Honeymoon
in die Traufe gekommen, was in meinem Fall bedeutete: vom Krankenbett direkt auf den heißen Stuhl, mit einer Woche Schonfrist für meine lädierte Schulter. Und natürlich für die Abwicklung eines kleinen Undercoverauftrags im Flughafen LaGuardia. Ich nahm an, dass der Ausschuss mich zuerst gänzlich wiederhergestellt sehen wollte, ehe er mir offiziell einen Tritt in den Hintern versetzte.
Frank Walsh eröffnete die Sitzung mit einer kurzen Zusammenfassung meiner Laufbahn. Der Ausschuss lauschte aufmerksam, während der Kassettenrekorder auf dem Tisch vor Frank jedes Wort aufzeichnete.
Agent John Michael O'Hara ... ehemaliger Captain der U.S. Army ... danach Officer des New York Police Department, zweimal ausgezeichnet ... Derzeit Agent der Anti-Terror-Abteilung des FBI, Unterabteilung Terrorfinanzierung ... Mehrere bedeutende Undercovereinsätze.
»Frank?«, meldete sich eine Stimme. Sie gehörte einem älteren Mann, der ganz rechts am Tisch saß. Wenn er nicht gerade für den Disziplinarausschuss tätig war, arbeitete er in der Abteilung Serienmorde. Sein Name war Edward Vointman.
»Könnten Sie bitte näher erläutern, wie es überhaupt dazu kam, dass Agent O'Hara mit der Sinclair-Ermittlung betraut wurde?«
Ich musste ein Grinsen unterdrücken. Vointmans Frage war die politisch korrekte Umschreibung dessen, was er eigentlich wissen wollte. Nämlich: Wieso hat mich kein Schwein darüber informiert?
Walsh runzelte die Stirn. In den wenigsten Unternehmen, ganz zu schweigen von einer Regierungsbehörde wie dem FBI, wusste die rechte Hand, was die linke tat. In diesem Fall jedoch war das Versagen der Kommunikation noch ein wenig suspekter. Hier wusste die rechte Hand nicht, was einer ihrer eigenen
Finger
tat.
Walsh schaltete den Kassettenrekorder aus. Kaum stand das Band still, legte er auch seine zugeknöpfte Art ab.
»Das war so, Ed«, begann er. »Das gemeinsame Sonderkommando Terrorabwehr hier in New York hat mit der Finanzierungsabteilung der Anti-Terror-Division und dem Ministerium für Innere Sicherheit bei der Überwachung von verdächtigen Geldtransfers über die Landesgrenzen hinweg zusammengearbeitet.«
Vointman öffnete den Mund, als ob er etwas sagen wollte – vermutlich: Was meinen Sie mit »Überwachung«? –, doch Walsh kam ihm zuvor.
»Ich kann Ihnen dazu wirklich nicht mehr sagen, Ed, Sie können sich Ihre Fragen also sparen.« Er räusperte sich. »Wie dem auch sei, es passierte Folgendes: Vor einiger Zeit bekamen wir einen dringlichen Hinweis auf eine umfangreiche Überweisung vom Konto eines gewissen Connor Brown aus Westchester.
Bei unseren weiteren Ermittlungen stießen wir auf einen merkwürdigen Umstand. Die Verlobte des Mannes, Nora Sinclair, war zuvor mit einem New Yorker Arzt verheiratet gewesen, der auf die gleiche Art und Weise wie Brown zu Tode gekommen war. Und das Bemerkenswerte: Der Mann war Kardiologe. Die gute Nachricht war, dass sie wahrscheinlich keine Terroristin war. Die schlechte Nachricht war, dass sie wahrscheinlich in beide Todesfälle verwickelt war.«
Wieder machte Vointman den Mund auf; seine ursprüngliche Frage schien jetzt noch berechtigter. Als Sektionschef im Referat Serienmorde hätte er diesen Fall zweifellos auf den Schreibtisch bekommen müssen.
Aber wie zuvor schnitt ihm Walsh das Wort ab. »Und jetzt kommt's«, sagte er. »Wir konnten den Fall nicht an Ihre Gruppe weitergeben, Ed, solange wir nicht hundertprozentig sicher waren, dass diese Nora nicht etwa ein Lockvogel für irgendjemand anderen oder gar – so unwahrscheinlich sich das aus jetziger Sicht anhören mag – selbst eine Art Agentin war. Um es kurz zu machen, wir haben uns für O'Hara entschieden, weil er Erfahrung mit jedem der genannten Szenarios hatte. Er hatte vier Jahre lang als verdeckter Ermittler für das NYPD gearbeitet, und sein Profil passte gut zu unserer Zielperson. Überdies arbeitete er zu der Zeit gerade an einem ähnlichen Auftrag.
Mit anderen Worten, er hatte das passende Aussehen und – so dachten wir jedenfalls – er wusste seinen Kopf zu gebrauchen.« Er musterte mich mit stahlhartem Blick. »An gewisse Körperteile unterhalb der Gürtellinie hatten wir dabei weniger gedacht.«
Damit beugte er sich vor und drückte erneut die Aufnahmetaste des Rekorders. »Ich bin da anderer Meinung«, sagte er.
Von nun an ging's bergab.
Eine geschlagene Stunde lang musste ich Fragen zu jedem einzelnen Aspekt meiner Ermittlungen gegen Nora Sinclair über mich ergehen
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