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Honeymoon

Titel: Honeymoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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gleich wieder da, ja?«
    Ihre Mutter nickte wieder.
    Dann wartete sie. Sobald sie das Geräusch des Wasserhahns hörte, fuhr Olivia mit der Hand unter die Bettdecke und griff nach dem Brief, den sie geschrieben hatte. Darin waren all die Dinge erklärt, die sie ihrer Tochter schon seit Jahren sagen wollte, obwohl sie stets gewusst hatte, dass das nicht möglich war.
    Jetzt glaubte sie, Nora die Wahrheit sagen zu
müssen
.
    Olivia schwang die Beine aus dem Bett, setzte die nackten Füße auf den Boden und hielt die Hand, die den Brief fest gepackt hatte, über Noras offene Handtasche. Dann ließ sie ihn hineinfallen. Nach so langer Zeit war es auf einmal ganz einfach. Sie musste nur loslassen.
80
    »Ach, da sind Sie ja!«
    Überrascht blickte Emily Barrows von ihrem Platz in der Stationszentrale auf. Vor ihr stand Nora und sah fantastisch aus wie immer. Emily hatte sie überhaupt nicht kommen hören, so sehr war sie in ihr Buch vertieft gewesen.
    »Oh, hallo, Nora.«
    »Sie waren nicht hier, als ich vorhin reinkam.«
    »Oh, das tut mir Leid. Da muss ich gerade auf der Toilette gewesen sein«, erwiderte Emily. »Ich bin heute Nachmittag allein.«
    »Was ist denn aus der anderen Schwester geworden – ich meine Ihre Lernschwester?«
    »Patsy? Die hat sich heute früh krankgemeldet.« Emily deutete auf das aufgeschlagene Buch vor ihr auf dem Tisch. »Zum Glück war es bis jetzt relativ ruhig.«
    »Was lesen Sie denn da?«
    Emily hielt das Buch hoch, sodass Nora das Cover sehen konnte.
Gnadenfrist
von Jeffrey Walker. Nora lächelte. »Der ist gut.«
    »Er ist der Beste.«
    »Und auch gar nicht mal so unansehnlich, wie?«
    »Ja, doch, wenn Sie auf große Männer mit markanten Zügen stehen.«
    Emily sah, wie Nora lachte. Das war nicht mehr die verkrampfte, missgelaunte Frau vom letzten Mal. Im Gegenteil, sie schien so gut gelaunt wie nie zuvor.
    »War's schön bei Ihrer Mutter? Sieht ganz danach aus.«
    »Ja, tatsächlich. Es war auf jeden Fall besser als beim letzten Mal.« Nora steckte sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Übrigens«, sagte sie, »ich wollte mich noch für mein Verhalten damals entschuldigen. Ich war sehr erregt. Im Gegensatz zu Ihnen – Sie waren ja die Ruhe selbst und hatten alles wunderbar im Griff. Sie waren wirklich fantastisch. Danke, Emily.«
    »Keine Ursache, dafür bin ich ja da.«
    »Na, ich bin jedenfalls heilfroh, dass Sie an
diesem
Tag da waren.« Nora warf einen Blick auf Emilys Buch. »Wissen Sie was, wenn sein nächster Roman rauskommt, besorge ich Ihnen ein signiertes Exemplar.«
    »Im Ernst?«
    »Ja, warum nicht? Ich kenne Mr Walker nämlich zufällig persönlich. Ich hatte mal beruflich mit ihm zu tun.«
    Emily strahlte übers ganze Gesicht. »Oh, da würden Sie mir wirklich eine große Freude machen. Eine Riesenfreude«
    »Das ist doch das Mindeste«, sagte Nora und lächelte ihr herzlich zu. »Wozu hat man schließlich Freunde?«
    Es mochte nur eine Floskel sein, aber Emily fand die Bemerkung dennoch sehr nett. Nora winkte ihr noch einmal zum Abschied zu und ging dann zu den Aufzügen.
    Emily sah noch, wie Nora den Abwärts-Knopf drückte, und wandte sich wieder ihrem Jeffrey-Walker-Roman zu. Erst als sie hörte, wie die Lifttür sich schloss, blickte sie noch einmal auf. Und da sah sie es.
    Noras Handtasche stand noch auf dem Tresen.
    Emily dachte sich, dass Nora wohl spätestens in der Eingangshalle bemerken würde, dass sie die Tasche vergessen hatte.
    Trotzdem rief sie rasch unten beim Pförtner an, um Bescheid zu sagen. Dann wandte sie sich wieder ihrem Buch zu. Doch noch ehe sie den ersten Satz zu Ende gelesen hatte, wanderte ihr Blick wieder zu der eleganten und teuer aussehenden Handtasche.
    Sie registrierte, dass sie offen war.
81
    Elaine und Allison trauten ihren Ohren nicht. Sie waren es nicht gewohnt, dass Nora von einem anderen Mann erzählte – nicht seit dem plötzlichen Tod ihres Gatten Tom.
    Aber genau das tat ihre gute Freundin an diesem Abend beim Dinner im Mercer Kitchen in Soho, wo sie vor unverputzten Backsteinwänden beisammensaßen.
Erzählen
war im Übrigen gar kein Ausdruck.
Schwärmen
traf es schon eher. So kannten sie ihre Nora gar nicht.
    »Er hat so eine unglaubliche Energie – es brodelt geradezu unter der Oberfläche. Und diese ruhige, selbstbewusste Art, die ich so liebe. Er steht mit beiden Füßen fest auf dem Boden, trotzdem ist er etwas ganz Besonderes.«
    »Wow. Wer hätte gedacht, dass ein Versicherungsvertreter so sexy sein kann?«,

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