Hongkong 02 - Noble House Hongkong
war –, müßte das gesamte Unternehmen in eine kritische Lage geraten.
Er fühlte, wie ihm der Schweiß über den Rücken lief, aber er bewahrte Haltung und versuchte, einen Ausweg zu finden. »Das Gold ist völlig sicher, genau wie das Bargeld. Wir waren von Anfang an die Bank der Nelson Trading, und wir haben nie Schwierigkeiten gehabt. Wir haben zu Beginn gemeinsam mit Ihnen spekuliert …«
»Also bitte, Richard«, sagte Mata, der seine Verachtung unterdrückte. »Man spekuliert nicht mit Gold. Ganz bestimmt nicht mit unserem Gold.« Das Gold gehörte der Great Good Luck Company in Macao, die auch seit beinahe dreißig Jahren das Glücksspielmonopol besaß. Die Gesellschaft hatte ein Vermögen von über zwei Milliarden US-Dollar. Davon gehörten Knauser Tung dreißig Prozent, Lando Mata vierzig und den Nachkommen von Schmuggler Mo, der im vorhergehenden Jahr gestorben war, die restlichen dreißig Prozent.
Und alle miteinander, dachte Mata, besitzen wir fünfzig Prozent der Ho-Pak, die du, du dummes Stück Hundekot, irgendwie in Gefahr gebracht hast. »Es tut mir leid, Richard, aber ich bin dafür, daß Nelson Trading die Bank wechselt – zumindest auf einige Zeit.«
»Aber Lando«, begann Richard Kwang, »es besteht überhaupt kein Grund zur Besorgnis.« Er zeigte auf den China Guardian, der auf dem Tisch lag. »Haplys neuer Artikel bestätigt, daß wir gesund sind – daß das ganze ein Sturm im Wasserglas ist, der von einem böswilligen – «
»Das ist möglich. Aber Chinesen glauben Gerüchten, und der Run ist eine Tatsache«, konstatierte Mata scharf.
»Mein alter Herr glaubt den Gerüchten«, stimmte Zeppelin Tung zu. »Er glaubt auch Vierfinger Wu, hat ihn heute nachmittag angerufen, ihm erzählt, daß er sein ganzes Geld abgehoben hat, und ihm geraten, das gleiche zu tun. Sie wissen sehr gut, Richard: Wenn der alte Herr will, daß etwas jetzt geschieht, dann geschieht es jetzt. « Ja, dachte Richard Kwang angewidert, der dreckige alte Geizkragen würde wegen fünfzig Cent aus dem Grab klettern. »Ich schlage vor, daß wir ein, zwei Tage warten …«
Dunross ließ sie reden; sie sollten das Gesicht wahren können. Er hatte bereits entschieden, was geschehen mußte. Die Nelson Trading war eine völlig in Besitz von Struan’s stehende Tochtergesellschaft, so daß die anderen Direktoren nur wenig zu reden hatten. Aber obwohl die Nelson Trading von der Hongkong-Regierung die exklusive Lizenz für die Einfuhr von Gold erhalten hatte, wäre ihr Gewinn ohne das Goldgeschäft der Great Good Luck Company – wenn Knauser Tung und Lando Mata ihr das Vertrauen entzogen – praktisch gleich Null.
Die Nelson Trading bekam für jede Unze, die sie für die Gesellschaft einführte und an die Mole von Macao lieferte, eine Provision von einem Dollar, sowie einen Dollar pro Unze bei Exporten aus Hongkong. Als weitere Gegenleistung dafür, daß die Nelson Trading der Gesellschaft den Gesamtplan für Hongkong zur Verfügung gestellt hatte, erhielt sie zehn Prozent des Nettogewinns. In diesem Jahr hatte die japanische Regierung den offiziellen Goldkurs willkürlich mit fünfundfünfzig Dollar je Unze festgesetzt – ein Profit von fünfzehn Dollar pro Unze. Auf dem Schwarzmarkt mußte der Gewinn noch höher sein, in Indien beinahe achtundneunzig Dollar betragen.
Dunross sah auf die Uhr. Crosse sollte in wenigen Minuten eintreffen.
»Wir verfügen über Aktiva im Wert von mehr als einer Milliarde, Lando«, wiederholte Richard Kwang.
»Gut«, unterbrach Dunross scharf, um die Besprechung abzuschließen. »Dann spielt es ja wirklich keine Rolle, Richard. Es hat keinen Sinn zu warten. Ich habe Vorkehrungen getroffen. Unser Transportwagen wird um Punkt acht Uhr vor Ihrem Nebeneingang stehen.«
»Aber – «
»Warum so spät, Tai-Pan?« fragte Mata. »Es ist noch nicht einmal sechs.«
»Weil es dann finster ist, Lando. Ich möchte nicht fünfzig Tonnen Gold bei Tageslicht transportieren. Ein paar Verbrecher könnten sich in der Nähe aufhalten. Man kann nie wissen.«
»Mein Gott, Sie glauben … Triaden?« Zeppelin Tung war entsetzt. »Ich rufe meinen Vater an. Er soll uns zusätzliche Wächter schicken.«
»Das ist nicht nötig«, erklärte Dunross. »Die Polizei meinte, daß wir nicht zuviel Aufhebens machen sollen. Sie hält sich im Hintergrund bereit.« Dunross griff nach dem Telefon und rief Johnjohn unter seiner privaten Nummer in der Bank an.
»Bruce? Ian. Wir brauchen den Tresor – Punkt acht
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