Hongkong 02 - Noble House Hongkong
seinen Arm wieder in die Schlinge, setzte seine Mütze auf und ging voran. Unterwegs ließ sich Armstrong von Wu wiederholen, was der Junge gesagt hatte, der behauptete, einer der Werwölfe zu sein, und was die alte amah. »Sehr gut, Wu«, lobte Armstrong den jungen Polizeibeamten. »Sie haben ausgezeichnete Arbeit geleistet. Chief Inspector Smyth hat mir berichtet, Sie möchten gerne zum SI versetzt werden?«
»Ja, Sir.«
»Warum?«
»Es ist eine sehr wichtige Abteilung des SB, Sir. Ich habe mich schon immer für Sicherheitsfragen interessiert und was wir tun müssen, um uns vor unseren Feinden zu hüten und die Kolonie zu schützen, und ich glaube, daß es eine interessante und wichtige Tätigkeit wäre.«
»Wenn sich diese Sache so entwickelt, wie nach Ihrem Bericht zu hoffen steht, werde ich beim SB oder SI ein gutes Wort für Sie einlegen«, versprach Armstrong.
Augenglas Wu grinste über das ganze Gesicht. »Ja, Sir, danke, Sir! Ah Tam kommt wirklich aus meinem Dorf.«
Sie bogen in das Gäßchen ein. Einkäufer, Buden- und Ladenbesitzer unter Schirmen oder Segeltuchüberhängen beobachteten sie verdrießlich und argwöhnisch. Smyth war der bekannteste und gefürchtetste quai loh in Aberdeen.
»Das ist das Haus, Sir«, raunte Wu. Wie vorher abgesprochen, blieb Smyth diesseits der Eingangstür vor einer Marktbude stehen, so als wollte er einen Blick auf das feilgebotene Gemüse werfen; der Besitzer erlitt einen leichten Schock. Armstrong und Wu gingen am Eingang vorbei, machten aber sofort kehrt, und die drei Männer taten sich zusammen. Rasch gingen sie die Treppe hinauf, während zwei Beamte in Uniform vor dem Eingang auftauchten, um diesen zu sichern. Einer von ihnen eilte ein noch engeres Gäßchen hinauf und bog um die Ecke, um sich zu vergewissern, daß ein Kollege in Zivil noch am Hintereingang postiert war.
Das Innere des Hauses war ebenso schäbig und schmutzig wie das Äußere, mit Bruch und Abfall auf jedem Treppenabsatz. Smyth ging voran; er blieb im dritten Geschoß stehen, knöpfte seine Revolvertasche auf und trat zur Seite. Ohne zu zögern, lehnte sich Armstrong gegen die schwache Tür, sprengte das Schloß und drang ein. Während Smyth ihm auf dem Fuß folgte, blieb Wu nervös stehen, um den Eingang zu sichern. Die Einrichtung des schmutzfarbenen Raumes bestand aus alten Sofas, alten Stühlen und rußigen Vorhängen. Eine robuste Frau in mittleren Jahren starrte sie an und ließ vor Schreck die Zeitung fallen. Die beiden Männer marschierten auf die Zimmertüren zu. Smyth öffnete eine und fand ein schmuddeliges Schlafzimmer; eine andere führte in ein dreckiges Bad und eine dritte in ein weiteres Schlafzimmer mit vier ungemachten Wandbetten. Armstrong stieß die letzte Tür auf und befand sich in einer vollgeräumten, schmierigen kleinen Küche, wo Ah Tam über einen Haufen Wäsche in einem schmutzigen Ausguß gebeugt stand. Sie starrte ihn verständnislos an. Hinter ihr befand sich noch eine Tür. Er öffnete sie. Es war mehr ein Schrank als ein Raum, fensterlos, mit einem Entlüftungsrohr und einer in die Wand eingelassenen Nische, gerade groß genug, um eine schmale Pritsche und eine ramponierte Kommode aufzunehmen.
Er kehrte ins Wohnzimmer zurück. Ah Tam kam hinter ihm hergeschlurft. Smyth nahm die Papiere heraus. »Tut mir leid, daß ich Sie stören muß, Madam, aber wir haben einen Haussuchungsbefehl.«
»Was?«
»Übersetzen Sie, Wu«, befahl Smyth, und sofort wiederholte der junge Constabler, was gesprochen worden war, und begann, wie vorher abgemacht, so zu agieren, als wäre er der Dolmetsch für zwei Dummköpfe von quai loh, die kein Kantonesisch verstanden.
Die Frau ließ die Kinnlade fallen. »Haussuchung?« kreischte sie. »Was wollen Sie suchen? Wir halten die Gesetze ein. Mein Mann arbeitet für die Regierung und hat einflußreiche Freunde. Und wenn Sie den Spielklub suchen, der ist im vierten Stock, und wir haben nichts damit zu tun, und wir wissen auch nichts von den stinkenden Huren auf Nummer 16 …«
»Das reicht«, unterbrach sie Wu in scharfem Ton. »Wir sind von der Polizei. Diese Herren sind bedeutende Persönlichkeiten. Sind Sie die Frau von Tsch’ung, dem Müllabfuhrmann?«
»Ja«, antwortete sie mürrisch, »was wollen Sie von uns? Wir haben nichts …«
»Genug jetzt!« fuhr Armstrong sie auf Englisch an. »Du! Bist du Ah Tam?«
»Was, ich? Wieso?« Nervös zupfte die alte amah, die Wu nicht wiedererkannte, an ihrer Schürze.
»Du bist also Ah
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