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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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    »Wer ist der Boss? Welcher ist es?«
    »Sie. Hinter Theke. Sie Mama-san.«
    Armstrong spähte durch den Rauch. Die hagere Frau war Mitte Fünfzig. »Woher weiß sie, daß ich ein Bulle bin?«
    »Hör mal, sie mir sagen, ich dich glücklich machen, oder mich rauswerfen. Ich geh jetzt rauf, heya ?« Das Kind stand auf. Er sah jetzt die Angst in ihrem Gesicht.
    »Setz dich!« befahl er ihr.
    Sie gehorchte. »Wenn ich dir nicht gefallen, sie mich raus …«
    »Du gefällst mir.« Armstrong verzog den Mund. Der alte Trick. Er schob ihr fünfzig Dollar hin. »Hier. Geh und gib das der Mama-san! Sag, ich kann jetzt nicht ficki-ficki machen, weil ich heute die Tante zu Besuch habe!«
    Lili glotzte ihn dumm an und kicherte dann wie ein altes Weib. » Iiiiiii , das ist ein guter Witz!« Schwankend auf ihren hohen Absätzen, ging sie zur Theke hinüber. Der bis hoch oben geschlitzte chong-sam ließ ihr kleines Hinterteil und ihre dünnen, sehr dünnen Beine sehen.
    Armstrong zahlte seine Rechnung und bahnte sich durch die schwitzenden, lärmenden Matrosen einen Weg zum Ausgang.
    »Du bist hier immer gern gesehen!« rief ihm Mama-san zu.
    »Glaub ich gern«, rief er zurück, ohne ihr zu grollen.
    Der Regen war zu einem Nieseln geworden, und es wurde langsam dunkel. Noch mehr laute Matrosen bevölkerten die Straßen, alles Amerikaner. Er ließ den Hafen und die Gloucester Road hinter sich, schlenderte die O’Brian Road hinauf, und fand schließlich das Gäßchen, das er suchte. Wie immer herrschte hier reges Leben und Treiben – Läden und Buden und knochendürre Köter, gebratene Enten und Fleischstücke an Haken, Gemüse und Obst. Gleich vor dem ersten Haus befand sich ein kleiner Stand mit Stühlen unter einem Schutzdach aus Segeltuch, um die Kunden vor dem Nieselregen zu schützen. Er suchte sich eine ruhige Ecke aus, bestellte eine Schale Singapur-Nudeln – und wartete.
    Immer wieder kehrten seine Gedanken zu Brian Kwok zurück. Und zu den 40.000 in gebrauchten Scheinen, die er in seiner Schreibtischlade gefunden hatte – einer Lade, die er stets versperrt hielt.
    Er war müde und hatte das Gefühl, über und über mit Schmutz bedeckt zu sein – einem Schmutz, der auch mit Seife und heißem Wasser nicht weggehen würde. Es kostete ihn Mühe, seine Augen zu zwingen, nach dem Wild Ausschau zu halten, seine Ohren, den Straßenlärm zu hören, und seine Nase, das Essen zu genießen.
    Dann sah er den amerikanischen Matrosen. Er war mager, trug eine Brille und überragte die chinesischen Passanten, obwohl er ein wenig gebeugt ging. Er hatte den Arm um ein Straßenmädchen gelegt.
    »Nicht hier lang, Baby«, quengelte sie. »Mein Zimmer andere Richtung. Du verstehen?«
    »Klar, Schätzchen, aber jetzt gehen wir mal da runter, und dann zu dir. Komm, Süße!«
    Armstrong sah sie näherkommen und fragte sich, ob das der Mann war. Er schien Ende Zwanzig zu sein und sprach mit dem Akzent eines Südstaatlers. Offenbar versuchte er sich zurechtzufinden. Dann fiel sein Auge auf ein kleines Restaurant mit einer Aufschrift in chinesischen Schriftzeichen: »Restaurant zur tausendjährigen Gesundheit Mao Tse-tungs.«
    »Komm, Süße«, sagte der Matrose, und sein Gesicht leuchtete auf, »laß uns hier ein Bier trinken!«
    »Nicht gut hier, Baby, besser in meine Kneipe, heya ! Bess…«
    »Verdammt nochmal, wir trinken das Bier hier!« Er betrat das offene Lokal und setzte sich an einen der Plastiktische. Mürrisch folgte sie ihm. »Bier. Zwei Bier! San Miguel, äh?«
    An einem der Nebentische saßen vier Kulis, die sich geräuschvoll Nudeln und Suppe in den Mund stopften. Sie streiften den Matrosen und sein Mädchen mit einem kurzen Blick. Einer machte eine schmutzige Bemerkung, und alle lachten. Das Mädchen errötete und drehte ihnen den Rücken zu. Der Matrose sah sich sorgfältig um, nippte an seinem Bier und stand auf. »Ich muß mal.« Er marschierte auf den Hintereingang zu und verschwand durch den schmutzigen Vorhang; der Mann an der Theke beobachtete ihn verdrießlich. Armstrong atmete erleichtert auf. Die Falle war gestellt.
    Sekunden später kam der Matrose wieder heraus. »Los, Süße«, sagte er, »wir gehen!«
    Er leerte sein Glas und zahlte. Arm in Arm gingen sie den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Armstrong lehnte sich behaglich zurück, ließ seine Blicke von einer Seite zur anderen schweifen und wartete geduldig. Schon wenige Minuten später sah er den kleinen, untersetzten Europäer das Gäßchen

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