Hongkong 02 - Noble House Hongkong
wo er den Rest seines Lebens mit seiner Frau verträumen würde.
»Woranski war ein Spitzenmann, nicht wahr?« fragte er. »Worüber ist er gestolpert?«
»Er wurde verraten, das war sein Problem. Wir werden die Mörder finden und sie zur Rechenschaft ziehen. Falls mein Name auf dem nächsten Messer steht …« Suslew zuckte die Achseln. »Was soll’s! Es geschieht für die Partei und Mütterchen Rußland.«
»Wann gehst du an Land?«
»Sobald es vertäut ist. Das ist ein schönes Schiff, was?«
»Wir haben nichts, was diesem Wunderwerk gleichkommt, Kapitän, stimmt’s?«
Suslew lächelte, während er wieder einschenkte. »Nein, Genosse. Aber wenn der Feind keinen echten Widerstandswillen hat, kann er Hunderte solcher Flugzeugträger besitzen, und es spielt keine Rolle.«
»Ja, aber die Amerikaner sind unberechenbar, ein General kann durchdrehen, und dann fegen sie uns von der Erdoberfläche.«
»Ja, das können sie allerdings, aber sie werden es nicht tun. Sie sind feig. Und es dauert nicht mehr lange, dann drehen wir ihnen den Kragen um!« Er seufzte. »Es wird guttun, wenn wir erst einmal soweit sind.«
»Es wird schrecklich sein.«
»Nein, ein kurzer, beinahe unblutiger Krieg gegen Amerika, dann bricht die übrige Welt zusammen, weil sie nur noch ein Leichnam ist.«
»Unblutig? Was ist mit ihren Atombomben? Wasserstoffbomben?«
»Sie werden nie Atomwaffen oder Raketen gegen uns einsetzen, weil sie zuviel Angst vor den unseren haben. Sie sind nämlich überzeugt, daß wir sie einsetzen Werden.«
»Werden wir es tun?«
»Ich weiß es nicht. Einige Befehlshaber sprechen davon. Wir werden sie sicherlich für den Vergeltungsschlag verwenden – aber damit beginnen? Ich weiß es nicht. Die Drohung allein wird genügen.« Er zündete die dechiffrierte Botschaft an und legte sie in den Aschenbecher. »Noch zwanzig Jahre Entspannung, und unsere Flotte und Luftwaffe sind größer und besser als die ihren. Wir haben jetzt schon mehr Panzer und mehr Soldaten, aber ohne genügend Schiffe und Flugzeuge müssen wir Geduld haben. Mütterchen Rußland kann ohne weiteres zwanzig Jahre auf die Weltherrschaft warten.«
»Und was ist mit China?«
»China ist vielleicht das Land, bei dem wir unsere Atomwaffen einsetzen können«, sagte er sachlich. »Dort gibt es nichts, was wir brauchen. Damit würden wir das chinesische Problem ein für allemal lösen. Wieviel Mann im militärpflichtigen Alter hatten sie laut der letzten Schätzung?«
»116 Millionen zwischen achtzehn und fünfundzwanzig.«
»Stell dir das vor! 116 Millionen gelber Teufel, die an unserer neuntausend Kilometer langen gemeinsamen Grenze stehen … und dann behauptet der Westen, wir hätten in bezug auf China Verfolgungswahn! Atomwaffen würden das chinesische Problem rasch, einfach und für immer lösen.«
Der andere nickte. »Und dieser Dunross? Die Informationsbriefe?«
»Wir werden sie ihm abnehmen. Schließlich gehört einer unserer Leute zu seiner Familie, ein anderer ist einer seiner Partner, ein weiterer sitzt im Special Intelligence – überall, wohin er sich wendet, stößt er auf Arthur und Sevrin, und dann sitzt in seinem Parlament auch noch ein Dutzend dekadenter Typen und sogar einige in seiner Regierung.« Beide lachten.
»Und wenn er die Papiere vernichtet hat? Würdest du ihn hier verhören?«
»Es wäre gefährlich, eine Befragung mit Psychodrogen zu übereilen. Ich habe so etwas noch nie gemacht.«
Der Kapitän runzelte die Stirn. »Wenn du heute abend berichtest, veranlasse die Zentrale, einen Sachverständigen bereitzustellen, für den Fall, daß wir einen brauchen. Koronski aus Wladiwostok, falls er verfügbar ist.«
Dimitri nickte gedankenverloren. Dann fiel sein Blick auf die Morgenausgabe des Guardian, die auf dem Bett des Kapitäns lag. Er holte sie, und seine Augen leuchteten. »Gregor – wenn wir Dunross schnappen müssen, warum nicht sie dafür verantwortlich machen?« Die reißerische Schlagzeile lautete: VERDÄCHTIGE IN WERWOLF-ENTFÜHRUNG. »Wenn Dunross nicht wiederkommt … vielleicht wird dann unser Mann Tai-Pan? Hm?«
Suslew kicherte. »Dimitri, du bist ein Genie.«
Rosemont sah auf die Uhr. Er hatte lange genug gewartet. »Kann ich Ihr Telefon benützen, Rog?«
»Natürlich.«
Der CIA-Mann drückte seine Zigarette aus und wählte die CIA-Zentrale im Konsulat.
»Rosemont am Apparat – gibt es etwas Neues, Phil?«
»Nein, außer daß Marty Povitz von fieberhafter Aktivität auf der Brücke der
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