Hongkong 02 - Noble House Hongkong
steigen.«
»Sicher. Aber vorderhand bleiben wir lieber bei zwei, bis Sie den Par-Con-Vertrag unterschrieben haben. Noble House hat seinen Revolving-Kredit schon ziemlich überschritten. Also zwei, o.k.?«
»In Ordnung.«
Bei zwei kann mir nichts passieren, dachte Dunross. Bevor er die Bank verließ, hatte er in Johnjohns Büro vorbeigeschaut. Bruce Johnjohn, zweiter stellvertretender Hauptgeschäftsführer und voraussichtlicher Nachfolger Havergills, war ein untersetzter, freundlicher Mann mit der Vitalität eines Kolibri. Dunross hatte auch ihm die Neuigkeiten erzählt, und Johnjohn hatte sich ebenfalls gefreut. Aber er hatte ihm geraten, mit Hausse-Spekulationen vorsichtig zu sein, und machte sich im Gegensatz zu Havergill schwere Sorgen wegen des Ho-Pak-Runs.
»Es gefällt mir überhaupt nicht, Ian. Es stinkt.«
»Sie meinen? Was sagen Sie zu Haplys Artikel?«
»Ach, reiner Unsinn! Wir befassen uns nicht mit solchem Mumpitz. Bank of London? Genauso unsinnig. Warum sollten wir eine große chinesische Bank ausschalten wollen, selbst wenn wir es könnten? Vielleicht steckt die Tsching Bank dahinter. Es wäre auch möglich, daß Kwangs Kunden wirklich Angst haben. Seit drei Monaten höre ich alle möglichen Gerüchte. Er steckt tief in Dutzenden von zweifelhaften Geschäften. Wenn er untergeht, wird es uns alle in Mitleidenschaft ziehen. Seien Sie verdammt vorsichtig, Ian!«
»Ich werde froh sein, wenn Sie oben sitzen, Bruce.«
»Machen Sie Paul nicht schlecht – er ist sehr schlau, und er war für Hongkong und die Bank sehr gut. Aber uns stehen in Asien schwere Zeiten bevor, Ian. Ich halte es für sehr klug von Ihnen, nach Südamerika zu diversifizieren – es ist ein großer Markt, den wir noch nicht angezapft haben. Haben Sie auch Südafrika in Betracht gezogen?«
»Was ist damit?«
»Gehen wir nächste Woche zusammen essen! Am Mittwoch? Gut. Ich habe eine Idee für Sie. Haben Sie von Gornt gehört?«
»Mhm.«
»Er ist davon überzeugt, daß er Ihnen Par-Con wegnehmen kann.«
»Das wird er nicht.«
»Haben Sie heute schon mit Philip gesprochen?«
»Philip Tschen? Nein, warum?«
»Ich traf ihn auf der Rennbahn. Er sah wirklich elend aus … Er nimmt sich Johns … er nimmt sich die Entführung sehr zu Herzen.«
»Würde es Ihnen nicht auch so gehen?«
»Ja, sicherlich. Aber ich habe nicht geglaubt, daß er und sein Sohn Nummer Eins einander so nahestehen.«
Dunross dachte an Adryon und Glenna und an seinen Sohn Duncan, der fünfzehn war und die Ferien in Australien auf der Schaffarm eines Freundes verbrachte. Was würde ich tun, wenn man einen von ihnen entführte? Was würde ich tun, wenn ich mit der Post ein abgeschnittenes Ohr erhielte?
Es klopfte. »Ja? Oh, hallo, Kathy«, sagte er, glücklich wie immer, wenn er seine jüngere Schwester sah.
»Entschuldige, daß ich dich störe, Ian«, sagte Kathy Gavallan, »aber Claudia meint, daß du ein paar Minuten Zeit bis zu deiner nächsten Verabredung hast. Stimmt’s?«
»Natürlich stimmt’s«, antwortete er lachend.
»Fein, danke.« Sie setzte sich in den Lehnstuhl am Fenster.
Er streckte sich, um seinen schmerzenden Rücken zu entlasten, und lachte sie an.
»Dein Hut gefällt mir.« Er war aus Naturstroh und mit einem gelben Band verziert, das zu ihrem Seidenkleid paßte. »Was ist los?«
»Ich habe multiple Sklerose.«
Er starrte sie verständnislos an.
»Was?«
»Das besagen jedenfalls die Tests. Der Arzt hat es mir gestern gesagt, aber gestern konnte ich es dir nicht erzählen, sonst … Heute hat er die Tests von einem weiteren Spezialisten überprüfen lassen, und es gibt keinen Zweifel.« Ihre Stimme und ihr Gesicht waren ruhig, sie saß aufrecht in dem Stuhl und sah hübscher aus als je zuvor.
»Ich mußte es jemandem sagen. Es tut mir leid, daß ich so damit herausgeplatzt bin.
Ich habe mir vorgestellt, daß du mir helfen könntest, Pläne zu schmieden, nicht heute, sondern wenn du Zeit hast, vielleicht über das Wochenende.« Sie sah seinen Gesichtsausdruck und lachte nervös. »Es ist nicht so arg. Glaube ich jedenfalls.«
Dunross lehnte sich zurück und bemühte sich, seinen entsetzten Verstand wieder in Bewegung zu setzen. »Multiple … das ist eine scheußliche Sache, nicht wahr?«
»Ja, es ist ein Leiden, von dem das Nervensystem angegriffen wird und das man noch nicht heilen kann. Man weiß nicht, was es ist oder wie man es bekommt.«
»Wir werden weitere Spezialisten zuziehen. Nein, es ist noch besser, wenn
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