Honeymoon
Tätigkeit?«
»Agent O'Hara, Sie wissen genau, dass ich darüber nicht sprechen kann.«
»Sicher können Sie das.«
»Sie wissen, was ich meine.«
»Weiß ich das? Ich weiß nur, dass Sie eben behauptet haben, eine Ihrer Klientinnen nicht zu kennen – eine Frau, die zufällig im Mittelpunkt meiner Ermittlungen steht. Mit anderen Worten, Sie haben einen FBI-Beamten angelogen.«
»Muss ich Sie daran erinnern, dass Sie einem Anwalt gegenübersitzen?«
»Muss ich
Sie
daran erinnern, dass ich innerhalb einer Stunde mit einem Durchsuchungsbeschluss wiederkommen und Ihr ganzes Büro auf den Kopf stellen kann?«
Ich starrte Keppler an und rechnete damit, dass er klein beigeben würde, um sich nicht noch tiefer reinzureiten. Aber stattdessen zeigte der Kerl echte Courage – er ging sogar in die Offensive.
»Mit Ihrer absurden Drohung mögen Sie anderswo durchaus Erfolg haben«, sagte er, »aber
ich
schütze die Privatsphäre meiner Klienten. Sie können jetzt gehen.«
Ich stand auf.
»Sie haben Recht«, sagte ich und seufzte schwer. »Sie können sich auf das Anwaltsgeheimnis berufen. Das war wirklich nicht in Ordnung von mir. Ich bitte um Entschuldigung« Ich griff in meine Jackentasche. »Hören Sie, hier haben Sie meine Karte. Falls Sie es sich doch noch anders überlegen sollten oder falls Sie Polizeischutz anfordern möchten, dann rufen Sie ganz einfach im Büro an.«
Er zog ein Gesicht. »Polizeischutz? Wollen Sie damit sagen, diese Frau ist gefährlich? Olivia Sinclair? Weshalb wird eigentlich gegen sie ermittelt?«
»Ich fürchte, das darf ich Ihnen nicht sagen, Mr Keppler. Aber wissen Sie, wenn sie sich mit ihrem Anliegen vertrauensvoll an Sie gewandt hat, dann ist sie sicherlich auch davon überzeugt, dass Sie niemals irgendetwas über ihre Geschäfte ausplaudern werden.«
Seine Stimme schoss eine Oktave in die Höhe. »Augenblick mal – wo ist Olivia Sinclair jetzt? Ich meine, Sie beschatten sie doch, oder?«
»Das ist es ja eben«, erwiderte ich. »Wir
haben
sie beschattet, aber wir wissen nicht, wo sie sich im Moment aufhält. Mr Keppler, ich darf Ihnen nicht
alles
über diesen Fall sagen, aber eines kann ich Ihnen verraten. Es geht unter anderem um Mord. Und zwar möglicherweise nicht nur um einen.«
Da ging sie hin, seine anwaltliche Courage, zusammen mit dem Schutz der Privatsphäre seiner Klienten. Als er endlich wieder in der Lage war, einen zusammenhängenden Satz hervorzubringen, bat er mich, wieder Platz zu nehmen.
»Aber gerne«, sagte ich.
93
Die Akte Jeffrey war geschlossen. Sein Nummernkonto war so gut wie leer geräumt, und die Behörden hegten offenbar nicht den geringsten Verdacht. Der Fotograf des
New York Magazine
bekam seine Bilder nun doch nicht, das Interview selbst fiel ins Wasser. Alles in allem hätte Nora mit dem Verlauf der Ereignisse in Boston sehr zufrieden sein müssen. Doch als sie wieder in Manhattan war und ihr Penthouse in Soho betrat, war ihr klar, dass nichts, aber auch gar nichts in Ordnung war.
Sie dachte an O'Hara.
Ehe sie nach dem Handy griff, zögerte sie noch einen Moment. Sie schärfte sich ein, dass sie nicht verraten durfte, wie viel sie wusste.
Schließlich tippte sie die Nummer ein und drückte auf
Senden
.
»Hallo?« Aha, der böse Bube persönlich.
»Ist dort mein Telefonsex-Partner?«
Er ließ ein glucksendes Lachen hören. »Mom, bist du's?«
Jetzt musste auch sie trotz allem lachen. »Das ist ja wohl pervers.«
»Sollte eigentlich witzig sein.«
»Also, Mr Craig Reynolds, wieso hast du mich nicht aus Chicago angerufen? Keine Zeit?«
»Ich weiß, tut mir echt Leid«, sagte er. »Die Konferenz war wirklich ganz schön stressig.«
»Muss ja eine tolle Konferenz gewesen sein. Und, warst du gut? Hast du geglänzt?«
»Du hast ja keine Ahnung.«
Nora unterdrückte ein hämisches Kichern. Ich habe mehr Ahnung, als du denkst, John O'Hara.
»Hör mal«, fuhr er fort, »ich mach es auch wieder gut.«
»Das will ich hoffen. Was hast du heute Abend vor?«
»Dasselbe, was ich schon den ganzen Nachmittag mache. Arbeiten.«
»Ich dachte, das ganze Wochenende in Chicago war Arbeit«
»Ob du's glaubst oder nicht, ich muss noch einen Bericht über die Konferenz schreiben. Ich habe wirklich alle Hände voll zu tun, und –«
»Blödsinn!«, fuhr Nora dazwischen. »Ich sehe doch, was du machst. Du sitzt vor der Glotze. Sieht aus wie ein Baseballmatch, wenn ich mich nicht irre.«
Er war sprachlos – fast: »Was zum ...«
»Wirf mal einen
Weitere Kostenlose Bücher