Honeymoon
Jeffrey, als er sie in die Arme schloss und ihr übers Haar strich. »Ein ganzes Wochenende habe ich dich für mich allein – das muss man sich mal vorstellen.«
»Sei nicht so sarkastisch. Ich habe beinahe ein schlechtes Gewissen, weil ich dich von deinem Buch abhalte«, sagte sie. »Ich weiß ja, dass du schon beim Endspurt bist.«
»Ich bin aber gar nicht beim Endspurt.«
Sie sah ihn verwirrt an, doch dann grinste er plötzlich, und sie begriff.
»Du bist fertig?«
»Gestern fertig geworden – nach einer Marathonnachtsitzung. Ich muss wohl meinen ganzen Frust beim Schreiben abreagiert haben, nachdem du dich so lange nicht gemeldet hast.«
»Siehst du«, erwiderte sie und stieß ihn spielerisch vor die Brust. »Ich sollte dich öfter mal hängen lassen.«
»Komisch, dass du gerade diesen Ausdruck benutzt.«
»Wie meinst du das?«
»Das mit dem Hängen. Ich habe den Schluss geändert; meine Hauptfigur stirbt jetzt so.«
»Echt? Das will ich unbedingt lesen.«
»Darfst du ja auch, aber zuerst will ich dir was zeigen. Komm mit.«
»Ja, mein Herr und Meister. Ich folge dir überallhin.«
Er nahm ihre Hand und führte sie nach oben. Sie gingen an seiner Bibliothek vorbei und auf das Schlafzimmer zu.
»Wenn das, was du mir zeigen willst, das ist, was ich vermute, dann habe ich es schon mal gesehen«, scherzte sie.
Er lachte. »Du denkst auch immer nur an das eine!«
Wenige Schritte vor der Schlafzimmertür blieb er stehen und drehte sich um. »Jetzt mach die Augen zu«, flüsterte er.
Nora gehorchte, und er führte sie ins Zimmer.
»Okay, jetzt kannst du sie wieder aufmachen«, sagte er. Nora tat es. Ihre Reaktion kam prompt. »Oh, wow!«
Sie sah Jeffrey an, dann ging ihr Blick wieder zu der Stelle über dem Kamin. Sie ging langsam darauf zu. Ein Ölgemälde – von
ihr
.
»Und?«
»Es ist wunderschön«, hauchte sie, merkte aber sofort, wie sich das anhören musste, da es ja schließlich ein Bild von ihr war. »Ich meine ...«
»Nein, du hast Recht, es ist wunderschön.« Er schlang von hinten die Arme um sie und legte das Kinn auf ihren Scheitel. »Wie könnte es anders sein?«
Sie konnte den Blick nicht von dem Gemälde wenden, und nach einer Weile traten ihr die Tränen in die Augen. Er liebte sie wirklich, nicht wahr? Das Gemälde drückte aus, was er für sie empfand, wie er sie sah.
Jeffrey nahm sie noch fester in die Arme. »Siehst du, es war keine Matratze, wie du dachtest, sondern eine Leinwand« Er warf einen viel sagenden Blick auf das Mahagonihimmelbett hinter ihm. »Anderseits, da wir schon mal hier sind ...«
Nora drehte sich um und sah ihn an. »Du weißt wirklich, wie man eine Frau ins Bett kriegt, was?«
Er grinste. »Der Zweck heiligt die Mittel.«
»Das gefällt mir so an dir.«
»Mir gefällt alles an dir.«
Sie küssten sich und begannen an ihren Kleidern zu nesteln, während sie sich dem Bett näherten. Behutsam hob er sie hoch; sie war wie eine Feder in seinen starken Armen. Er setzte sie auf dem Bett ab und hielt einen Moment inne, ehe er sich zu ihr legte. Unverwandt sah er sie an und genoss einfach nur den Anblick. Nora ließ ihn gewähren. Er verdiente es, sie in all ihrer glorreichen Nacktheit zu bewundern; er war so gut zu ihr.
Sie liebten sich; zuerst ganz langsam, dann immer leidenschaftlicher und hemmungsloser. Ihre Arme und Beine verschlangen sich ineinander, sie schienen zu einem Wesen zu verschmelzen. Dann entlud sich ihre Lust in einer gewaltigen Explosion. Oder vielmehr, Jeffreys Lust entlud sich – und Nora spielte ihre Rolle perfekt, mindestens so gut wie Meg Ryan in
Harry und Sally
, wenn auch nicht mit der gleichen komischen Wirkung.
Eine volle Minute lagen sie eng umschlungen da und sprachen kein Wort. Dann atmete Jeffrey tief aus und wälzte sich auf die Seite. »Ich habe Hunger«, sagte er. »Und du?«
Nora legte sich das Kopfkissen in den Nacken. Ihr Blick fiel unweigerlich auf das Porträt, und einen Augenblick lang sah sie sich selbst tief in die Augen. Sie fragte sich, ob es irgendwo auf der Welt noch eine Frau wie sie gab.
»Ja«, antwortete Nora schließlich. »Ich habe auch Hunger«
90
Nora war eine einzige Augenweide, wie sie da vor dem blank geputzten, glänzenden Vikingherd aus rostfreiem Stahl stand. »Du hattest Recht«, sagte Jeffrey, als er zu ihr in die Küche kam. »Die Dusche hat gut getan.«
»Siehst du, was hab ich gesagt? Nicht verzagen, Nora fragen«
Er spähte über ihre Schulter in die Pfanne. »Bist du sicher, dass
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