in diesem heruntergekommenen Schuhkarton von einer Wohnung. Wollte sie mich testen – sehen, wie ich reagieren würde? Oder war es ihr tatsächlich egal, wie ich wohnte?
»Zu mir, hm?«
»Ist das okay?«
»Sicher«, sagte ich. »Ich muss dich allerdings warnen – es ist vielleicht nicht ganz das, was du erwartest.«
»Was könnte das denn sein – was ich erwarte?«
»Sagen wir einfach, dass es herzlich wenig mit dem zu tun hat, was du so gewohnt bist.«
Jetzt sah Nora mir in die Augen. »Craig, ich mag dich. Das ist es, was zählt. Nur du und ich. Okay?«
Ich nickte. »Okay.«
»Kann ich dir vertrauen? Das würde ich nämlich gern.«
»Ja, natürlich kannst du mir vertrauen. Ich bin schließlich dein Versicherungsvertreter.«
Wir fuhren also zu mir. Nora zuckte nicht einmal mit den hübschen Wimpern, als sie das Haus sah – zum zweiten Mal. Ashford Court Gardens, mein trautes Heim.
Hand in Hand wagten wir uns hinein.
»Ich sollte vielleicht darauf
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