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Honeymoon

Titel: Honeymoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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ist er hierher gekommen? Weiß er nicht, dass das eine Falle sein könnte?«
    O'Hara beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: »Frag ihn doch selbst. Ich wette, er hat eine gute Antwort parat.«
    Ein Typ von Anfang dreißig, in einem blauen Businessanzug, mit Pilotensonnenbrille und einer Aktentasche, nahm an ihrem Tisch Platz. Er kam ohne Umschweife zum Thema. »Also, haben Sie diesmal das Geld dabei?«
    O'Hara schüttelte den Kopf. »Nein. Kein Geld. Aber bleiben Sie bitte sitzen. Hier wimmelt es nur so von unseren Leuten. Sie machen gerade Fotos von Ihnen für
USA Today
und
Time
. Und für die
Sing-Sing-Nachrichten

    »Sie machen einen großen Fehler, mein Freund. Sie stecken bis zum Hals in der Scheiße.«
    Er machte Anstalten aufzustehen.
    Doch O'Hara hielt ihn fest und zog ihn auf seinen Stuhl zurück.
    »Wie Sie sich denken können, sind wir da anderer Meinung. Jetzt hören Sie mir mal zu. Das ist der Deal: Sie kriegen
kein
Geld für die Datei, die Sie gestohlen haben und die Sie uns anschließend wieder verkaufen wollten. Aber
was
Sie kriegen, ist freies Geleit. Natürlich lassen Sie uns die Aktentasche und die Kopien, die Sie gemacht haben, hier. Wir wissen, wer Sie sind, Agent Viseltear. Wenn Sie uns noch ein Mal komisch kommen, oder wenn je irgendetwas von der Geschichte auffliegt, schalten wir Sie aus. Haben Sie verstanden –
wir schalten Sie aus
. Das ist der Deal. Nicht schlecht, oder?«
    O'Hara sah dem Typen im Anzug – Kriminologe an der FBI-Akademie in Quantico und Dieb – lange und eindringlich in die Augen. »Können Sie mir folgen? Haben Sie das begriffen?«
    Viseltear schüttelte langsam den Kopf. »Sie wollen mich nicht vor Gericht haben«, sagte er. »Sie können nicht riskieren, dass es einen Prozess gibt. Das ist mir schon klar.«
    O'Hara zuckte mit den Achseln. »Wenn Sie uns noch ein Mal komisch kommen, schalten wir Sie aus. Das muss Ihnen klar sein.«
    Dann versetzte er Viseltear einen gezielten Boxhieb aufs Kinn. Fast wäre er k.o. gegangen. »So, wie Sie versucht haben, mich auszuschalten, mit Ihrem Pizzafahrer drüben in Pleasantville. Jetzt sehen Sie zu, dass Sie Land gewinnen! Und lassen Sie ja die Aktentasche hier!«
    Viseltear stand auf und rieb sich das Kinn. Er war noch ein wenig wackelig auf den Beinen, aber er ging, und damit war es vorbei.
    Nun ja, nicht ganz vorbei, sagte sich O'Hara – denn schließlich wusste er selbst zu viel über das, was sich tatsächlich abgespielt hatte, nicht wahr?
    Er hatte in den Koffer geschaut, hatte sich den Flash Drive angesehen, hatte diesen kleinen Artikel im Lifestyle-Teil der
Times
gelesen. Er hatte zwei und zwei zusammengezählt. Und war auf 1,2 Milliarden gekommen.
    Vielleicht, ganz vielleicht, würde sich das ja als Segen für ihn erweisen.
    Vielleicht auch nicht.
    Es ist nicht immer alles so, wie es scheint.
104
    »O'Hara.«
    »Susan. Freut mich, dich zu sehen.«
    »Auch unter diesen Umständen?«
    »Immer. Unter allen Umständen.«
    Wir waren auf dem Weg zu Frank Walshs Büro im elften Stock des FBI-Gebäudes in Downtown Manhattan. Walsh war sowohl Susans als auch mein Vorgesetzter, obwohl wir normalerweise in verschiedenen Abteilungen arbeiteten. Frank Walsh hatte im New Yorker Büro mehrere Dezernate unter sich.
    »Hallo, Susan. Hallo, John«, sagte er, als wir eintraten, und ließ uns seine Zähne sehen. Walsh ist ein vollendeter Lächler, Plauderer und Händeschüttler, aber das heißt nicht, dass er nichts auf dem Kasten hat. Schließlich ist er Susans und mein Chef.
    Er führte uns in sein Besprechungszimmer. »Ich würde ja gerne noch ein bisschen mit euch zwei Schaumschlägern plaudern, aber meine Zeit ist heute wirklich sehr knapp bemessen. Vielleicht demnächst mal zum Abendessen im Neary. Susan, Sie müssen diesmal leider draußen bleiben. Sorry.«
    »Ist schon klar«, sagte Susan. Sie hält nicht ganz so viel von Frank wie ich, aber sie toleriert ihn.
    »Also, kommen wir zum Geschäftlichen«, sagte Walsh, als er mit mir ins Nebenzimmer ging. »Ich erkläre die Anhörung hiermit für eröffnet.«
    Der Raum strahlte jene unangenehme, verschwitzte Siesollten-sich-was-schämen-Atmosphäre aus, jene Atmosphäre, die laut und deutlich verkündete, ohne dass ein Wort gesprochen wurde: Du steckst bis zum Hals in der Scheiße, O'Hara.
    Den Herrschaften vom Disziplinarausschuss gegenüber stand ein einzelner Stuhl, auf dem ich nun Platz nahm. Im Anschluss an Noras Verschwinden in jener denkwürdigen Nacht war ich vom Regen

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