Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Achseln.
Suslew schenkte sich ein frisches Glas ein. »Es wäre nicht schwer, diesen MacStruan und die anderen zu diskreditieren. Sie zu eliminieren.« Suslew fixierte ihn. »Selbst Dunross.«
»Nein. Das ist keine Lösung.«
»Gibt es eine andere?«
»Geduld haben.« DeVille lächelte, aber unter seinen müden Augen lagen dunkle Schatten. »Ich möchte nicht der Anstoß für seine … Beseitigung sein – oder die der anderen.«
Suslew lachte. »Man muß einen Menschen nicht gleich töten, um ihn zu eliminieren. Sind wir Barbaren? Natürlich nicht.« Er musterte seinen Schützling. DeVille muß zu einer realistischeren Einschätzung der Lage erzogen werden, dachte er. »Erzähl mir von diesem Amerikaner, Bartlett, und dem Struan’s-Par-Con-Deal!«
DeVille berichtete ihm alles, was er wußte. »Mit Bartletts Geld haben wir alles, was wir brauchen.«
»Ist dieser Gornt imstande, eine Übernahme zu erzwingen?«
»Ja und nein. Möglicherweise. Er ist hart, und er haßt uns aus tiefster Seele. Es ist eine lange zurückliegende Riv…«
»Ja, ich weiß.« Es überraschte Suslew, daß deVille ihm Informationen lieferte, die ihm längst bekannt waren. Ein schlechtes Zeichen, dachte er und warf einen Blick auf die Uhr. »Unser Freund hätte schon vor fünfundzwanzig Minuten da sein sollen. Sonderbar.«
»Weißt du schon von dem Feuer in Aberdeen?« fragte deVille.
»Was für ein Feuer?«
»Es kam gerade in den Nachrichten, bevor ich herauf fuhr.« DeVille und seine Frau bewohnten das Appartement 20 im sechsten Stock. »Das Restaurant ›Zum schwimmenden Drachen‹ in Aberdeen ist abgebrannt. Vielleicht war Arthur auch da.«
»Hast du ihn gesehen?« Suslew war plötzlich beunruhigt.
»Nein. Aber ich könnte ihn verfehlt haben. Ich ging schon vor dem Dinner.«
Nachdenklich nippte Suslew an seinem Wodka. »Hat er dir schon gesagt, wer sonst noch zu Sevrin gehört?«
»Nein. Ich habe ihn gefragt – wohlüberlegt, wie du es mir befohlen hast, aber er hat niem…«
»Befohlen? Ich befehle dir nichts, towarisch, ich schlage nur vor.«
»Natürlich. Er sagte nur: ›Wenn es soweit ist, werden wir alle zusammentreffen‹.«
»Wir werden es bald erfahren. Er hat völlig recht, wenn er so vorsichtig ist.« Suslew hatte sowohl deVille als auch Arthur auf die Probe stellen wollen. Es war eine der grundlegenden Vorschriften des KGB, daß man in bezug auf seine Agenten nie zu vorsichtig sein kann, wie wichtig sie auch sein mögen.
Er musterte deVille, taxierte ihn und war froh, daß er die Probe bestanden hatte – er und Arthur. Ja, wir suchen uns die Besten aus. Wir sind die Elite. Wir brauchen Spione aller Kategorien. Wir brauchen diese Leute, Jacques und Arthur und die anderen.
Ja, wir brauchen sie dringend.
»Arthur hat mir nie einen Hinweis gegeben, wer die anderen sein könnten«, fügte deVille hinzu. »Nur daß wir sieben sind.«
»Wir müssen Geduld haben«, sagte Suslew, froh, daß auch Arthur vorsichtig war, denn es war ein Teil des Planes, daß die sieben einander nie kennenlernen und nie erfahren sollten, daß Suslew Sevrins Kontrolleur und Arthurs Vorgesetzter war.
Suslew war über die Identität aller Sevrin-Maulwürfe unterrichtet. Zusammen mit Arthur hatte er sie in all den Jahren immer wieder getestet, hatte einige eliminiert, andere dazugenommen. Wenn ein Agent in seiner Loyalität schwankend wird, muß er sofort neutralisiert oder eliminiert werden – bevor er dich neutralisiert oder eliminiert. Das gilt sogar für Ginny Fu, obwohl sie keine Agentin ist und nichts weiß. Zeit, daß ich eine Reise mit ihr mache, wie ich es ihr versprochen habe. Eine kurze Reise – nächste Woche. Nach Wladiwostok. Dort können wir sie von ihrem bisherigen Leben reinwaschen und zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft machen.
Er schlürfte seinen Wodka. »Wir wollen Arthur eine halbe Stunde geben. Bitte«, sagte er und wies auf einen Stuhl.
DeVille schob die Zeitung weg und setzte sich in einen Lehnsessel. »Hast du von dem Run gelesen?«
Suslew grinste. »Ja, towarisch. Wunderbar!«
»Ist das eine Operation des KGB?«
»Nicht daß ich wüßte«, antwortete Suslew freundlich. »Wenn aber doch, hat sich jemand eine Beförderung verdient.« Es war ein Eckpfeiler leninistischer Politik, die Entwicklung westlicher Banken mit besonderer Aufmerksamkeit zu verfolgen, sie, die den Kern westlicher Macht darstellten, bis in ihre Spitzen zu infiltrieren, sie und andere dazu zu bewegen, westliche
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