Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
lesen.
    Seine scharfen Ohren hörten, wie der Aufzug stehenblieb. Er ging zu dem Tischchen neben der Tür und zog eine geladene und mit Schalldämpfer versehene Pistole aus einer Lade. Er steckte die Waffe ein und lugte durch das Guckloch.
    Der Ton der Glocke war gedämpft. Er öffnete die Tür und lächelte. »Komm herein, alter Freund!« Herzlich umarmte er Jacques deVille. »Wir haben uns lange nicht gesehen.«
    »Das ist wahr«, erwiderte deVille ebenso herzlich. Zum letzten Mal hatte er Suslew in Singapur bei einem durch Arthur einberufenen Geheimtreffen gesehen, kurz nachdem er veranlaßt worden war, Sevrin beizutreten. Ebenso geheimnisvoll war ihre erste Begegnung gewesen: im Juni 1941 in Brest, wenige Tage bevor Nazideutschland die Sowjetunion überfiel. DeVille kämpfte damals im Widerstand, und Suslew war Erster Offizier und gleichzeitig geheimer Politkommissar eines sowjetischen U-Boots, das nach einer Patrouillenfahrt im Atlantik offiziell den Hafen angelaufen hatte, um dringende Reparaturen ausführen zu lassen. Damals war deVille gefragt worden, ob er bereit sei, nach der Zerschlagung des Faschismus als Geheimagent den wahren Krieg weiterzuführen – den Krieg gegen den kapitalistischen Feind.
    Er hatte begeistert zugestimmt.
    Es war Suslew leichtgefallen, ihn zu gewinnen. Mit dem Blick auf deVilles Möglichkeiten nach dem Krieg hatte das KGB ihn heimlich an die Gestapo verraten und ihn dann durch kommunistische Guerillas aus einem Gefangenenlager der Gestapo befreien lassen. Die Genossen hatten ihm gefälschte Beweise vorgelegt, aus denen hervorging, daß er von einem seiner eigenen Leute für Geld verraten worden sei. DeVille war damals zweiunddreißig und so wie viele seiner Altersgenossen betört vom Sozialismus und den Lehren von Marx und Lenin.
    »Du siehst müde aus, Frédéric«, sprach Suslew ihn mit seinem Codenamen an. »Sag mir, was dich bedrückt!«
    »Es ist nur ein Familienproblem.«
    »Erzähl!«
    Suslew hörte aufmerksam zu. Seit ihrer Begegnung im Juni 1941 war er deVilles Führungsoffizier. Erst 1947 hatte er ihm befohlen, nach Hongkong zu gehen und bei Struan’s einzutreten. Vor dem Krieg hatten deVille und sein Vater ein florierendes Import-Export-Geschäft betrieben, das enge Beziehungen – auch familiärer Natur – zu Struan’s unterhielt, und so war seine Ortsveränderung allgemein begrüßt worden.
    »Wo ist jetzt deine Tochter?« fragte er mitfühlend.
    DeVille sagte es ihm.
    »Und der Fahrer des anderen Wagens?«
    Suslew prägte sich den Namen und die Adresse ein. »Ich werde mich darum kümmern, daß man ihm die Rechnung präsentiert.«
    »Nein«, wehrte deVille sofort ab. »Es … es war ein Unfall. Wegen eines Unfalls kann man einen Menschen nicht bestrafen.«
    »Er war betrunken. Für Trunkenheit am Steuer gibt es keine Entschuldigung. Fest steht, daß du für uns sehr wertvoll bist. Wir kümmern uns um unsere Leute. Man wird ihm die Rechnung präsentieren.«
    DeVille wußte, daß es keinen Zweck hatte, mit ihm zu diskutieren. Er starrte auf die Regentropfen, die über die Scheiben liefen, und fragte sich, zu welchem Zweck man ihn gerufen hatte. »Und wie geht es dir?«
    »Sehr gut. Möchtest du einen Drink?« Suslew ging zur Bar hinüber. »Der Wodka ist gut.«
    »Wodka ist mir recht. Aber bitte nur einen kleinen.«
    »Wenn Dunross sich zurückzieht, bist du der nächste Tai-Pan?«
    »Es wird einer von uns vieren sein: Gavallan, David MacStruan, ich oder Linbar Struan.«
    »In dieser Reihenfolge?«
    »Das weiß ich nicht. Danke.« DeVille nahm sein Glas. »Ich tippe auf Gavallan.«
    »Wer ist dieser MacStruan?«
    »Ein entfernter Vetter. Er war fünf Jahre im China-Handel. Gegenwärtig betreibt er die Ausweitung unserer Geschäfte nach Kanada – wir bemühen uns zu diversifizieren, Holzfasern, Kupfer und verschiedene Minerale kanadischer Provenienz in unser Programm aufzunehmen.«
    »Ist er tüchtig?«
    »Sehr tüchtig. Stahlhart und skrupellos. Einundvierzig, Exleutnant, Fallschirmspringer. Eine Verschlingung der Tragleine seines Fallschirms hätte ihm über Birma beinahe die linke Hand abgerissen. Er legte sich selbst einen Kreuzverband an und kämpfte weiter. Das trug ihm das Militärverdienstkreuz ein. Wenn ich Tai-Pan wäre, ich würde mich für ihn entscheiden.«
    »Hat Dunross ein Testament gemacht?«
    »Ian überläßt nichts dem Zufall. Kommt Arthur?«
    »Ja. Wie könnten wir die Gewichte zu deinen Gunsten verschieben?«
    DeVille zuckte die

Weitere Kostenlose Bücher