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Honeymoon

Titel: Honeymoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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die Einzigen, die davor hielten. Es war kurz vor neun. Ich erinnere mich noch an jedes Detail.
    »Sind wir bald da?«, fragte ich.
    »Fast«, antwortete sie. »Es wird dir gefallen, Craig. Entspann dich.«
    Ich schaute nach rechts, während Nora sich am Sendersuchknopf zu schaffen machte. An einer Mobil-Tankstelle stand ein alter Mann mit einer University-of-Connecticut-Mütze, der gerade seinen Jeep Cherokee auftankte. Für eine Sekunde trafen sich unsere Blicke. Er erinnerte mich irgendwie an meinen Vater. Es ist nicht immer alles so, wie es scheint. Die Ampel sprang auf Grün, und Nora ließ den Motor aufheulen.
    »Hast du es eilig?«
    »Ja. Wenn du's genau wissen willst, ich bin ein bisschen scharf. Du hast mir gefehlt. Ich dir auch?«
    Wir fuhren eine Weile schweigend weiter. Das Radio lief auf voller Lautstärke und machte dem Achtzylindermotor ernsthaft Konkurrenz. Trotzdem erkannte ich den Song nicht gleich. Doch dann machte es klick: Es war »Hotel California«. Obwohl »Life in the Fast Lane« vielleicht besser zu Noras Fahrstil gepasst hätte.
    Wir bogen erneut ab.
    Ich konnte keine Schilder entdecken; die Straße war schmal und lag fast in völliger Dunkelheit. Ich blickte zum Himmel auf. Das schwache Licht, das die Mondsichel bisher gespendet hatte, wurde jetzt von hohen Bäumen verschluckt. Kein Zweifel, wir waren mitten im Wald.
    »Also, Disneyland schließe ich mal aus«, sagte ich.
    Sie lachte. »Da fahren wir das nächste Mal hin.«
    »Du weißt aber schon, wo du jetzt hinfährst, oder?«
    »Vertraust du mir etwa nicht?«
    »War ja nur eine Frage.«
    »Klar.« Sie machte eine Pause. »Ich hatte übrigens Recht.«
    »Womit?«
    »Du magst es wirklich nicht, wenn du nicht alles unter Kontrolle hast.«
    Eine Minute später hatten wir das Ende der geteerten Straße erreicht, doch Nora fuhr einfach weiter. Jetzt hatten wir nur noch Erde und lose Steine unter den Reifen, und die Fahrbahn wurde noch schmaler. Als Geländewagen machte das Cabrio eine ziemlich schlechte Figur. Wir wurden kräftig durchgeschüttelt, und ich warf Nora einen stummen Seitenblick zu.
    »Es ist nicht mehr weit«, sagte sie mit ihrem unerschütterlichen Lächeln.
    Und tatsächlich, nach ein paar hundert Metern stießen wir auf eine Lichtung. Vor uns tauchte eine Silhouette auf, und ich versuchte zu erkennen, was es war. Irgendein kleines Haus und dahinter ein See oder Teich.
    Nora lenkte den Wagen direkt vor den Eingang und schaltete auf Parken. »Ist das nicht wunderbar romantisch?«
    »Wem gehört das hier?«, fragte ich.
    »Mir.«
    Ich sah mir das Häuschen etwas genauer an. Meine Augen hatten sich inzwischen an das schlechte Licht gewöhnt, und mit Hilfe der Scheinwerfer des Benz konnte ich die langen, dicken Stämme erkennen, aus denen die Blockhütte erbaut war. Ein wenig primitiv, aber gut in Schuss, wenn auch nicht unbedingt die Art von Immobilie, die ich mit Nora in Verbindung gebracht hätte.
    »Überraschung!«, sagte sie. »Die Überraschung ist mir gelungen, nicht wahr? Gefällt dir mein kleines Häuschen am See?«
    »Ja, doch. Was soll mir daran nicht gefallen?«
    Sie stellte den Motor ab, und wir stiegen aus. Es war wirklich ein schönes Fleckchen Erde, beinahe perfekt. Aber wofür?
    »Weißt du, ich habe gar keine Zahnbürste dabei«, sagte ich.
    »Keine Sorge, ich habe an alles gedacht. Ich habe für dich mitgedacht, Craig.«
    Sie drückte auf den Knopf der Fernbedienung, und der Kofferraumdeckel sprang prompt auf. Der bescheidene Stauraum des Cabrios war voll ausgenutzt – kein Kubikzentimeter vergeudet.
    »Du bist ja wirklich bestens vorbereitet«, sagte ich und starrte auf die Reisetasche und die kleine Kühlbox hinunter. Aber auf was?
    »Alles, was man für einen leckeren Mitternachtssnack so braucht. Und noch ein paar Kleinigkeiten – unter anderem, ob du's glaubst oder nicht, eine Zahnbürste für dich. Also, worauf wartest du noch?«
    Auf Verstärkung, hätte ich beinahe gesagt.
    Ich schnappte mir die Tasche und die Kühlbox, und wir stiegen die alten Holzstufen zur Tür hinauf. Als ich mich drinnen umsah, konnte ich nur schmunzeln und den Kopf schütteln. Von außen sah das Blockhaus aus wie Onkel Toms Hütte; die Inneneinrichtung dagegen schien einem eleganten Lifestyle-Magazin entsprungen. Ich hätte es mir denken können.
    »Das Häuschen und das Grundstück haben einem ehemaligen Kunden von mir gehört«, erklärte Nora, während wir das Essen auspackten. »Ich wusste ja, dass er mit meiner Arbeit hier

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