Hongkong 02 - Noble House Hongkong
falschen Hände geraten, Ihrer Majestät – «
»Grundgütiger Gott. Ich bin der Chef des S.I.«
»Das weiß ich.«
»Dann tun Sie bitte, was ich sage!«
»Bedaure. Ich habe die halbe Nacht damit verbracht, einen sicheren Weg zu suchen, um – «
Roger Crosse war aufgestanden. »Ich komme um sechs Uhr, um die Papiere in Empfang zu nehmen. Verbrennen Sie sie nicht, Mr. Dunross! Ich werde es erfahren, falls Sie es versuchen, und werde es zu verhindern wissen. Sechs Uhr.« vergangene Nacht war Dunross, während die anderen schliefen, in sein Arbeitszimmer gegangen und hatte die Papiere noch einmal gelesen. Er wußte jetzt von AMGs Tod, seiner möglichen Ermordung, von der Beteiligung der MI-5 und -6, wahrscheinlich auch des KGB, und von Crosses überraschendem Interesse. Dann war ihm eingefallen, daß der Geheimdienst vielleicht noch nicht über das gesamte Material verfügte, und auch, daß einige Vermutungen, die er als zu abwegig abgetan hatte, anscheinend doch in Betracht gezogen werden mußten. Jetzt sah er die Berichte in einem ganz anderen Licht.
Es war zu gefährlich, sie zu übergeben. Und unmöglich, sie zu behalten.
In der Dunkelheit war Erregung in ihm aufgestiegen, die schöne, berauschende Hitze der Gefahr, die ihn umgab, der körperlichen Gefahr. Der nahen Feinde. Weil er auf der schmalen Schneide zwischen Leben und Tod stand. Nur eines schmälerte das Vergnügen: Das Bewußtsein, daß Struan’s von innen her verraten wurde. Immer wieder die gleiche Frage: Ist der Sevrin-Spion der Mann, der auch unsere Geheimnisse an Bartlett verraten hat? Einer der sieben? Alastair, Philip, Andrew, Jacques, Linbar, David MacStruan in Toronto, oder sein Vater? Alle undenkbar.
Sein Verstand hatte jeden einzelnen geprüft. Klinisch, leidenschaftslos. Alle hatten Gelegenheit gehabt, alle das gleiche Motiv: Neid und Haß. Aber keiner würde Noble House an einen Außenstehenden verraten. Und dennoch hatte es einer von ihnen getan.
Wer war es? Wer war Sevrin? Was sollte er mit den Informationsbriefen machen? War AMG ermordet worden? Wieviel ist wahr von dem, was in den Berichten steht? Die Nacht war kühl, und die Terrasse hatte ihn angelockt. Er stand unter der Sternenkuppel. Er hatte die Nacht immer geliebt. Wenn er bei Nacht über den Wolken flog, die Sterne so nah, immer nach feindlichen Bombern oder Nachtjägern Ausschau haltend, den Daumen auf dem Abzug … ach, damals war das Leben einfach gewesen: Töten oder getötet werden.
Er blieb eine Weile draußen, dann kehrte er erfrischt in das Zimmer zurück, schloß die Berichte weg, blieb in seinem Sessel vor der Terrassentür sitzen, überlegte sich, welche Möglichkeiten es noch gab, und entschied sich für eine. Dann hatte er befriedigt etwa eine Stunde gedöst und war, wie gewöhnlich, knapp vor Morgengrauen aufgewacht.
In seinem Penthouse badete er, rasierte sich und zog einen leichten Anzug an; dann ging er in sein Büro im darunterliegenden Stockwerk. Es war sehr schwül, und ein seltsames Licht strahlte vom Himmel herab. Ein Tropengewitter kommt, hatte er gedacht. Vielleicht haben wir Glück, und es zieht nicht vorbei wie die anderen. Er wendete sich vom Fenster ab und konzentrierte sich auf die Geschicke von Noble House.
Ein Berg von während der Nacht eingetroffenen Fernschreiben mußte bearbeitet werden; sie betrafen alle möglichen Verhandlungen, Unternehmungen, Probleme und Geschäftsmöglichkeiten in der Kolonie und außerhalb. Sie kamen aus allen vier Himmelsrichtungen. Aus dem Yukongebiet im fernen Norden, wo Struan’s gemeinsam mit dem kanadischen Holz- und Bergwerksgiganten McLean-Woodley nach Öl bohrte. Aus Singapur und Malakka und aus dem weit südlich gelegenen Tasmanien, das Früchte und Mineralien nach Japan verschiffte. Die Fangarme des neuen internationalen Noble House griffen im Westen nach England, im Osten nach New York; sie waren noch schwach. Für diese Versuche gab es noch nicht die Unterstützung, die für ihr Gedeihen lebenswichtig war.
Keine Sorge! Sie werden bald stark sein. Dank des Par-Con-Deals wird unser Netz fest wie Stahl werden; Hongkong wird das Zentrum der Welt, und wir der Kern dieses Zentrums. Gott sei Dank gibt es Telex und Telefone.
»Mister Bartlett, bitte.«
»Hallo?«
»Ian Dunross, guten Morgen, entschuldigen Sie, daß ich Sie so zeitig störe! Könnten wir unsere Zusammenkunft auf sechs Uhr dreißig verschieben?«
»Ja. Gibt es Komplikationen?«
»Nein. Nur Geschäfte. Ich muß eine Menge
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