Hongkong 02 - Noble House Hongkong
erwartet hatte. »Ich müßte die Erlaubnis von Whitehall einholen.«
Rosemont war überrascht. »Unser oberster Mann in England hat mit Ihrem großen weißen Vater gesprochen, und der hat seinen Segen dazu gegeben. Sie hätten ihn schon vor einer Stunde haben sollen.«
»So?«
»Na klar. Verdammt, wir hatten ja keine Ahnung, daß AMG auf der Lohnliste des Tai-Pan stand. Seit Ed die Kopie von AMGs Testament hat, laufen die Leitungen heiß. Wir versuchen, mehr über das Telefongespräch mit der Schweiz zu erfahren, aber – «
»Wie war das?«
»Kiernans Anruf. Das zweite Gespräch, das er geführt hat.«
»Ich verstehe nicht.«
Rosemont erklärte es ihm.
Crosse runzelte die Stirn. »Meine Leute haben mir nichts davon erzählt, auch Dunross nicht. Warum sollte er mir das verschweigen? Er hatte keinen Grund, es für sich zu behalten, oder?«
»Nein. Also, Rog: Ist der Tai-Pan koscher?«
Crosse lachte. »Wenn Sie wissen wollen, ob er ein hundertprozentiger britischer royalistischer Freibeuter ist, der seinem Haus, sich selbst und der Königin treu dient, ist die Antwort ein kategorisches Ja.«
»Wenn ich jetzt Ihre Kopien haben könnte, Rog.«
»Sobald ich die Zustimmung von Whitehall habe.«
»Fragen Sie im Dechiffrier-Raum nach – es ist ein Dringlichkeitsauftrag der Klasse 1-43. Er besagt, daß Sie uns die Kopien sofort nach Erhalt zu übergeben haben.«
Dringlichkeitsaufträge wurden sehr selten erteilt. Der Empfänger war angehalten, für sofortige Erledigung zu sorgen.
Crosse zögerte. Er wagte nicht, ihnen zu sagen, daß er sich noch nicht im Besitz der Informationsbriefe befand. Er griff nach dem Hörer und wählte. »Hier Crosse. Gibt es etwas Neues von Quelle für mich? Ein 1-43?«
»Nein, Sir. Nur das, was wir Ihnen vor einer Stundehinaufgeschickt haben«, antwortete eine Frauenstimme.
»Danke.« Crosse legte den Hörer auf. »Noch nichts da.«
»Scheiße«, murmelte Rosemont und fügte dann hinzu: »Sie haben geschworen, daß Sie das Ding schon ausgestrahlt haben und daß es noch vor uns bei Ihnen eintreffen werde. Es muß jeden Augenblick hier sein. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, warten wir.«
»Ich habe in Kürze eine Verabredung im Central District. Vielleicht am späteren Abend?«
Beide Männer schüttelten den Kopf. Langan sagte: »Wir warten. Wir haben Auftrag, die Berichte sofort durch Boten unter strenger Bewachung zurückzuschicken. Auf Kai Tak wartet schon ein Transportflugzeug der Armee auf den Kurier.«
Crosse spielte mit seinem Feuerzeug. »Stimmt das, was AMG über die CIA und die Mafia behauptet?«
Rosemont sah ihm in die Augen. »Das weiß ich nicht. Eure Leute haben während des Zweiten Weltkriegs alle möglichen Gauner eingesetzt. Wir haben von euch gelernt, das zu benützen, was wir haben – das war euer oberster Grundsatz. Außerdem ist das unser Krieg, und wir werden ihn um jeden Preis gewinnen.«
»Ja, das müssen wir«, erklärte Langan ebenso überzeugt. »Denn wenn wir ihn verlieren, geht die ganze Welt drauf, und wir haben nie wieder eine Chance.«
Auf der Brücke der Sowjetsky Iwanow hatten drei Männer Feldstecher auf den Atom-Flugzeugträger gerichtet. Einer der Männer war Zivilist; er trug ein Kehl-Kopfmikrophon und sprach auf Tonband einen sachverständigen technischen Kommentar über alles, was er sah. Von Zeit zu Zeit fügten die anderen beiden etwas hinzu. Beide trugen Marineuniform. Der eine war Kapitän Gregor Suslew, der andere sein Erster Offizier.
Von Schleppern umgeben, aber ohne Schleppseile, fuhr der Flugzeugträger soeben in die Reede ein. Fähren und Frachtdampfer begrüßten ihn mit ihren Sirenen. Auf dem Hinterdeck des Flugzeugträgers spielte eine Marinekapelle.
»Der Kapitän versteht sein Geschäft«, sagte der Erste Offizier.
»Ja. Aber mit so einer Radaranlage könnte sogar ein Kind ihn steuern«, antwortete Kapitän Suslew. Er war ein breitschultriger, bärtiger Mann, dessen tiefliegende braune Augen freundlich blickten. »Die Suchgeräte in der Takelung sehen aus wie die neuen GEs für Weitstrecken-Radar. Stimmt’s, Wassilij?«
»Richtig«, bestätigte der Zivilist.
»Berichten Sie das gesondert, sobald wir anlegen. Diese Nachricht allein war unsere Reise wert.«
»Ja.«
Suslew stellte seinen Feldstecher noch genauer ein, als das Schiff sich leicht drehte.
Er konnte die Bombenaufhängevorrichtung der Flugzeuge sehen. »Wie viele F5 befinden sich in seinem Bauch, und wie viele Atomsprengköpfe gibt es für
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